Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1006 - Das Palladium

1006 - Das Palladium

Titel: 1006 - Das Palladium
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
»Aber die Lade hatte nichts dagegen. Ihre Macht hat sich nicht gegen mich gestellt. Die Templer sind bei ihrer Berührung zu Asche verbrannt. Ich lebe noch, und ich habe beinahe den Eindruck erhalten, als sollte ich die Lade öffnen.«
    »Nein, niemand soll sie öffnen.«
    »Warum nicht?«
    »Sie ist so mächtig. Und ihr Inneres muß ein Geheimnis bleiben.«
    »Was ist denn so schlimm daran, wenn ich einen Blick hineinwerfe? Ich will sie ja nicht stehlen.«
    »Nur einem ist es als lebendem Menschen gelungen, dem Erbauer. Irgendwann wirst du es möglicherweise einmal erfahren, dann aber bist du nicht mehr auf Erden, dann sind diese Gesetze für dich aufgehoben.«
    »Weißt du es denn?« Die Frage überkam mich plötzlich. Ich hatte sie einfach stellen müssen.
    »Nein.«
    »Bist du nicht neugierig? Dir kann nichts passieren, Hector. Der Deckel läßt sich abheben. Ich habe es versucht. Du kannst es tun, du kannst einen Blick hineinwerfen. Du brauchst mir ja nicht alles zu sagen. Nur einen kleinen Teil – bitte…«
    Ich kannte mich in diesem Augenblick selbst nicht wieder. Ich war plötzlich wie von Sinnen, als wäre irgend etwas mit der Gewalt eines Sturmwindes über mich gekommen.
    Hector de Valois gab mir keine Antwort. Aber er hatte mich gehört, und er schüttelte auch den Kopf. Er stand nicht auf meiner Seite, obwohl ich einmal er gewesen war.
    Aber ich wollte nicht zurück. Ich wollte keinen Kompromiß. Ich wußte selbst nicht, welcher Teufel mich ritt, daß ich auf Warnungen nicht hörte.
    »Wenn du es nicht tust, dann werde ich es noch einmal versuchen!« erklärte ich ihm.
    »Ich kann es nicht zulassen!«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich will, daß du am Leben bleibst. Du darfst noch nicht in den Tod gehen. Oder willst du wirklich, daß sich der Fluch der Sinclairs bis zum bitteren Ende erfüllt?«
    Das war es wieder – der Fluch der Sinclairs. Er hatte unsere Familie getroffen, aber er hatte mich auch weitergetrieben. Ich hatte andere Menschen sterben und vergehen sehen, und ich war mir dabei vorgekommen wie ein Phönix, der aus der Asche steigt.
    »Ich glaube nicht, daß mich ein Blick in die Lade umbringen wird!« Noch immer hatte mich Hector de Valois nicht überzeugen können. »Zudem bin ich ein Mensch, der schweigen kann. Ich habe gemerkt, daß sich die Platte bewegen läßt. Ich habe es gehört und…«
    »Sei dankbar, daß nicht mehr geschehen ist, John.«
    »Weißt du auch, unter welchem Schutz ich stehe?«
    »Ja, du brauchst mir nichts zu sagen…«
    »Dann werde ich es versuchen.«
    Ich drehte mich um, ich wollte jetzt wirklich den letzten Schritt hinter mich bringen. Es war einfach, die Lade anzufassen. Ich bekam keinen Stromschlag, atmete noch einmal tief ein, um alle Kraft einzusetzen. Durch meine Haltung war ich praktisch gezwungen, zuerst in die Höhe zu schauen. Die Decke lag im Dunkeln. Der Flammenschein reichte nicht bis dort oben.
    Aber sie schien sich plötzlich aufzulösen. Mehrere Dinge passierten zugleich.
    Während ich den Deckel berührte, wich über mir die Dunkelheit.
    Zugleich wurde mein Bewußtsein von einer anderen Macht erfüllt, die ich kurz zuvor erlebt hatte.
    Der Seher meldete sich.
    »Frevler! Werde nicht zu einem Frevler. Versündige dich nicht an deiner Aufgabe, John Sinclair…«
    Worte, die nur in meinem Gehirn aufklangen, die mich aber wie Peitschenschläge trafen.
    Plötzlich war es vorbei mit meiner Lethargie. Ich war jemand, der in ein tiefes Loch fiel. Ich schämte mich vor mir selbst. Ich wußte nicht mehr, was in mich gefahren war, und ich wußte auch nicht, ob ich den Deckel anzuheben versuchte oder nicht.
    Die Helligkeit unter der Decke verschwand. Mein Kopf war wieder klar. Plötzlich wußte ich, daß mich der Seher vor dem größten Fehler meines Lebens und möglicherweise vor meinem Ende bewahrt hatte. Die Lade sollte das Mysterium bleiben, auch ich hatte kein Recht, sie zu öffnen, und ich hätte mein Wissen sowieso nicht weitergeben können.
    Ich war einfach nicht würdig genug und konnte nur dankbar sein, daß ich schon so weit gekommen war.
    Deshalb ließ ich die Lade los. Ich ging zurück. Mir passierte dabei etwas sehr Menschliches. Ich übersah die Kante am Podest, rutschte ab und knickte ein. Durch das rasche Abstützen fiel ich nicht völlig zu Boden, aber ich hatte dem silbernen Skelett freie Bahn verschafft.
    Auf einmal stand Hector de Valois an der Lade. Dabei ging ich davon aus, daß er die Warnung des Sehers nicht gehört hatte.
    »Doch!«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher