Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1047 - Madame Medusa

1047 - Madame Medusa

Titel: 1047 - Madame Medusa
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
die eine Stelle und klopfte praktisch seinen gesamten Brustkorb ab, an dem ich keine Veränderung entdeckte. Der Tote blieb hart.
    Ich richtete mich wieder auf. Suko schaute mich an wie jemand, der auf eine Erklärung wartet.
    »Du kannst es ausprobieren«, sagte ich leise.
    »Ist das denn nötig?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Im Prinzip nicht. Der Mann gleicht tatsächlich einer Steinfigur.«
    »Die wir zerhacken sollen?«
    »Na ja…«
    »Hatten wir das nicht schon mal vor einigen Jahren?«
    Ich nickte. »Stimmt. Da hat es einen Fall gegeben. Jane Collins hatte ihn aufgerollt.«
    »Eben.«
    Ich senkte meine Stimme. »Erinnerst du dich noch, wer da im Hintergrund die Fäden zog?«
    »Eine Medusa.«
    »Danke, da sind wir einer Meinung.«
    Wir hatten uns leise unterhalten, denn Craig brauchte nicht alles mitzubekommen. Verlegen stand er abseits und wartete darauf, daß wir etwas taten.
    Leider waren wir von Sir James nicht über Hintergründe informiert worden. Darüber wußte Edwin Craig sicherlich besser Bescheid. Meine Frage galt auch diesem Thema. »Sagen Sie, Mr. Craig, dieser Mann ist doch gefunden worden - oder?«
    »Ja, im Green Park. Am Südende, nicht weit vom Grosvenor Place entfernt.«
    »Das gehört schon zu Belgravia. In dieser Gegend befinden sich die Botschaften?«
    »Die meisten zumindest. Europäische und nicht europäische Vertretungen. Auch die des Staates Ghana.«
    »Das ist doch eine Spur.«
    »Meinen Sie?«
    »Zumindest hat man ihn nicht durch halb London geschleift.«
    »Vielleicht ist er durch den Park gegangen und war auf dem Weg zur Botschaft«, meinte Suko.
    »Das ist alles möglich«, sagte Craig. »Nur ist es nicht mein Job, mir darüber den Kopf zu zerbrechen.«
    »Da haben Sie recht. Für so etwas sind wir zuständig.«
    »Aber Sie glauben, daß dieser Mann zu Stein geworden ist?«
    »Mein Kollege hat es probiert.«
    Craig räusperte sich. Dann schluckte er. »Wollen Sie es trotzdem nicht noch testen?«
    »Klar«, sagte ich. »Sie sollen das Werkzeug ja nicht grundlos hierher geschafft haben.«
    »Willst du?« fragte Suko.
    »Gib mir mal den Hammer.«
    Er reichte ihn mir über die Leiche hinweg. Ich umfaßte den Griff mit beiden Händen. Es war einer dieser Vorschlaghämmer, die auch beim Bau verwendet werden. Ich mußte schon Kraft aufwenden, um ihn in die Höhe zu wuchten.
    Craig trat sicherheitshalber einen Schritt zurück. Es war nicht nötig, denn ich holte nicht weit aus.
    Außerdem wollte ich dem Toten nichts abhacken.
    Ein leichter Schlag traf seinen Brustkorb. Ich war zusammengeschreckt, als ich das Geräusch des Aufpralls hörte. Zwar war ich alles andere als ein Fachmann, aber dieser Laut hörte sich tatsächlich so an, als hätte ich auf Stein geschlagen.
    Ein zweites Mal hieb ich nicht zu. Ich stellte den Hammer wieder zur Seite und schaute mir den Körper an, der durch den Schlag nicht gelitten hatte und keine Risse zeigte.
    Auch Suko hatte hingesehen. Er probierte es auch und erlebte das gleiche wie ich. Auf den Hammer gestützt, schüttelte er den Kopf. »Stein, John, ein versteinerter nackter Mensch, aber keine Figur, die in den Park gepaßt hätte.«
    »Keine Figur? Kein Werk eines Künstlers, der etwas Konkretes hat schaffen wollen?«
    »So ist es.«
    »Dann bleibt uns nur die andere Lösung.« Ich sprach sie nicht aus, weil Craig zuhörte.
    Er war sowieso mit seinen Gedanken woanders und dachte mehr an seine Probleme. »Was soll ich denn jetzt unternehmen? Man hat den Toten hier abgelegt und…«
    »Hier liegt er doch gut«, sagte ich.
    »Hä. Sie haben Nerven.«
    »Lassen Sie ihn hier liegen. Schließen Sie die Tür wieder ab. Um alles andere kümmern wir uns.«
    »Wieso? Ich… ähm…«
    »Ja, Sie brauchen nichts zu machen. Seien Sie froh.«
    »Ist das denn ein Fall für Sie?« Überzeugt hatte ich ihn noch nicht.
    »Ja, das ist einer. Wir kümmern uns um den Toten und natürlich auch um die Hintergründe.«
    Craig lehnte den Kopf zurück und atmete tief durch. »Ja«, sagte er dann, »ja, es wird wohl das beste sein. Ich für meinen Teil weiß nämlich nicht mehr weiter.«
    »Keine Sorge, Mr. Craig, so etwas regeln wir schon. Außerdem haben wir genug gesehen.« Nach dieser Bemerkung verließen wir den kleinen Raum und warteten im Flur, bis der Mann die Tür abgeschlossen hatte. Sein Gesicht zeigte einen nachdenklichen Ausdruck, und ich fragte ihn nach den Gründen.
    »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, Mr. Sinclair. Mein Weltbild stimmt nicht mehr. Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher