Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1071 - Die Urnen-Gang

1071 - Die Urnen-Gang

Titel: 1071 - Die Urnen-Gang
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
die Firma geschlossen, um die Unterlagen zu sichten. Was mein Bruder genau getan hat, davon habe ich nichts mitbekommen. Ich kenne nur seine normalen Geschäfte. Was hinter den Kulissen lief, ist mir verborgen geblieben. Ich will es auch nicht wissen, ehrlich gesagt.«
    Beide lachten plötzlich. Ihr Lachen schallte über Percy Irons Kopf hinweg. »Wie kann man nur so dumm sein und davon ausgehen, daß wir spaßen. Nein, wir spaßen nicht. Dein Bruder hat es zu toll getrieben. Es gibt ihn nicht mehr. Es gibt ihn nicht einmal mehr als Leiche. Wir haben ihn verbrannt. In der Urne auf dem Bild befand sich tatsächlich seine Asche.«
    Percy Iron schwieg. Er schaute nach unten und schloß die Augen. Bisher hatte er es nicht wahrhaben wollen und an einen Bluff geglaubt. Nun aber lagen die Dinge anders. Er glaubte jetzt fest daran, daß der andere nicht gelogen hatte. Sein Bruder war tot, man hatte ihn verbrannt. Warum sollten die beiden ihn hier mit einem Bluff konfrontieren?
    Aber warum hatten sie es getan? Warum wurde ein Mensch getötet und dann verbrannt? Das wollte ihm nicht in den Sinn. Percy merkte auch, wie seine Angst konkreter wurde. Ihm brach Schweiß aus.
    »Genug nachgedacht?« fragte der Kerl vor ihm.
    »Nein, ich weiß wirklich nichts. Das ist mir alles viel zu fremd. Ich bin nicht mit den Gepflogenheiten meines Bruders vertraut. Ich weiß nicht, was er Ihnen angetan hat…«
    »Betrogen, er hat uns betrogen. Er hat gewisse Autos nicht an uns weitergeleitet, sondern sie selbst verkaufen wollen, weil er dachte, daß seine Kenntnisse und Beziehungen mittlerweile stark genug geworden waren. Nur hat er sich geirrt. Er ahnte nicht, wie gut die Verbindungen jenseits des ehemaligen Eisernen Vorhangs funktionieren. Man hält zusammen. Ob man nun aus Polen, der Ukraine, Rußland oder Rumänien stammt. Irgendwo sind alle Brüder. So hat sich schnell herumgesprochen, welchen Weg dein Bruder gegangen ist. Dafür mußte er büßen.«
    »Sie haben ihn verbrannt wie ein Tier, nicht?«
    »Ja, wie ein BSE-Rind!«
    Eine Antwort, die in Percy den Haß hochsteigen ließ. Er wollte in die Höhe schnellen, es war ihm alles egal, das aber merkte der Mann, der hinter ihm stand.
    Plötzlich lagen zwei kalte Hände um Irons Kehle. Die Finger drückten so stark zu, daß Iron die Luft abgeschnürt wurde und er nicht mehr atmen, sondern nur noch gurgeln konnte.
    »Ruhig!« zischelte der Typ hinter ihm. »Es sei denn, du willst jetzt schon sterben.«
    »N… nein…«, würgte Iron hervor. »Nein, das nicht, verdammt.«
    »Gut so.«
    Der Druck verschwand, und Percy holte zunächst tief Luft. Die Haut am Hals schmerzte, sicherlich würden sich die Finger dort noch abmalen, aber das war nicht mehr wichtig. Er hatte die Worte des anderen Kerls genau behalten und konnte sich ausrechnen, daß er auf der Liste stand.
    Jetzt schon sterben!
    Wenn er richtig darüber nachdachte, dann stand für die beiden sowieso fest, daß er sterben sollte, und das wiederum ließ ihn tief erschauern.
    »Dann können wir ja wieder vernünftig miteinander reden. Fest steht, daß es deinen Bruder nicht mehr gibt. Du kannst dir das Foto vergrößern und einrahmen lassen. Dann hast du deinen Bruder immer bei dir.« Der Mann schickte seinen Worten ein scharfes, meckerndes Lachen hinterher.
    »Aber das ist nur eine Sache. Die zweite sieht anders aus.«
    »Und wie?«
    »Es ist ein Vorschlag.«
    »Ich höre zu.«
    »Das mußt du auch, und du wirst dich zudem sehr schnell entscheiden müssen. Schließlich geht es um dich allein. Um deine Existenz, um dein bißchen Leben.«
    »Was soll ich tun?«
    »Die Firma verkaufen!«
    Percy Iron hatte die Antwort gehört. Sie war sehr schnell erfolgt, so schnell, daß er sie zunächst nicht glauben konnte und sich deshalb ziemlich geschockt zeigte. Er saß starr da, ohne daß ihm überhaupt eine Antwort dazu einfiel.
    »Du hast alles gehört und verstanden?«
    »Ja, habe ich.«
    »Sehr schön. Die Sache läuft folgendermaßen ab. Du wirst die Firma verkaufen, dich selbst aber nicht zurückziehen. In der Öffentlichkeit firmiert sie weiterhin unter dem alten Namen, der ja gut eingeführt ist. Du kannst deine Geschäfte weitermachen, du kannst auch weiterhin versuchen, den Staat um Steuern zu bescheißen, das ist uns im Prinzip egal. Wir wollen nur, daß du alles tust, was wir dir sagen.«
    Der Mann hatte nicht viel gesagt. Es reichte allerdings aus, daß Iron wußte, wie der Hase laufen sollte. Man wollte die Firma seines Bruders haben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher