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1049 - Der Geist des Vaters

1049 - Der Geist des Vaters

Titel: 1049 - Der Geist des Vaters
Autoren: Jason Dark
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mich nicht gewundert, wenn auch sie noch aus dem Kopf gesprossen wären.
    Der Kontakt zwischen der Statue und dem Kreuz war noch vorhanden. Ich hütete mich davor, ihn zu unterbrechen und blieb nach wie vor steif sitzen. In Erwartung der Dinge, die da folgen würden. Es würde etwas nachkommen. Für mich war die Veränderungen der Statue mehr zu einem Menschen hin erst ein Vorspiel.
    Keine Uhr tickte in der Nähe. Nichts störte mich. Es war völlig still, bis auf die leise Stimme.
    »Ich sehe dich…«
    Ich hatte die Worte verstanden und saß plötzlich noch steifer auf dem Stuhl. Mein Luftholen hörte sich scharf an, für eine Sekunde schloß ich auch die Augen, öffnete sie wieder und stellte fest, daß sich im Gesicht der Figur etwas verändert hatte. Der Mund war nicht mehr so in die Breite gezogen, er wirkte mehr gespritzt, aber in die Augen war so etwas wie Leben eingedrungen.
    Sie bewegten sich.
    Die Statue lebte. Zumindest vom Kopf her, denn ich war überzeugt, daß sie mich angesprochen hatte.
    Und ich gab eine Antwort, die allerdings nur aus einer Frage bestand. »Wer bist du…?« hauchte ich dem Gesicht entgegen.
    »Lalibela…«
    ***
    Jetzt war es heraus. Es gab für mich keinen Grund, an dieser Wahrheit zu zweifeln, mochte sie auch noch so phantastisch sein. Ich selbst hatte mir die Antwort nicht gegeben. Diese leisen, geraunten Worte hatten den Mund der Statue verlassen.
    Sie war Lalibela. Sie war ein Abbild des Königs der Bienen, wie er auch genannt wurde. Und zu ihm mußte mein verstorbener Vater Kontakt gehabt haben.
    Ich strich mit dem Handrücken über die feuchte Stirn wie jemand, der seine krausen Gedanken glätten wollte. Nur nicht zu nervös werden, nur nicht durchdrehen. Normal sitzen bleiben und alles auf sich einwirken lassen. Die Lippen hielt ich so hart zusammengepreßt, daß es schon beinahe schmerzte. Als ich sie öffnete, sah es mühsam aus, und auch meine Frage hörte sich so an. »Lalibela…?«
    Diesmal erhielt ich eine andere Antwort, denn das Gesicht zeigte ein Lächeln, und der gesamte Kopf schien so etwas wie ein Nicken anzudeuten.
    »Du… du… müßtest tot sein…«
    Es dauerte, bis seine Antwort erfolgte. »Ja, ich müßte tot sein. Ich bin es auch, aber der Tod ist nicht gleich der Tod, denn ich war und bin etwas Besonderes, denn ich habe bereits seit meiner Geburt unter dem Schutz der Engel gestanden.«
    Da hatte er recht. So stand es auch in einer alten äthiopischen Sage geschrieben. Lalibela war ein von den Engeln begünstigter Mensch gewesen. Diese Tatsache wiederum konnte sich auch bis über seinen Tod hinweg ausgedehnt haben. Daß er in meiner Sprache redete, überraschte mich nicht einmal. Wer seine Heimstatt in anderen Sphären oder Welten gefunden hatte, dem waren Kommunikationsprobleme unbekannt. Das mußte man einfach so sehen.
    Ich faßte die Statue wieder an. Diesmal nicht am Kopf. Dafür legte ich meine Hand wie eine Klaue quer über den Körper der Figur. »Wie und wo lebst du? Hier? Hier in dieser Statue?«
    »Ich bin überall, aber auch hier.«
    »In diesem Kopf?«
    »Ja.«
    »Ohne das Blut der Geisterschatten.«
    »Sie sind weg. Sie haben mich beschützen sollen. Es waren meine Diener, die man als Schatten freiließ.«
    »Und die andere Menschen in Schatten verwandeln können, wie? Geschehen bei einem jungen Mann, der Nico Goodwin hieß. Er ist nicht mehr am Leben. Deine Schatten und du haben ihn umgebracht.«
    »Er hätte mich nicht berühren dürfen. Jeder Unwürdige, der mich als Statue berührt, muß dafür zahlen.«
    »Ich habe nicht gezahlt. Sonst säße ich nicht vor dir.«
    »Du bist eine Ausnahme. Denn du stehst unter einem besonderen Schutz. Wäre der nicht vorhanden, gäbe es dich nicht mehr als Menschen. Das mußt du begreifen.«
    »Kein Problem für mich. Als Sohn des Lichts bin ich ebenfalls so etwas ähnliches wie ein Erbe. Da können wir uns fast die Hand reichen. Auch bin ich dir ein gleichwertiger Gegner, Lalibela, aber es gibt trotzdem noch Probleme, mit denen ich nicht zurechtkomme.«
    »Sag sie mir.«
    »Es gibt mich als John Sinclair!« flüsterte ich gegen das Gesicht der Statue, wobei ich den Kopf tiefer gedrückt hatte. »Aber es gab bis vor nicht allzu langer Zeit einen gewissen Horace F. Sinclair, meinen Vater, der zusammen mit seiner Frau, meiner Mutter, in diesem Haus gelebt hat. Ich habe meine Eltern stets in Ehren gehalten und werde es auch weiterhin tun, obwohl ich mit einer gewissen Vergangenheit meines Vaters nicht
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