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1003 - Die Templer-Säule

1003 - Die Templer-Säule

Titel: 1003 - Die Templer-Säule
Autoren: Jason Dark
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sie trafen hier auf Menschen, die keine Muslime waren und nicht erst bekehrt werden mußten. Ihr Glauben ähnelte dem der Templer, und sie wollten hier in der Fremde ihre Zeichen hinterlassen, was sie auch getan haben. Die mächtigen Bauwerke sind die Arbeit von Jahren, und sie wurden dabei auch unterstützt von demjenigen, der hier damals herrschte.«
    »Ein König?«
    »Nein, es war kein König. Es war der Prinz Lalibela, der hier regierte und auch so lange wartete, bis die Kirchen entstanden waren. Vierundzwanzig Jahre haben die Templer daran gebaut, bis sie endlich fertig waren. Aus dem Prinzen wurde inzwischen ein König, der seinen Glauben verteidigte.«
    »An was glaubte er?«
    »An die alten Dinge, an die Macht des Gegenstands, den auch die Templer hier gesucht haben.«
    »An die Bundeslade?«
    Der Mönch schrie leise auf, als ich den Namen erwähnte. Er trat von mir weg und streckte mir dabei die Hand entgegen, als wollte er irgendwelche Ströme aufhalten.
    Ich ließ ihn für eine Weile in Ruhe. Erst als er sich gefangen hatte, fragte ich wieder nach. »Wundert es dich, daß ich darüber Bescheid weiß?«
    »Ja, schon. Nicht viele Menschen glauben an dieses Heiligtum, das hier ein Palladium gewesen ist.«
    »Also ein Schutz bestimmter Stätten.«
    Er kam wieder näher und nickte. »Ja, die Kirchen sollten durch sie geschützt werden, und der König Lalibela hat dafür Sorge getragen.«
    »Dann war die Bundeslade also wirklich hier?« fragte ich nach.
    Der Bärtige nickte. Wie er seinen Kopf bewegte, sah es schon ehrfurchtsvoll aus.
    »Aber ich kann sie nicht mehr sehen oder?«
    »Nein!« stieß er hervor. »Nein, du kannst sie nicht mehr sehen, Fremder.«
    »Darf ich sie nicht sehen?«
    »Auch das.«
    »Und könnte ich sie hier finden?«
    Die Antwort war enttäuschend für mich, aber das war ich ja gewöhnt. »Sie ist weg, Fremder. Sie ist schon lange weg. Man wollte sie nicht mehr hier behalten. Sie hat auf dem Altar dieser Kirche gestanden, aber sie mußte dann verschwinden.«
    »Wohin?«
    Der alte Mann hob die Schultern.
    Ich glaubte ihm nicht ganz und lächelte. »Warum sagst du mir nicht die Wahrheit?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Gut, gehen wir davon aus, daß sie wirklich weg ist. Warum bist du dann hier als Aufpasser? Was willst du schützen, alter Mann? Was ist so wichtig? Tatsächlich nur die unterirdischen Kirchen hier? Oder gibt es noch einen anderen Grund?«
    »Nicht für dich.«
    »Was heißt das?«
    »Frag bitte nicht weiter.« Der Mann senkte die Stimme. »Es kann sogar tödlich sein.«
    Ich kümmerte mich nicht um den Ratschlag. »Was ist so wichtig, wenn nicht die Lade, was hier von dir bewacht werden muß? Es ist doch ein Hinweis auf das Versteck.«
    »Nein. Es ist nicht das, was du denkst. Es hängt mit unserem Land zusammen.« Er quälte sich. Auf seinem Gesicht hatte sich der kalte Schweiß abgesetzt. Ob absichtlich oder nicht, jedenfalls schielte er wieder an der Säule entlang zur Decke hoch, wo die Dunkelheit noch immer so dicht lag.
    »Es braucht dich nicht zu interessieren, Fremder. Du findest hier die Lade nicht.«
    »Aber etwas anderes.«
    Er schwieg.
    Ich hatte mich entschlossen, dorthin zu leuchten, wohin er zweimal geschaut hatte. Als ich die Lampe eingeschaltet hatte, schrak der alte Mann zusammen und sprang mich plötzlich an, als ich den Arm heben wollte.
    »He, was ist das denn?« Ich wich zurück. Er schlug nach meiner rechten Hand. Zum Glück hielt ich den Gegenstand so fest, daß er nicht zu Boden fiel.
    Der Alte gab nicht auf. Aber er war zu schwach. Mit einem Stoß gegen seine knochige Brust verschaffte ich mir Luft. Er torkelte keuchend zurück, ging dabei noch gekrümmt und schaffte es auch, sich auf den Beinen zu halten. Dann hustete er wieder, richtete sich auf und schaute mich kopfschüttelnd an.
    »Kann ich jetzt die Wahrheit hören?« fragte ich ihn. Dabei strahlte ich in sein Gesicht.
    »Dann werde ich zum Verräter.«
    »Nein, bestimmt nicht, denn bei mir befindet sich die Wahrheit in guten Händen.«
    Sein Widerstand war gebrochen. Ich entnahm es seinen Bewegungen, die so resignierend wirkten, obwohl er sich dabei aufrichtete.
    Ich leuchtete jetzt zu Boden, damit ihn das Licht nicht störte. Mit zitternden Schritten näherte er sich mir wieder.
    »Darf ich jetzt die Wahrheit erfahren?«
    »Ja, das darfst du. Aber sie ist nicht gut.« Er holte ein paarmal Luft, um sich zu sammeln. »Wir befinden uns hier an einem heiligen Ort«, flüsterte er. »Ich habe dir
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