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102 - Borro, der Zombie

102 - Borro, der Zombie

Titel: 102 - Borro, der Zombie
Autoren: Larry Brent
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sich
ein Bild von ihr anzueignen. Mit diesem beeinflußte er sie, und er hatte
Erfolg.
    Ihr stilles, schönes Gesicht tauchte vor ihm auf. Mit
glänzenden Augen versuchte Helga, das Gesicht in der Dunkelheit zu erkennen.
    Es gelang ihr nicht.
    Der Mann streckte seine faltige Hand nach ihr aus.
    »Komm mit«, sagte er nur. Sie gehorchte, als wäre dies
die selbstverständlichste Sache von der Welt, denn sie stand völlig in seinem
Bann. Wie zwei Schatten bewegten sie sich unter dem Blätterdach. Die freie
Landschaft lag vor ihnen, und der Mond strahlte hell herab. Am Rande der
Zufahrtsstraße stand ein schwerer, amerikanischer Straßenkreuzer – ein
Chrysler.
    Garry Herman riß die Türen auf und ließ Helga Körtner
auf dem Sitz neben sich Platz nehmen. Starr wie eine Puppe, mit unbeweglichem
Gesicht saß sie da.
    Herman blickte immer geradeaus. Die Straße war für
afrikanische Verhältnisse gut, und der Chrysler jagte dahin.
    Helgas Gefühle waren widersprüchlich. Jetzt, da Herman
sie in seiner Gewalt hatte, bemühte er sich nicht mehr, seinen hypnotischen
Einfluß geltend zu machen. Die Voodoomächte, die er zu Hilfe gerufen hatte,
zogen sich zurück.
    Als Helga erkannte, daß sie in einem Auto saß, glaubte
sie zunächst zu träumen. »Wie komme ich… hierher?« fragte sie stockend und mit
schwacher Stimme.
    »Ich habe dich geholt, Frauke«, sagte Herman grinsend.
    Sie blickte nach vorn, dann zur Seite, registrierte
die halsbrecherische Fahrt und sah den Mann neben sich an.
    »Mister Herman«, rief sie. Er sah angegriffen aus,
oder lag das daran, daß sie alles unscharf sah.
    »Wie du hierher kommst? Ganz einfach, Frauke. Ich habe
dich gerufen, und du bist gekommen. Diesmal wirst du mir allerdings nicht
entwischen!«
    Frauke? Wieso redete er sie mit diesem Namen an?
Erschrocken dachte sie, entführt worden zu sein.
    Garry Herman! Was wollte er von ihr? War er nicht
normal? Er nannte sie Frauke und saß wie ein bösartig grinsender Teufel hinter
dem Steuer des Chryslers, fuhr mit viel zu hoher Geschwindigkeit durch die
Nacht. Seine Haut war grau und faltig, seine Haare wirkten noch grauer.
    »Lassen Sie mich sofort aussteigen! Halten Sie auf der
Stelle an!« forderte sie.
    Das Gesicht am Fenster ihres Bungalows tauchte wieder
vor ihr auf.
    Sie starrte auf den Fahrer, und ein eisiger Schrecken
durchfuhr sie.
    Die tiefliegenden Augen, die sie an einen Totenkopf erinnerten,
die zunehmend hohler werdenden Wangen, das alles erinnerte sie an dieses
schreckliche Gesicht von letzter Nacht! Die verrücktesten Gedanken schossen ihr
durch den Kopf.
    »Anhalten, Frauke? Aber nein! Ich bin froh, daß du da
bist.«
    »Ich heiße nicht Frauke! Sie verwechseln mich. Sie
haben mich entführt. Wenn Sie mich auf der Stelle zurückbringen, werde ich von
einer Anzeige absehen.«
    Er lachte leise und gefährlich. »Du solltest dich
freuen, an meiner Seite zu sitzen. So lange haben wir uns nicht gesehen. Ich
möchte dir nur mein neues Haus zeigen. Dann werde ich dich zu meiner Braut
machen.«
    Helga atmete schnell und flach. Sie hatte keine
Zweifel mehr. Dieser Mann war verrückt! Und gefährlich. Sie mußte alles
daransetzen, seinem Zugriff zu entgehen.
    Narrte sie ein Spuk? War es wirklich so? Veränderte
sich sein Aussehen noch mehr? Wurde sein Gesicht dem am Fenster nicht immer
ähnlicher?
    Was spielte sich hier ab?
    »Einmal bist du mir entkommen«, fuhr Garry Herman
fort. »Ich hätte es nie für möglich gehalten, dir noch einmal zu begegnen. Aber
das Schicksal mischt manchmal merkwürdig die Karten. Diesmal werde ich dich
töten! Keine Macht der Welt wird mich daran hindern können! Ich werde mich an
dir rächen, Frauke. Ich habe es mir immer gewünscht.«
    »Aber ich bin nicht Frauke, wie oft soll ich das noch
sagen!« brachte Helga Körtner gequält über ihre Lippen.
    Frauke?, kam es ihr in den Sinn. So hatte ihre
Großmutter geheißen, doch die war schon viele Jahre tot. Aber sie sollte sehr
viel Ähnlichkeit mit der alten Dame haben. Das hatte ihre Mutter immer
behauptet.
    »Du bist nicht Frauke, so?« Seine Linke griff
blitzartig an ihren Kopf, so daß sie zusammenzuckte. Er hob ihre langen Haare
hoch. »Du trägst eine andere Frisur, aber dieses Profil vergißt ein Mann
niemals. Und ich schon gar nicht!« Er ließ locker, lachte böse, und seine
Lippen bildeten einen schmalen, verkniffenen Strich. »Ich werde dich töten. Auf
eine Weise, die du dir nicht vorstellen kannst.« Seine Augen funkelten wie die
eines
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