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1034 - Kitas Kettenhund

1034 - Kitas Kettenhund

Titel: 1034 - Kitas Kettenhund
Autoren: Jason Dark
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auch genug.
    »Verschwindet!« rief ich in die Höhe. »Weg von dem verdammten Loch da oben.«
    Sie zögerten noch, und ich ging das Risiko ein, die Beretta zu ziehen. Es waren die starken Augenblicke der Spannung, und ich hoffte darauf, daß niemand dort oben durchdrehte. Der Rücken war mir kalt geworden, weil dort Schweißtropfen in langen Bahnen entlang nach unten liefen. Auch dieser Horror ging vorbei, denn die Gäste taten nichts. Zudem mußten sie mit ansehen, wie ich ebenfalls auf Kita zielte. Das gab wohl den Ausschlag.
    Sie zogen sich tatsächlich zurück. Einige von ihnen richteten sich auf und gingen davon. Andere wiederum blieben in ihren Positionen und krochen weg.
    Die Waage schlug zu unseren Gunsten hin aus. Noch aber hatten wir nicht gewonnen. Nach wie vor lauerten Kita und ihr Kettenhund auf eine Chance.
    Erst als ich kein Gesicht mehr über mir entdeckte, atmete ich tief durch. Es ging mir jetzt etwas besser, auch wenn die Bestie ihren menschlichen Mund öffnete und mich anknurrte.
    Sie hatte nicht aufgegeben. Sie würde bis zum letzten Atemzug kämpfen, und auch die Atmosphäre um uns herum war die gleiche geblieben. Dumpf, von diesem dunkelfarbigen Licht durchdrungen, das schleierartig den Raum durchwehte.
    Kita atmete schwer. Sie stand starr, aber sie zitterte trotzdem. Sie bemühte sich, die Fassung zurückzugewinnen, und es hörte sich auch weiterhin sehr mühsam an, als sie uns ansprach. »Mein Freund wird euch zerreißen. Er kann nicht anders. Er ist eine Kreatur der Finsternis. Er braucht Fleisch, auch das von Menschen. Ihr werdet es sehen…«
    »Abwarten«, sagte Suko. »Zuerst sind wir am Drücker. Bisher hat es noch keine Kreatur der Finsternis geschafft, uns zu zerreißen.«
    Ich nahm den Faden auf und sagte: »Außerdem können wir beide kaum glauben, daß dein Hund eine Kreatur der Finsternis ist. Nein, das will uns nicht in den Kopf.«
    »Wieso nicht?« keifte sie.
    »Kreaturen der Finsternis zeigen sich als Menschen. Nur in bestimmten Situationen, wenn sie sich völlig sicher sind, geben sie ihr wahres Aussehen preis.«
    »Das ist bei ihm anders.«
    »Gibt es dafür einen Grund?«
    »Ja, den gibt es.«
    »Welchen?«
    Kita lachte schrill. »Nichts ist perfekt. Nicht einmal auf der anderen Seite. Er ist eine Kreatur, aber er wurde verstoßen. Er kann sich nicht verwandeln. Irgendwann ist mit ihm etwas geschehen, daß es kein Zurück mehr für ihn gab. Er wußte nicht, ob er als Mensch oder als Monster durch sein Leben gehen sollte. Es muß zu einem Patt gekommen sein. So kann er sich weder in einen Menschen zurückverwandeln, noch in eine Kreatur. Er ist eine Mischung aus beidem. Zum einen Mensch, zum anderen Monster. Und seine Artgenossen erkannten ihn nicht an. Sie stießen ihn aus, aber sie erlaubten ihm seine eigentliche Heimat zu verlassen, ohne daß es für ihn jemals die Rückkehr in die Welt der Kreaturen geben wird.«
    »Und du hast ihn aufgenommen?«
    »Ja, er landete bei mir. Ich fand ihn in einer dunklen Nacht bei einem meiner Streifzüge. Ich hörte sein Jammern und Klagen, und ich bekam Mitleid.«
    »Wußtest du schon vorher von seiner anderen Welt und der zweiten Existenz?«
    »Nein«, gab sie keuchend zu, »das ist mir unbekannt gewesen. Ich hatte keine Ahnung. Wirklich nicht. Aber ich wuchs hinein, auch wenn es eine Weile gedauert hat. Mein Keller wurde zu seinem Versteck. Hier konnte er sich austoben.«
    »Was nun vorbei ist«, sagte ich.
    Kita hatte sich wieder so weit gefangen, daß sie sogar lachen konnte. Es hallte durch den Keller. »Vorbei?« höhnte sie. »Nein, nichts, gar nichts ist vorbei. Ich habe schon einiges erlebt und auch überstanden, und ich bin sicher, daß er auch jetzt auf meiner Seite stehen wird. Es ist nicht vorbei.«
    Sie hatte mir das Versprechen mit einer sehr großen Sicherheit gegeben. Ich wußte, daß Kita noch nicht vor einer Aufgabe stand. Sie wollte den Sieg, sie wollte, daß ihr Kettenhund uns als Nahrung bekam.
    Er glotzte mich an. Für Suko und seine Herrin hatte er keinen Blick. Die Gefahr ging von mir aus, und damit hatte er auch recht.
    Ich war kampf- und vor allen Dingen schußbereit, denn die Mündung der Beretta zielte auf den Kettenhund. Dabei schaute ich in das menschliche Gesicht.
    Es war eigentlich leicht, eine geweihte Silberkugel in die Fratze zu schießen. Viele hätten damit auch keine Probleme gehabt, doch ich bekam plötzlich Skrupel, obgleich ich wußte, was diese Bestie schon alles getan hatte.
    Es lag daran,
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