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1048 - Atlans Rückkehr

Titel: 1048 - Atlans Rückkehr
Autoren: Unbekannt
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Konzentration.
    Munduun, das wußte ich inzwischen, war ein ausgesprochen guter Regierungschef, lediglich sein Beharren auf einigen überholten Gegebenheiten machten ihm und mir Schwierigkeiten.
    Natürlich konnten wir auch miteinander reden, wenn er sich an seinem Regierungssitz befand, aber er bestand auf dem Ritual regelmäßiger Besuche.
    Er warf seinen langen Umhang ab und ließ sich in einen der im Empfangsraum aufgestellten Sitze sinken. Dann bedachte er die Orakeldiener mit einem ärgerlichen Blick.
    „Laßt mich allein!" befahl er.
    Ich hatte die Solaner angewiesen, jede Anordnung des Herzogs zu befolgen. Eines würde er allerdings nicht erreichen: daß sie ihn ins Zentrum des Gebäudes führten, wo ich mich aufhielt. Munduun schien dieses unausgesprochene Tabu zu beherzigen, jedenfalls hatte er bisher noch nie einen entsprechenden Wunsch geäußert.
    Ich kam mir ein bißchen unfair vor, daß ich den Herzog beobachten konnte, während er mich nicht sah.
    „Ich begrüße dich, Herzog", sagte ich.
    Er gähnte und schaute sich um, als könnte er den für ihn unsichtbaren Sprecher irgendwo entdecken.
    Schließlich sagte er (mit einem unüberhörbaren Unterton von Angriffslust in der Stimme): „Diesmal komme ich aus einem besonderen Anlaß."
    „Jeder deiner Besuche ist ein besonderer Anlaß", gab ich höflich zurück.
    Das verwirrte ihn; sein Gesicht wurde verbissener, wie bei einem Mann, der sich so leicht nicht von der einmal eingeschlagenen Linie abbringen lassen würde.
    Er rutschte auf die vordere Kante des Sitzes und legte den Kopf in den Nacken, so daß sich seine prächtige Mähne über die Schultern ausbreitete.
    „Ich bin bereit, über die Einrichtung einer elektronischen Verwaltung zu diskutieren", sagte er.
    Erleichterung überkam mich.
    „Wie klug von dir", lobte ich ihn. „Ich schlage vor, daß wir den Sitz dieser Anlage in die neu entstehende, Südstadt verlegen und ..."
    „Aber ich habe meine Bedingungen", unterbrach er mich schroff.
    „Ja?"
    „Ich will wissen, woran ich bei dir bin!"
    „Woran?"
    „Wer oder was bist du, Orakel?"
    Nun war es heraus. Es hatte ihn schon immer bedrängt. Beinahe wie eine sichtbare Last hatte er diese Frage mit sich herumgeschleppt.
    „Es gibt einige Dinge, über die wir uns klar werden müssen", erwiderte ich so gelassen wie möglich, obwohl ich wußte, daß die Forderung des Herzogs der Beginn einer Krise sein konnte. „Die Identität des Orakels zu erfahren, bedeutet, es nicht mehr nutzen zu können."
    Er schüttelte den Kopf, daß die Mähne flog.
    „Das ist eine Floskel", erklärte er.
    „Die Macht, die ich ausübe, dient den Kranen", fuhr ich fort. „Für dein Volk und dich bin ich ein Mythos.
    Daran darf sich nichts ändern. Man kann eine Macht, wie ich sie darstelle, nicht personifizieren, das nähme ihr jede Möglichkeit zur Handlung."
    Er dachte darüber nach, nein, er tat so, als würde er darüber nachdenken; in Wirklichkeit war er ein verdammter Sturkopf, den ich nicht so leicht von seiner Idee abbringen konnte.
    Ich überlegte, was er als nächstes sagen würde und nahm an, daß er vorschlagen würde, ich sollte zumindest ihm gegenüber das Geheimnis meiner Identität lüften.
    Einige Zeit verstrich, dann sagte er den Satz, den er innerlich längst formuliert hatte.
    „Es genügt, wenn ich dein Geheimnis kenne."
    In einer anderen Situation hätte ich mich über dieses Spiel amüsiert, nun aber war es äußerst gefährlich. Der Herzog mußte auf meiner Seite stehen, vor allen anderen. Ich brauchte seine volle Unterstützung. Munduun wußte es nicht, aber er konnte das Orakel stürzen, wann immer er wollte.
    „Ich brauche Zeit", sagte ich.
    „Ich kann warten."
    Ich schaltete die Verbindung ab und rief nach Joscan Hellmut. Der ehemalige Kybernetiker kam mit zwei anderen Orakeldienern herein. Ich begrüßte sie kurz und deutete auf den Bildschirm, wo Munduun zu sehen war.
    „Der Herzog macht Schwierigkeiten", sagte ich. „Er will mich sehen."
    „Das müssen wir ihm ausreden", sagte Hellmut grimmig.
    „Ich befürchte, das ist nicht möglich."
    „Was hast du vor?" erkundigte sich ein Orakeldiener namens Haarg.
    „Wir müssen ihm geben, was er verlangt."
    Hellmut seufzte.
    „Eine Projektion. Wir versetzen ihn in Trance und gaukeln ihm ein paar optische Dinge vor."
    „Das gefällt mir nicht", sagte der dritte Mann. An Bord der SOL hatte er als Hangar-Techniker gearbeitet. Sein Name war Oregoth. „Munduun ist ein sympathisches,
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