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1020 - Doriel

1020 - Doriel

Titel: 1020 - Doriel
Autoren: Jason Dark
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zur Seite, und so rutschte Marvin an ihm vorbei.
    Auf dem Rücken blieb er liegen, eine rote Krause um den Hals. Ein Gesicht mit gebrochenen Augen. Er lebte nicht mehr.
    Bis Jesse und Dave das richtig klar wurde, hatte der Zombie bereits gehandelt und seinen offenen Sarg verlassen. Er bewegte sich dabei nicht so steif wie die aus den alten Zombiefilmen, er stieg völlig normal aus der Totenkiste, sogar mit geschmeidigen Bewegungen, als hätte er niemals so starr und tot in der verdammten Erde dieser Insel gelegen. Nur seine Kleidung paßte nicht zu ihm.
    Sie war verdreckt, teilweise eingerissen, als hätte er daran mit seinen Zähnen gezerrt, um den Hunger zu stillen.
    Er war so schön. Er war so anders. Er war kein richtiger Mann, keine richtige Frau, er war ein Neutrum, und in seinem Innern steckte der Drang nach Mord.
    Er wollte weiter töten. Es gab noch zwei Menschen in seiner Nähe, die er auf keinen Fall entkommen lassen wollte.
    Jesse und Dave begriffen noch immer nichts. Sie standen unter Schock. Zwar wußten sie, was da passiert war, schließlich hatten sie es mit eigenen Augen gesehen, doch nachvollziehen wollten und konnten sie es nicht.
    Das hier stellte ihr gesamtes Weltbild auf den Kopf. Das konnte einfach nicht stimmen. Das war der reinste Wahnsinn. Hätte ihnen jemand davon vor einigen Tagen berichtet, sie hätten ihn nur ausgelacht. Jetzt lag ihr Boß tot zu ihren Füßen, und sein Killer schüttelte noch Blutstropfen von der Hand.
    Die Furcht steigerte sich bei den beiden. Sie verwandelte sich in eine mörderische Angst. Der Tod war so nahe gewesen, er hatte sie gestreift, und er würde noch näher an sie herantreten, um sie dann zu ereilen.
    »Du hast die Kanone!« flüsterte Dave seinem Kumpan zu. »Los, Jesse, leg den Hundesohn um!«
    Jesse nickte nur. Er tat noch nichts, weil er einfach nicht darüber hinwegkam, daß diese Leiche auch gehen konnte. Da gab es keinen Unterschied zwischen einem Toten und einem Lebenden. Beide waren gleich. Nur mußte der Tote wieder in den Status der Lebenden zurückgekehrt sein. Das war das Ungeheuerliche.
    Das Wesen bewegte sich wie ein Prinz. Es war seinen gemessenen Schritten anzumerken. So ging wirklich nur jemand, der sich seiner Sache sicher war, weil er auf eine bestimmte Macht im Hintergrund bauen konnte.
    Die Geräusche seiner Schritte waren kaum zu hören. Ab und zu mal ein leises schleifen, wenn die nackten Füße über den Boden glitten und sich auch nicht darum kümmerten, daß sie auf irgendwelche Steine traten, denn Schmerzen empfand die Gestalt nicht.
    Dave stieß seinen Kumpan an. Er war übernervös geworden. »Schieß doch endlich, verdammt!«
    »Ja, mach ich.« Jesse antwortete wie ein Automat. Er war mit seinen Gedanken ganz woanders und bewegte sich wie jemand, dessen Gelenke eingerostet waren.
    Die Luger, die er immer als einen persönlichen Freund angesehen hatte, kam ihm plötzlich so schwer vor. Er konnte sie mit einer Hand kaum halten, deshalb nahm er die Linke als Unterstützung dazu, als er die Arme hob.
    Er zielte auf die Gestalt.
    Aber er zitterte auch.
    »Ich kann sie nicht treffen!« keuchte er. »Es ist unmöglich. Es ist einfach verrückt!«
    »Dann gib sie mir!« keuchte Dave.
    »Ja, nimm sie!«
    Dave beeilte sich. Es wurde Zeit, denn dieser engelhafte Tote kam immer näher. Auf seinem Gesicht zeigte sich kein Gefühl. Es blieb so glatt und ausdruckslos. Er war ohne Emotionen.
    Dave riß seinem Freund die Luger aus den Händen. Sie beide hatten sich bisher nur auf die Gestalt konzentriert, und plötzlich war alles ganz anders.
    Bevor Dave die Luger auf den lebenden Toten richten konnte, hörte er neben sich einen dumpfen, schrecklichen Laut. Ein Aufprall, ein Knirschen, und er riß den Kopf herum.
    Jesse war schon zusammengebrochen. Er lag auf dem Boden. Sein Kopf sah nicht mehr so aus wie zuvor. Das blonde Haar hatte eine dunkelrote Färbung bekommen, und hinter ihm stand eine schreckliche Gestalt, die aussah wie ein Kunstgeschöpf. Sie hielt mit beiden Händen einen kantigen Stein fest. Damit hatte sie zugeschlagen und Jesse auf der Stelle getötet.
    Dave holte tief Luft. Er wollte Energie für den Schrei sammeln, den er einfach loswerden mußte, aber der Ankömmling ließ ihm nicht einmal die Chance.
    Er rammte den Stein gegen Daves Magen.
    Der Mann glaubte, in der Mitte zerteilt zu werden. Einen derartigen Schmerz hatte er noch nie erlebt. Die normale Welt schien vor seinen Augen in tausend Fetzen zu explodieren. Er bekam
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