1051 - Als Verfluchte grüßen...
hockte auf seinem Thron und war völlig von der Rolle. Die Augen stierten ins Leere. Sie hatten zudem jeglichen Ausdruck verloren. Die Unterlippe bewegte sich zitternd, aber er sprach nicht mehr.
Suko steckte seine Waffe weg und telefonierte. Er war dabei etwas zur Seite getreten und wartete auf die Verbindung. Es war ziemlich still im Büro des Sultans geworden. Ich hielt ihn zwar in Schach, dachte aber gleichzeitig daran, was er gesagt hatte. Und das war mir verdammt unter die Haut gegangen.
Es ging um die Kinder und darum, daß sie keine Chance mehr hatten. Sie war ihnen genommen worden. Sie befanden sich bereits in Afrika, um Baal geopfert zu werden. Für mich stand jetzt schon fest, daß wir so schnell wie möglich hinmußten.
Afrika, Tunesien, Karthago. Salambo. Baal. Die Molkhs. Die Begriffe schossen durch meinen Kopf. Ich wußte einiges mehr, aber noch nicht genug.
Vielleicht hatte ich mich durch meine Gedanken zu stark ablenken lassen, denn plötzlich passierte etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte.
Der Schrei war schlimm. Laut, voller Haß. Suko, der telefonierte, ließ beinahe sein Handy fallen.
Ich fuhr herum.
Der Koloß stand auf den Beinen. Suko hatte nicht hart genug zugeschlagen. Seine Augen waren blutunterlaufen. Er befand sich in einem Zustand, im dem ihm alles egal war. Auch die Tatsache, daß ich eine Pistole in der Hand hielt.
Er war ebenfalls bewaffnet. Nicht mehr mit seinem Revolver. Er hielt plötzlich ein Messer in der Hand, dessen lange und spitze Klinge gefährlich schimmerte. Es waren alles nur Momenteindrücke, die mich überfielen, und auch meine Gedanken waren wie kleine Blitzschläge.
Damit hat er Hurt umgebracht!
Dann war alles vorbei. Keine Gedanken mehr, kein Starren auf die Waffe, denn der Glatzköpfige entwickelte sich zu einem lebenden Geschoß und flog auf mich zu.
Es kümmerte sich nicht um die Waffe. Ich sah ihn, aber ich sah trotzdem nicht viel von ihm. Mein Blickfeld wurde von einer verzerrten Fratze eingenommen. Dicht darunter fuhr die Klinge wie ein scharfer Strahl durch die Luft.
Er zog sie von links nach rechts, und das Ziel war meine Kehle!
***
Ich wußte, daß ich so schnell wie selten sein mußte. Ihn würde auch keine Kugel stoppen, da er schon so nahe an mich herangekommen war. Ich ließ mich einfach fallen. Es sah so aus, als hätte mir jemand die Beine weggeschlagen.
Das Messer fegte über meine Haare hinweg. Der mächtige Körper war wie eine Walze. Er klatschte auf den Schreibtisch, dessen Holz ächzte, als wollte es zusammenbrechen. Er lag jetzt über mir. Wenn ich hochschaute, sah ich seine strampelnden Beine, die über den Schreibtisch hinwegragten.
Ich schnellte wieder hoch.
Der Leibwächter drehte sich. Trotz seines Gewichts war er ziemlich flink. Zu flink fast, denn aus der Drehung heraus fuhr sein rechter Arm mit dem Messer herum.
Wieder kein Treffer, denn ich war sofort bis an die Wand gelaufen und blieb dort stehen.
Er brüllte wie ein Tier. Noch immer waren seine Augen blutunterlaufen. Der Mund stand weit offen. Speichel tropfte daraus hervor.
Mein Blick fiel tief in seinen Rachen hinein.
»Bleib stehen!« schrie ich.
Ob er mich anschrie oder nur losbrüllte, ohne dabei ein Wort zu sagen, das war mir nicht klar. Dieser Typ war durchgeknallt. Er würde sich durch nichts stoppen lassen.
Diesmal feuerte ich!
Die Kugel traf seinen rechten Oberschenkel. Sie bohrte sich in das straffe Fleisch, und der Glatzkopf zuckte für einen Moment zusammen. Er war trotzdem nicht zu stoppen.
Er wollte mich killen!
Hinter ihm sprang Suko mit einem Satz auf den Schreibtisch. Das dumpfe Geräusch mußte auch der Glatzkopf gehört haben, nur kümmerte er sich darum nicht.
Er kam vor.
Ich zielte jetzt auf seine Schulter.
Da stieß sich Suko ab. Mein Freund war nicht eben ein Leichtgewicht. Er wuchtete gegen den Rücken des Kolosses und hatte noch im Sprung mit der Handkante zugeschlagen.
Sie traf den Stiernacken des Leibwächter.
Jetzt brüllte er wieder auf. Riß den Kopf hoch. Durch die schnelle Bewegung schien sein Gesicht zu verschwimmen. Aus seinem Mund drangen weiterhin die würgenden Laute, vermischt mit dem widerlichen Schreien.
Der Arm mit dem Messer sackte nach unten, denn Suko hatte ihn mit einem zweiten Schlag erwischt. Jetzt sah er aus wie gelähmt, denn bewegen konnte der Koloß ihn nicht.
Suko hatte ihn längst losgelassen. Ich stand an der Wand und zielte auf diese menschliche Mordmaschine, die einfach nicht umfallen
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