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1060 - Die Mystikerin

1060 - Die Mystikerin

Titel: 1060 - Die Mystikerin
Autoren: Jason Dark
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Dann streckte sie Amy die rechte Hand entgegen.
    »Hi, Amy, hörst du mich? Kannst du mich verstehen?«
    Wir erhielten keine Antwort.
    »Bitte, Amy, ich bin gekommen, um dich zurückzuholen. Dein Vater hat mich geschickt. Er will dich wieder bei sich haben. Du sollst zu ihm kommen, er liebt dich.«
    Jane Collins hatte genau die richtigen Worte getroffen. Es überraschte uns beide, daß Amy antwortete. »Nein, ich will nicht zurück. Ich gehöre meinem Vater nicht mehr. Ich bin weggelaufen. Ich war in einer anderen Welt.«
    »Das weiß ich, Amy. Er liebt dich trotzdem.«
    Sie schüttelte den Kopf. Dann wurde sie störrisch und patzig.
    »Nein, nein, verdammt! Er liebt mich nicht. Es gibt nur eine Person, die mich liebt.«
    »Gut, Amy, einigen wir uns darauf. Darf ich fragen, wer diese Person ist?«
    »Du kennst sie nicht.«
    »Vielleicht doch.« Die nächste Frage stellte Jane Collins aufs Geradewohl. »Ist es eine Frau?«
    Amy versteifte sich noch mehr, obwohl das kaum möglich war.
    Jane hatte genau ihren wunden Punkt getroffen. Amy nickte. Recht flüssig gab sie die Antwort. »Ja, es ist eine Frau.«
    »Wunderbar. Vielleicht kenne ich sie. Kannst du mir ihren Namen sagen, Amy?«
    »Sie hat gesagt, daß sie mich beschützt. Sie wird immer in meiner Nähe sein, und das glaube ich.«
    »Aber jetzt ist sie nicht hier, Amy.«
    »Doch! Doch! Doch! Sie ist hier. Ich spüre sie. Wenn sie will, kann sie sich auch zeigen. Ich spüre sie. Ihr Versprechen zählt. Sie hat es mir gegeben, und ich habe mich auf sie verlassen können.«
    Jane nickte, um sie zu beruhigen. »Gut, Amy, wir glauben dir. Es ist alles okay. Kannst du uns denn auch ihren Namen sagen? Du wirst ihn doch kennen – oder?«
    »Ja, ich kenne ihn. Er ist so schön.« Amy geriet ins Schwärmen.
    »So wunderbar passend. Sie ist für mich eine Heilige. Etwas anderes kann ich nicht sagen. Eine Heilige und auch ein Engel, denn sie hat mich auf den richtigen Weg gebracht.«
    »Das ist wirklich toll«, lobte Jane. »Kann sie auch mich auf den richtigen Weg bringen?«
    »Alle Menschen.«
    »Darf ich denn zu ihr? Oder darf ich sie sehen?«
    »Nein, so einfach ist es nicht. Man kann sie nicht einfach sehen wollen. Sie ist zu wertvoll. Sie bestimmt, wer sie sehen darf und wer nicht. Sie sagt mir alles. Ich werde es tun. Sie beschützt mich. Vor dem Bösen.«
    »Was ist das Böse?«
    Amy lächelte. »Es war dieser Mann hier. Als er mich sah, wollte er mich vergewaltigen. Ich kenne die Männer aus einem anderen Leben. Ich habe erlebt, wie schlimm sie sein können, aber dann war sie da und gab mir die Waffe.« Amy lachte auf. Wahrscheinlich, weil die Bilder der Erinnerung wieder in ihr hochstiegen. »Er hat gelacht und sich über mich lustig gemacht. Dann aber lachte er nicht mehr, als ich mit dem Messer auf ihn einstach. Ich habe oft zugestochen, auch wenn er schrie. Er mußte ja richtig tot sein. Danach habe ich ihn auf den Tisch gelegt, damit jeder dieses Schwein sehen kann. Ich werde alle töten, die mir etwas wollen und mich hindern, bei ihr zu bleiben.«
    Jane hatte die Augen leicht zusammengekniffen. Ich kannte diesen Gesichtsausdruck. Er entstand immer dann, wenn sie scharf nachdachte. »Ist es denn deine Mutter gewesen, Amy?«
    »Nein, meine Mutter ist tot.«
    »Es hätte ja ihr Geist sein können?«
    Amy schüttelte den Kopf. »Sie ist anders. Sie ist einfach wunderbar. Ich habe viel mehr Vertrauen zu ihr, als ich es je zu meiner Mutter gehabt habe.«
    »Ja, das kann ich verstehen, Amy. Manchmal geben einem andere Menschen mehr als die aus der eigenen Familie. Ich weiß es. Ich kenne das alles. Auch ich fühle mich oft beschützt von einer wunderbaren Frau.« Jane fing es geschickt an und führte Amy auf ein anderes Gleis. »Diese Frau ist schon älter und gibt immer auf mich acht. Sie heißt Sarah und ist wie eine gute Mutter zu mir.«
    »Das kenne ich.«
    »Wie heißt den deine Beschützerin? Ich meine, den Namen meiner kennst du ja nun. Da wäre es fair, wenn ich auch den deiner erfahren könnte. Oder willst du nicht?«
    »Es ist Hildegarda…«
    »Aha.«
    »Und?« Jetzt wurde Amys Stimme schrill. »Mehr sagst du dazu nicht? Einfach nur aha?«
    »Bitte, versteh mich nicht falsch. Der Name ist schon wunderbar, aber auch außergewöhnlich. Ich habe nur über ihn nachgedacht. Er hört sich fromm an. Wie der Name einer Nonne oder einer guten Frau, die sich in einem Kloster aufhält.«
    »Sie ist gut. Sie beschützt uns Verlorene. Sie will nur das beste für
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