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1052 - Die Nekropole

1052 - Die Nekropole

Titel: 1052 - Die Nekropole
Autoren: Jason Dark
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im Hotelzimmer entdeckt hatte und später auch wie begraben hier im Stollen liegend. Er mußte aus dem Boden hervorgekrochen sein, und er hatte etwas Schreckliches getan. Darauf deuteten seine blutigen Finger hin.
    Suko merkte, daß ich Fragen stellen wollte, aber er warnte mich schon vorher. »Sag jetzt nichts, John! Laß alles auf uns zukommen. Der Junge weiß, was er tun muß!«
    Es gefiel mir nicht, untätig zu sein. Ich kam Sukos Wunsch allerdings nach und hielt mich heraus. Hier hatten andere Kräfte das Kommando übernommen. Die Regeln kannten wir nicht. Was sich hier abspielte, mußte seine Geburtsstunde in der tiefen Vergangenheit haben. Aber es würde zu einer Entscheidung kommen, das stand für mich fest. Das konnte nicht ewig so weitergehen.
    Der Junge passierte mich. Ein bleicher Körper, ein blasses Kleidungsstück. Identisch mit der Gestalt, die in der Nähe des Käfigs wartete wie ein Schutzengel, der die vier unheimlichen Wächter nicht aus den Augen ließ.
    Wohin wollte der Junge?
    Er hatte den direkten Weg zum Käfig eingeschlagen. Wenn er so weiterging, würde er ihn auch erreichen, aber er trat nicht bis an die Gitterstäbe heran.
    In einer gewissen Entfernung und direkt gegenüber seines Astralleibs blieb er stehen.
    Der Moment der Entscheidung stand dicht bevor. Das spürte ich mit jeder Faser meines Körpers. Es würde etwas passieren. Die Kräfte des Götzen Baal konnten nicht immer gefangen sein. Sie waren bereit, befreit zu werden, um die neue Herrschaft anzutreten.
    Auch Suko hatte es nicht mehr an seinem Platz gehalten. Er kam auf mich zu und hielt seine Lampe so, daß der Strahl schräg nach unten zeigte und über den Boden wanderte.
    Rechts von mir blieb er stehen. Er blickte mich kurz an, sah mein Schulterheben und nickte. Es sollte wohl eine beruhigende Geste sein. Mich allerdings konnte kaum etwas beruhigen.
    »Was geht denn hier vor?« flüsterte ich.
    »Ich weiß es auch nicht. Der Junge wird es wissen. Wir müssen ihm vertrauen.«
    »Er hat getötet, wie?«
    »Ja. La Roche und Hassan.«
    Ich schloß für einen Moment die Augen. »Sie sind hier gewesen, verdammt noch mal?«
    »Klar. Sie wollten bei der großen Stunde dabei sein. Die Rückkehr Baals erleben.«
    »Sehr schön. Kannst du dir vorstellen, wo wir ihn finden können?«
    Suko stutzte für einen Moment. Dann zuckte sein Kopf, und er senkte den Blick.
    Es war wie ein leicht verzögerter Startschuss, denn beide vernahmen wir das dumpfe Grollen. Ich hatte noch kein Erdbeben erlebt, konnte mir allerdings vorstellen, daß es sich auf diese Art und Weise ankündigte. Es waren nicht mehr als zwei, drei Sekunden vergangen, als die Wellen auch uns trafen und der Boden unter unseren Füßen zu vibrieren begann. Das Zittern erreichte die Füße, die Beine, und mir rutschte nur ein Wort über die Lippen.
    »Baal!«
    Er war nicht zu sehen. Er bereitete nur die Ankunft vor. Auch die beiden Jungen-Gestalten hatten bemerkt, daß sich etwas veränderte.
    Als hätten sie sich abgesprochen, schaute sie gleichzeitig dorthin, wo die Erde vibrierte, direkt vor dem Käfig.
    Noch hing er bewegungslos. Auch die gefangenen Kinder bewegten sich nicht. Möglicherweise waren sie mit Drogen ruhiggestellt worden, um so in Baals Armen zu landen. Das Grollen blieb bestehen und auch gleich. Es intensivierte sich nicht, es war noch immer der Vorbote, aber die vier in Tücher gehüllten Gestalten blieben nicht mehr an den Ecken des Käfigs stehen. Ich glaubte sogar das leise Rascheln des Stoffs zu hören, als sie sich in Bewegung setzten und nach vorn gingen. Genau auf das Zentrum des Grummelns zu, das aus der Tiefe drang, als läge dort ein Ungeheuer.
    Die vier Gestalten blieben stehen.
    Sie bildeten ein Quadrat. Die Köpfe hielten sie gesenkt. Normale Körper verbargen sich nicht unter den Tüchern. Es mußte eine Masse sein, die auch mit der innerhalb der Erde identisch war, die sich aus ehemals glühendem Schlamm gebildet hatte.
    Etwas öffnete sich, nachdem die vier Wächter ihre Köpfe gesenkt hatten. Aus der Tiefe stieg eine rötliche Farbe hoch. Sie schimmerte wie Feuer, das erstarrt war. Aus ihm fuhren keine Flammen mehr in die Höhe. Es war flach wie ein See.
    Aber nicht ruhig.
    Da lauerte eine unheimliche Glut wie ein höllischer See, der alles verschlingen und verbrennen wollte.
    Natürlich mußten wir eingreifen. Wichtig für uns war nur die Rettung der Kinder. Ihnen war noch nichts passiert. Es liefen nur erst die Vorbereitungen für ihren
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