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1040 - Unheil über Kran

Titel: 1040 - Unheil über Kran
Autoren: Unbekannt
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übrig, als weiter gegen die Diener des Orakels vorzugehen. Aber je näher sie kamen, desto heftiger wurde das Abwehrfeuer. Bis jetzt waren die Diener noch um keinen Schritt zurückgewichen. Sie entwickelten eine erstaunliche Kampfkraft und besaßen eine straffe, militärische Organisation - sehr zur Überraschung der Kranen, die glaubten, sie hätten es nur mit einer Horde verweichlichter Tempelwächter zu tun.
    Ein Gewühl entstand. Die wütenden Kranen trampelten über ihre Bewußtlosen hinweg und versuchten, die Orakeldiener zu umzingeln. Die Diener aber paßten den Verlauf ihrer Front der jeweiligen Lage an. Keiner von ihnen war bis jetzt verwundet. Es sah so aus, als könnten sie es recht gut mit einer tausendfachen Übermacht aufnehmen.
    Carnuum hatte das Volk zum Aufruhr angestachelt. Erwies sich so früh schon, daß er dem Gegner nicht gewachsen war?
     
    *
     
    Als die Plattform eingefahren wurde und Carnuum auf das flache Deck des Schwebers sprang, scheuchte er seinen Hofstaat beiseite und machte klar, daß er vorerst nicht gestört werden wollte. Die Höflinge zogen sich an den Rand des Fahrzeugs zurück. In Carnuums Nähe blieb nur Weiksa, seine Vertraute, eine Kranin von 53 Jahren, die angeblich großen Einfluß auf ihn ausübte.
    „Nachrichten von Klaque?" erkundigte er sich knapp.
    „Ich bekam vor ein paar Minuten auf seiner Wellenlänge ein paar Piepstöne", antwortete Weiksa und musterte den Herzog mit eigentümlichem Blick.
    „Wie viele?" wollte Carnuum wissen.
    „Drei."
    „Gut. Das heißt, er hat Erfolg gehabt."
    Er ließ sich in das Polster fallen, das für ihn zubereitet worden war, und achtete des Lärms nicht, der ringsum herrschte. Die Menge strebte am Fahrzeug des Herzogs vorbei in Richtung des Wasserpalasts. Von ferne her drang das helle Summen der Schocker.
    Carnuum sah auf und begegnete Weiksas eindringlichem Blick.
    „Was starrst du so?" fragte er unfreundlich.
    „Ich fühle mich aus deinem Vertrauen ausgeschlossen", antwortete die Kranin mit sanfter Stimme. „Ich dachte, jeden deiner Gedanken zu kennen. Aber was du dort oben auf der Plattform von dir gegeben hast, kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel."
    Ja, das war richtig. Sie kannte jedes Wort, das er je gesprochen, jeden Gedanken, den sein Gehirn formuliert hatte. Sie kannte seinen Ehrgeiz, seine Pläne - seine Stärken und seine Schwächen. Sie war sein zweites Ich, ein Wesen, vor dem er keine Geheimnisse hatte.
    „Es blieb mir keine andere Wahl", antwortete er matt und versicherte sich durch einen Rundblick, daß kein Mitglied seines Hofstaats sich innerhalb Hörweite befand. „Gu bezichtigt mich des Verrats. Wenn sein Vorwurf an die Öffentlichkeit dringt, sind alle meine Pläne zunichte. Ich mußte etwas in Bewegung setzen - irgend etwas. Die Bevölkerung muß abgelenkt werden, bis ich ... bis ich ..."
    „Bist du Gu den Garaus gemacht hast."
    „Ja." Das Wort wurde bitter hervorgestoßen. Carnuums große Augen loderten in düsterem Feuer. Sein samtener Pelz war von schimmernder, silberweißer Farbe - ein Anzeichen, daß ihm in der Vergangenheit etwas Entsetzliches zugestoßen war, etwas, wovon er noch nicht einmal zu Weiksa gesprochen hatte.
    Sie legte ihm besänftigend die Hand auf den Arm.
    „Von uns beiden warst du stets der klügste", sagte sie. „Mir liegt nicht daran, dich zu kritisieren. Ich stehe an deiner Seite, ob du steigst oder fällst. Aber deine Sache steht nicht zum besten. Die, Menge wollte über die Orakeldiener herfallen, aber die Diener wehren sich auf äußerst wirksame Art und Weise. Willst du zulassen..."
    Sie sah auf, als sie ein schwirrendes Geräusch hörte, das sich dem Fahrzeug näherte.
    Dicht über der Bordkante hielt ein Zwei-Mann-Schweber der Schutzgarde. Einer der beiden Blauuniformierten hatte sich aufgerichtet und rief: „Herzog Carnuum! Dort vorne herrscht Chaos. Deine Zuhörer wollten die Diener des Orakels vertreiben, aber statt dessen werden sie reihenweise niedergemacht. Was soll geschehen?"
    Carnuum sprang auf.
    „Niedergemacht?" bellte er.
    „Mit Schockern. Sie sind nur bewußtlos, aber die Menge trampelt über sie hinweg, und niemand weiß, wie viele dabei den Tod finden."
    Carnuum trat zur Bordkante, so daß er unmittelbar vor dem schwebenden Fahrzeug stand.
    „Dein Begleiter soll aussteigen", verlangte er.
    Der zweite Gardist erhob sich und sprang auf die Deckfläche des herzoglichen Schwebers herab. Das kleine Fahrzeug senkte sich, bis es die Bordkante fast
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