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1030 - Das Ende einer Hexe

1030 - Das Ende einer Hexe

Titel: 1030 - Das Ende einer Hexe
Autoren: Jason Dark
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gut«, lobte ich ihn und wollte ihn aufs Glatteis führen. »Dann werden die anderen ja noch kommen.«
    »Das denke ich auch«, sagte er ausweichend. »Wollen Sie Ihr Zimmer sehen, Mr. Sinclair?«
    »Das wäre nicht schlecht. Ich hole nur eben mein Gepäck.«
    Er stand auf. »Darum können Sie sich ja später kümmern, Mr. Sinclair. Ich zeige Ihnen das Zimmer. Sie können sich später auch hinter dem Haus in den Garten setzen und auf Ihre Freunde warten.«
    »Wie nett«, erwiderte ich spöttisch. »Bekomme ich bei Ihnen auch etwas zu trinken?«
    »Was Sie wollen, Mr. Sinclair.«
    »Wenigstens ein Lichtblick.«
    Der Mann sagte nichts. Er zog seine graue Hose hoch, die besser Hosenträger vertragen hätte, und streifte das knittrige pflaumenblaue Hemd glatt. Einen Schlüssel hielt er in der Hand und erklärte mir, daß wir die Treppe hochgehen mußten.
    »Dann führen Sie mich mal.«
    Er nickte nur. Ich folgte ihm bis zur Treppe hin, deren Stufen ziemlich breit waren. Sie führten hoch in die Düsternis der ersten Etage. Ich wollte schon nach Licht fragen oder um eine Kerze bitten, als der Mann den Schalter fand, ihn herumlegte und dafür sorgte, daß sich vor uns ein Flur erhellte.
    Erhellen war zuviel gesagt. Funzeltrübes Licht breitete sich aus. Es reichte gerade mal, um die Türen erkennen zu können. Auf dem Holzboden lag ein alter Sisalteppich, der allerdings nicht die ganze Gangbreite einnahm.
    »Weiter hinten«, sagte der Mann nur und schlurfte mit müden Schritten über den Teppich.
    Ich kam immer weniger mit dieser Umgebung zurecht. In mir verstärkte sich zudem der Eindruck, geleimt worden zu sein. Nicht direkt in eine Falle zu laufen, einfach nur weg von London in die Fremde geschickt worden zu sein. Möglicherweise in eine lange, aufgebaute Falle, die an diesem Wochenende zuschnappte.
    Mir kam dieser Flur einfach zu eng vor. Er erinnerte mich an einen mäßig beleuchteten Stollen.
    Schon oft hatte ich Hotels besucht, auch welche auf dem Land. Ich kannte wunderschöne Häuser, dieses aber war kein Hotel, sondern eine Bude, die dicht vor dem Abbruch stand. Das Klassentreffen sah ich jetzt mit anderen Augen an. Normal jedenfalls würde es nicht ablaufen.
    Der Mann mit den grauen Haaren blieb vor der letzten Tür stehen. Bevor er aufschloß, sprach ich ihn noch einmal an. »Hören Sie, sind die anderen Zimmer auch vermietet oder reserviert?«
    »Ja, alle.«
    »Und wann erwarten Sie die Gäste?«
    »Im Laufe des Tages.«
    »Sehr schön. Wissen Sie auch, wer die einzelnen Zimmer hier reserviert hat?«
    »Ein Mr. Quiller.«
    Komisch, diese Antwort, die mich eigentlich hätte beruhigen können, beruhigte mich trotzdem nicht. Zwar hatte ich Quiller seit Jahren nicht zu Gesicht bekommen, doch ein Freund würde er nie werden können. Das hier war kein normal arrangiertes Klassentreffen. Hier stimmte einiges nicht, und das Gefühl, in eine Falle gelockt worden zu sein, verdichtete sich zur Gewißheit.
    Ob dieser Mann wirklich zum Hotel-Personal gehörte, war mehr als fraglich. Den Schlüssel hatte er bereits in das Schloß geschoben. Er hielt ihn auch fest, aber er drehte ihn nicht herum, sondern wartete noch ab.
    »Wollen Sie nicht aufschließen?«
    »Klar, natürlich. Ich dachte nur, daß Sie noch einige Fragen stellen würden…«
    »Später bestimmt.«
    »Gut.« Er schloß auf.
    Ich sah sein Lächeln, über das ich mich wunderte. Bisher hatte er nicht einmal die Lippen verzogen, und so fragte ich mich, weshalb er es jetzt tat.
    Von anderen Hotels war ich es gewohnt, daß mir der Page die Tür schnell und sicher öffnete. In diesem Fall passierte das nicht. Eher zögernd drückte der Mann die Tür nach innen, als wollte er mich auf die Folter spannen.
    Er blieb so stehen, daß ich ihn ohne Schwierigkeiten passieren konnte. Diesmal ließ ich mir Zeit, da ich das Zimmer kurz überblicken wollte. Es war ein Loch. Das lag nicht nur an dem spärlichen Licht, das versuchte, hinter dem Vorhang des Fensters hervorzukriechen. Dieses Zimmer mit seinem Waschbecken, dem Bett, dem Tisch und dem einen Stuhl war überhaupt nicht mehr zeitgemäß.
    Darüber allerdings hätte ich hinweggeschaut, wäre da nicht etwas anderes gewesen, das mein Mißtrauen hätte aufkeimen lassen. Es war der Geruch!
    Nicht muffig, aber mit einer ganz bestimmten Note unterlegt, die mir beim besten Willen nicht gefallen konnte.
    War es möglich, daß es hier tatsächlich nach Verwesung roch? Nach Fleisch, das von irgendwelchen Maden oder Würmern
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