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1071 - Zwischenstation Orsafal

Titel: 1071 - Zwischenstation Orsafal
Autoren: Unbekannt
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wissen.
    „Er wartet draußen."
    „Warum hast du ihn nicht mit hereingebracht?"
    Der Telepath lächelte schwach.
    „Ich habe ihm gesagt, daß du besser über diese Dinge informiert sein solltest", erklärte er. „Oso war derselben Ansicht, aber er legte keinen Wert darauf, sich Koro anzuhören."
    „Warum nicht?" fragte Rhodan wachsam.
    Der Telepath zuckte die Schultern.
    „Vielleicht schämt er sich für das, was sein Artgenosse da verzapft hat!" sagte er leise.
    Rhodan ging wortlos zur Tür und öffnete sie. Er blickte direkt in die starren Augen eines Aktionskörpers.
    „Komm herein, Oso", bat er.
    Der Porleyter marschierte los und blieb in der Nähe des Bildschirms stehen. Rhodan hörte, wie die Tür sich schloß, und stellte fest, daß Fellmer Lloyd die günstige Gelegenheit wahrgenommen hatte, um sich diskret zu entfernen. Er wußte nicht recht, ob er froh darüber sein sollte oder nicht. Aber seine Unwissenheit reichte noch viel weiter. Ratlos sah er Clynvanth-Oso-Megh an. Es kam selten vor, daß er beim besten Willen nicht wußte, was er sagen und wie er reagieren sollte - dies war eine dieser seltenen Situationen.
    Der Porleyter umging den Augenblick der Verlegenheit geschickt, indem er Rhodans Interesse auf einen Punkt lenkte, der infolge der Ereignisse in den Hintergrund gerückt war.
    „Ich muß dir etwas über den Frostrubin sagen!" erklärte er.
    Rhodan erstarrte. Lafsater-Koro-Soth und die Versammlung im Lagerraum gerieten in Vergessenheit.
    Der Frostrubin - eine der drei Ultimaten Fragen.
    „Was hast du mir zu sagen?" fragte er heiser.
    „Ich weiß, daß du eine von Lafsator-Koro-Soths Reden angehört hast", sagte Clynvanth-Oso-Megh leise. „Ich kenne seine Argumente nur allzu gut. Er geht immer wieder auf unsere letzte große Tat ein. Ich glaube, daß du ein Recht darauf hast, zu wissen, was diese große Tat war: Wir haben den gefährlichen Frostrubin verankert."
    „Verankert?" fragte Rhodan verständnislos. „Was bedeutet das?"
    „Das wirst du erfahren, wenn wir Neu-Moragan-Pordh erreichen. Dort sind die Koordinaten des Ankerplatzes und alle anderen Daten gespeichert. Wir müssen Neu-Moragan-Pordh erreichen!"
    „Sag das deinen Artgenossen", brummte Rhodan unwirsch.
    „Das habe ich getan", versicherte Oso ernsthaft. „Einige von ihnen hören auf mich, andere dagegen nicht."
    Rhodan sah den Porleyter - oder besser: den Aktionskörper - nachdenklich an.
    „Ich kenne diesen Schachzug", sagte er leise. „Ich habe ihn oft genug selbst ausprobiert."
    „Was ist das - ein Schachzug?"
    Er erklärte es dem Porleyter, und Oso hörte regungslos zu.
    „Ein barbarisches Spiel", sagte er schließlich. „Wenn ich dich recht verstanden habe, beruht es auf einem primitiven Prinzip der hierarchischen Selektion. Man opfert bedenkenlos einen Bauern, also eine scheinbar unwichtige Figur, um einen Läufer, Springer oder Turm zu retten, und man opfert schließlich auch diese wichtigeren Figuren, um einem lahmen und völlig unfähigen König zu helfen. Für den Spielausgang ist es unerheblich, wie viele Figuren ausgeschaltet wurden und wie viele am Leben geblieben sind. Entscheidend ist der Sieg des Königs, und niemand zählt die Opfer, die dieser Sieg gefordert hat. Ist das die Philosophie, der du folgst?"
    Rhodan sah seinen Gast betroffen an.
    „Irgendwann habe ich eine ähnliche Deutung des Schachspiels gelesen", murmelte er.
    „Aber das ist sehr lange her. Es muß in meiner Kindheit gewesen sein."
    Und diese Kindheit war unendlich weit von ihm entfernt. Er versuchte dennoch, sich zu erinnern, aber schließlich gab er es mit einem Schulterzucken auf.
    „Es war ein Roman, soviel weiß ich noch", sagte er leise. „Ein phantastischer Roman im wahrsten Sinne des Wortes. Es ging um den Kampf zwischen Gut und Böse. Der Autor trug den Namen eines terranischen Monats, und er nannte das Schachspiel dumm, weil es nur Opfer dabei gäbe und die Sieger über Leichen gehen müßten."
    „Es muß ein kluger Mensch gewesen sein."
    Perry Rhodan wünschte sich, die Sprache nicht darauf gebracht zu haben.
    „Ich sollte mal wieder lesen", dachte er. „Nicht nur irgendwelche Berichte, die hereinkommen, sondern Bücher, richtige, altmodische Bücher. Wie lange ist das eigentlich her?"
    Er hätte es leicht nachrechnen können, aber er ließ es bleiben. Ihm selbst erschien es wie eine Ewigkeit, und eine seltsame Melancholie befiel ihn. Diese Gedanken betrafen jene Zeit, in der alles begonnen hatte. Eines Tages würde
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