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1014 - Der Seelenkompaß

1014 - Der Seelenkompaß

Titel: 1014 - Der Seelenkompaß
Autoren: Jason Dark
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aber er hatte jetzt den Kopf so weit gesenkt, als wollte er damit in seinen eigenen Körper hineinkriechen. Hätte er nicht drei Menschen auf dem Gewissen gehabt, er hätte mir sogar leid getan. So aber kam das Gefühl nicht erst auf, ich blieb einfach nur gespannt. Es brachte nichts mehr, wenn ich ihm Fragen stellte, denn Antworten würde ich kaum bekommen. So blieb ich einzig und allein bei meiner Beobachtung.
    Weinte Larry Silas oder atmete er nur keuchend? Es war nicht leicht, das herauszufinden. Jedenfalls hörten sich die Geräusche an wie ein Mischung aus beidem, und ich sah auch, wie sein Rücken bei jedem Geräusch zuckte.
    Einige Sekunden ließ ich noch verstreichen, dann stieß ich mich von der Wand ab und baute mich an der Stelle des Tischs auf, an der ich vorhin gesessen hatte.
    Silas sah mich gar nicht. Seine Haltung erinnerte an die eines Kindes im Mutterleib, das Schutz vor allen Gefahren suchte. In diesem Augenblick versteckte sich auch die Sonne hinter einer Wolke. Es wurde düster, lautlos bewegte sich ein Schatten durch die Zelle. Wie ein böses Omen. Er fiel auch über Silas, als wollte er die Gestalt fressen.
    Der Killer jammerte. Es waren erbärmliche Laute, die über seine Lippen drangen. Dabei zuckte sein Körper, und die Bewegungen wurden immer heftiger. Sie veränderten sich auch. Er wuchtete den Körper nach vorn, dann in die Gegenrichtung, so daß nicht nur er ins Wanken geriet, sondern auch der Stuhl.
    Er kippte nach hinten, wurde wieder nach vorn gedrückt, kippte abermals, und ich wollte um den Tisch herum, um Stuhl und Mann abzufangen, doch ich kam zu spät.
    Durch einen mächtigen Ruck wuchtete er das Sitzmöbel über den Kippunkt hinweg und prallte wieder zu Boden. Er schrie dabei auf, und sein Gesicht verzerrte sich. Die Angst in seinen Zügen steigerte sich zum Wahnsinn, und ich wußte, daß es für mich Zeit wurde. Hier ging etwas vor, mit dem ich noch nicht zurechtkam. Die Antwort konnte mir nur der Killer geben, der vor mir lag.
    Ich war mit schnellen Schritten bei ihm. Er schrie wieder, und es hörte sich an wie bei einem Tier.
    »Er ist da!« brüllte er. »Er ist da. Bei mir! Er holt sie…!«
    Ich griff nach ihm. Mit beiden Händen wollte ich zufassen und ihn in die Höhe zerren.
    Da erwischte es auch mich!
    Meine Finger hatten den Körper kaum berührt, als mich die Schläge trafen.
    Wirklich nicht nur einer, sondern mehrere, und sie hieben durch meinen Körper wie böse Blitze.
    Vor meinen Augen funkte es auf. Ich bekam einen harten Schlag, dem ich nichts entgegensetzen konnte. Ich fühlte noch, wie ich durch den Raum getrieben wurde, aber ich konnte nichts dagegen unternehmen. Die andere Macht hatte mich wirklich voll erwischt, und der Stopp war brutal.
    Mit dem Rücken prallte ich gegen die Wand. Der Gegenstoß katapultierte mich etwas nach vorn, aber die Knie waren einfach zu weich geworden, und so konnte ich mich nicht mehr halten und mußte zu Boden. Geschwächt fiel ich auf die Knie. Ich war nicht einmal in der Lage, mich zu bewegen, denn an meinen Händen hingen Eisengewichte, so daß ich die Arme nicht heben konnte.
    Ich war zum Zuschauen verdammt.
    Und was ich sah, war furchtbar…
    ***
    Jemand war bei dem Killer. Zwar sah ich diesen Fremden nicht, aber er umtanzte Silas, er quälte ihn, er war ein Gegner, denn Silas schlug mit den gefesselten Händen nach ihm, ohne ihn allerdings zu treffen. Für mich sah es aus, als schlage er im Liegen über sich in die Luft.
    »Nein, nein, nein!« Immer wieder keuchte er dieses Wort. »Nicht, ich will nicht. Ich will sie nicht verlieren. Ich will… ich… will meine Seele behalten. Du sollst sie nicht bekommen. Ich gebe sie nicht ab. Ich will nicht sterben, nicht so…«
    Sein Körper bäumte sich auf. Den Mund hatte er weit aufgerissen. Sein Hände irrten vor der Brust hin und her, als wollten sie den Gegner packen.
    Aber der war stärker. Er ließ sich nicht vertreiben. Er bohrte sich in die Brust des Killers hinein, der seinen Oberkörper in die Höhe wuchtete, ihn noch so drehte, daß er mich anschauen konnte, und ich sah in seinen Augen die Bitte nach Hilfe. Es war wie ein stummer Schrei. Ich wollte ihm auch helfen, aber ich hatte mit mir selbst zu tun, da die Schwäche einfach nicht weichen wollte.
    Welch eine starke Kraft hatte mich da zurückgeworfen! Ich war beinahe schwindlig, als ich zu sehr auf einen Punkt schaute, und Silas kniete noch immer in dieser unnatürlichen Haltung, um in mein Gesicht sehen zu
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