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106 - Das Ghoul-Imperium

106 - Das Ghoul-Imperium

Titel: 106 - Das Ghoul-Imperium
Autoren: A.F.Morland
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Vampir und das Mädchen nicht gesehen. Jetzt sah ich sie wieder, und ich zielte mit beiden Händen. Mein Revolver folgte dem Vampir. Wenn er keinen Haken schlug, mußte ich ihn erwischen. Die Entfernung war groß. Man brauchte eiserne Nerven und eine sichere Hand, um den Schuß zu wagen.
    Ich feuerte und sah, wie der Vampir das Mädchen losließ. Er machte einige stolpernde Schritte und verschwand aus meinem Blickfeld. Mit einem weiten Satz sprang ich vom Grabsteinsockel.
    Wieder sah ich Jubilee nicht, deshalb rief ich sie. Ich stieß Zweige und Blätter beiseite, rannte mit ganzem Einsatz, und Augenblicke später entdeckte ich unseren sympathischen Prä-Welt-Floh.
    »Jubilee!«
    Sie wankte mir entgegen, lachte und weinte.
    Ich stieß den Revolver ins Leder und nahm sie in die Arme. »Ich bin froh, dich wiederzuhaben!« sagte ich krächzend. »Wie geht es dir? Bist du okay?«
    »O Tony, es war schrecklich.«
    Ich strich mit zitternder Hand über ihr kurzes Haar. »Du hast es überstanden. Du hast nichts mehr zu befürchten.«
    ***
    Boram jagte mit unvorstellbarer Geschwindigkeit über den Friedhof, hinter Answard Brewster her. Der Nessel-Vampir holte auf. Dennoch gelang es Brewster, die Friedhofsmauer zu erreichen. Als er an ihr hochsprang und sie überklettern wollte, holte ihn die Dampfgestalt ein.
    Boram verdichtete den Dampf so sehr, daß seine Faust »Körper« bekam. Hart wie Eisen wurde sie. Boram drosch damit zu, und Answard Brewster brüllte auf.
    Das Schattenwesen wirbelte herum und stellte sich zum Kampf. Brewster griff die Dampfgestalt an, doch sobald er mit dem grauen Nesselgift in Berührung kam, stöhnte er auf und sprang entsetzt zurück. Boram war nicht zu packen, und das Nesselgift zapfte dem Blutsauger bei jedem Kontakt Energie ab.
    Sehr schnell begriff Answard Brewster, daß eine Fortsetzung des Kampfes keinen Sinn hatte. Er erkannte, daß er diesem Gegner nicht gewachsen war, und versuchte noch einmal zu fliehen.
    Er kreischte herum und stürmte davon, aber Boram hechtete ihm nach und riß ihn nieder. Es kam zu einem letzten, erbitterten Kampf zwischen dem weißen und dem schwarzen Vampir. Boram entschied ihn für sich.
    Er lag auf Answard Brewster, entkräftete ihn mit seinem Nesselgift und schlug ihm schließlich die spitzen Nebelzähne in den Hals. Schaurig röchelnd verendete das Schattenwesen, und nun wurde Answard Brewsters hohes Alter sichtbar.
    Solange der Vampir »gelebt« hatte, war er ein Mann mittleren Alters gewesen, attraktiv und kräftig. Doch nun verwandelte er sich in einen mumienhaften Greis, dessen pergamentene Haut sich auflöste und dessen Fleisch eintrocknete.
    Die Knochen zerfielen zu mehligem Staub.
    Das war alles, was von Answard Brewster übrigblieb, als Boram von ihm abließ.
    Gestärkt durch die Kraft seines Feindes und stolz, diesen Sieg errungen zu haben, kehrte Boram um.
    ***
    Jubilee erholte sich rasch. Sie hatte eine großartige Konstitution. Mädchen wie sie gab es nicht viele.
    Boram ließ noch auf sich warten; Mr. Silver ebenfalls. Ich hätte mich gern an einer der beiden Jagden beteiligt, aber ich wollte Jubilee nicht allein lassen. Sie brauchte jetzt jemanden, der sich um sie kümmerte, bei dem sie sich geborgen fühlte.
    »Sollte wieder mal eine Vampirin bei dir anklopfen, gehst du nicht allein aus dem Haus, klar?« sagte ich, um Jubilee aufzuheitern.
    »Bestimmt nicht«, sagte Jubilee.
    »Wenn du Boram mitgenommen hättest, wäre dir vieles erspart geblieben.«
    »Ich tu’ so etwas garantiert nicht wieder«, versprach mir Jubilee.
    Wie auf Kommando erschien der Nesselvampir. Ich musterte ihn mit einem gespannten, fragenden Blick. Nach seiner Haltung zu schließen, hatte er Answard Brewster geschafft.
    »Ist Brewster erledigt?« fragte ich den Nessel-Vampir.
    »Ja, Herr.«
    »Boram, du bist der Größte. Wenn du nicht aus Dampf bestehen würdest, würde ich dir glatt einen Orden an die Brust heften«, sagte ich übermütig.
    »Vielleicht braucht Mr. Silver Hilfe, Herr«, sagte der Nessel-Vampir.
    Ich wollte Jubilee zum Wagen schicken, doch sie sagte: »Ich komme mit.«
    Wir schlugen die Richtung ein, in die sich Gaddol abgesetzt hatte. Mit dem Revolver würde ich gegen diesen Ober-Ghoul vermutlich nichts ausrichtén können. Er hatte Hörner, gehörte gewissermaßen dem Höllenadel an. Solchen elitären Kreaturen des Bösen kam man mit geweihtem Silber allein nicht bei.
    Aber die Kraft meines Dämonendiskus würde für ihn reichen, davon war ich überzeugt.
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