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1008 - Endloser Schrecken

1008 - Endloser Schrecken

Titel: 1008 - Endloser Schrecken
Autoren: Jason Dark
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Grab stehen?
    Aus meinem Mund drang ein schwerer Seufzer. Die Kippe hatte ich zu Boden geworfen und ausgedrückt. Ich saß da und starrte ins Leere. In meinem Kopf jagten sich die Gedanken, aber ich wußte nicht, woran ich dachte.
    Es war und blieb alles so still um mich herum, und ich fragte mich, wie ich aus dieser verdammten Lage je wieder herauskommen sollte.
    Aus eigener Kraft?
    Eigentlich gehörte ich immer zu den Personen, die sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf hervorzogen, nur heute packte ich das nicht.
    Das war für mich unmöglich. Ich sah einfach keinen Punkt, an dem ich ansetzen konnte. Es gab keinen Hinweis, keine Spur, eben nur die verfluchte Leere in meinem Innern.
    Wo sollte ich beginnen? Wen konnte ich bitten, mir wieder das normale Gesicht zurückzugeben?
    Keinen.
    Nein, es gab keinen Menschen. Damit mußte ich schon selbst fertig werden.
    In meiner Körpermitte steckte eine Faust. Sie hatte sich tief hineingebohrt, und sie sorgte auch für die Übelkeit, die einfach nicht weichen wollte.
    Die Sitzhaltung gefiel mir nicht, weil der Gürtel gegen den Magen drückte. Auch kamen mir meine Glieder müde und klamm vor, und so stand ich auf.
    Ich ging mit steifen Schritten durch die Grillhütte, wechselte dabei auch die Richtung und blieb stehen, als mein Blick den abgestellten BMW traf.
    Ich ging auch nicht mehr weiter. In meinem Mund war es plötzlich trocken geworden. Trotz der Kühle war meine Stirn mit einer dicken Schweißschicht bedeckt, und das innerliche Zittern wollte ebenfalls nicht weichen.
    Der Grund, weshalb mich der Wagen so interessierte, war für mich nicht nachvollziehbar. Das Auto hatte im Prinzip nichts an sich, und trotzdem mußte es etwas geben, das mich störte.
    Ich verließ das schützende Dach der Hütte und ging langsam auf den Wagen zu. Dann bückte ich mich und schaute durch die getönten Scheiben hinein.
    Auf dem Rücksitz lag das Schwert des Salomo!
    Ein beinahe schon heiliger Schauer rann über meine Haut, als ich die Klinge sah. Das Gold in der Mitte, die Metallstreifen an den Seiten, der kostbare Griff, überhaupt war das Schwert eine sehr kostbare Waffe. Den Weg zur Bundeslade hätte ich ohne es nicht gefunden.
    Nur – was hatte ich davon?
    Nichts, gar nichts. Ich hätte gern auf alles verzichtet. Ich hätte das Rad der Zeit um alles in der Welt zurückdrehen wollen, aber es war nicht möglich. Daß diese Veränderung am Ende meines Wegs stehen würde, daran hätte ich nie und nimmer gedacht.
    Aber da lag das Schwert!
    Nicht umsonst, denn mit ihm hatte alles begonnen. Es lag noch nicht lange zurück, und ich sah mich wieder in der Kathedrale von Chartres, aber es kam mir vor, als wäre es schon Lichtjahre weit entfernt. Ich stand da wie auf verlorenem Posten, bis ich mich schließlich bewegte, obwohl ich es eigentlich gar nicht wollte.
    Den Wagen hatte ich nicht abgeschlossen. Sogar der Zündschlüssel steckte noch. So öffnete ich die Beifahrertür, beugte mich in den BMW hinein und holte das Schwert hervor.
    In diesem Augenblick kam es mir doppelt so schwer vor. Ich nahm sogar meine linke Hand zu Hilfe, um es abstützen zu können. So saft- und kraftlos war ich selten gewesen, aber es war zu schaffen.
    Ich zerrte das Schwert hervor, schloß die Tür wieder und ging mit der Waffe wieder zurück an meinen alten Platz.
    Ich stellte es zwischen meine Beine. Die Spitze berührte den Boden. Meine Hände lagen auf dem Griff übereinander. Ich schaute über sie hinweg in die Leere hinein.
    Der Geist der russischen Hellseherin Donata hatte mir die Waffe besorgt. Wenn ich an sie dachte, zog ich unwillkürlich Parallelen zu dem Geist des Lalibela. Auch er war nicht zu fassen. Er war da, aber er ließ sich nicht erklären.
    Einen Unterschied gab es zwischen ihnen.
    Donata hatte auf meiner Seite gestanden und mir geholfen, wenn es ums Ganze ging. Lalibela nicht. Er hatte den Fluch der Sinclairs endgültig gemacht.
    Wie lange ich hier allein sitzen bleiben sollte, das konnte ich beim besten Willen nicht voraussehen. Irgendwann mußte ich weg. Da meldeten sich auch die körperlichen Bedürfnisse. Ich mußte etwas essen, ich mußte auch trinken, und ich mußte am nächsten Tag zur Beerdigung meiner Eltern.
    Aber sollte ich das wirklich?
    Vater und Mutter würden in Lauder beerdigt werden, aber ich konnte doch nicht mit dem Gesicht meines eigenen Vaters an dessen Grab stehen und zuschauen, wie der Sarg in das kalte und feuchte Loch hinabgelassen wurde.
    Nein, das war unmöglich. So
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