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1.000 Euro für jeden

1.000 Euro für jeden

Titel: 1.000 Euro für jeden
Autoren: Götz W. Adrienne; Werner Goehler
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Leistungen. Und wir vernebeln damit
eine wesentliche Grundlage unserer demokratischen Entscheidungsfindung.
    Denn
wer trägt eigentlich heute die Steuerlast? Die Angestellten glauben intuitiv,
sie trügen sie so gut wie alleine. Vor zweihundert Jahren haben Bauern ihren
»Zehnten« in Form von Äpfeln oder einem Sack Kartoffeln noch real entrichtet.
Das Empfinden, dass wir von unserem Erwirtschafteten etwas abgeben, haben wir
heute noch. Schließlich wird uns ja Geld vom Konto abgezogen oder schlimmer
noch, vom Arbeitgeber gar nicht erst ausgezahlt, sondern direkt an den Staat
abgeführt. Doch nun ist es ja nicht so, dass wir das Geld wie Äpfel von den
Bäumen pflücken oder wie Kartoffeln aus der Erde holen. Geld ist ein
»Tauschversprechen«. Wir bekommen es, wenn wir eine Leistung erbracht haben,
als Versprechen, dass wir das Geld an anderer Stelle gegen eine andere Leistung
eintauschen können. Und woher kommt das Geld? Zunächst vom Unternehmen. Aber
das Unternehmen hat das Geld vom Kunden, und zwar nur, wenn der Kunde die
Produkte oder Dienstleistungen, die das Unternehmen anbietet, auch wirklich
kauft. Am Ende werden alle Steuern also durch die, die konsumieren, getragen.
    Wer
etwas herstellt, das niemand haben will, hat in diesem Sinne gerade keine Werte geschaffen, sondern Geld
verpulvert. Deswegen ist es besonders widersinnig, Unternehmen und
Arbeitskräfte zu besteuern, bevor die Waren verkauft sind. Die derzeitigen Einkommen-
und Ertragssteuern

    Was zahle
ich, wenn ich eine Latte Macchiato trinke? Bild aus dem Film »Grundeinkommen –
ein Kulturimpuls« von Enno Schmidt und Daniel Häni, Basel, CC. Link zum Film: www.kultkino.ch/kultkino/besonderes/grundeinkommen
    verzerren obendrein
die Preisbildung. Am Ende werden nämlich alle Kosten, ob Telefon, Miete oder
eben Einkommensteuern in die Produkte und Dienstleistungen »eingepreist«.
    Daniel
Häni und Enno Schmidt haben in ihrem Film zum Grundeinkommen auf treffende
Weise visualisiert, wie sich der Steueranteil in unseren Produkten tatsächlich
darstellt: Auf einer Latte Macchiato liegen in der Schweiz derzeit 7,6 Prozent
Mehrwertsteuer. Ansonsten setzen sich die Kosten für das Getränk grundsätzlich
betrachtet aus Lohnkosten (ca. ½), Waren- und Infrastrukturkosten (je ca. ¼)
zusammen.
    Bei
genauerem Hinsehen (Bild links) ist zu erkennen, dass auf jeden dieser drei
Kostenfaktoren jeweils wieder Steuern anfallen, Einkommensteuern,
Lohnnebenkosten oder irgendeine andere der vielen möglichen Steuerarten. Der
sogenannte Nettopreis eines Produktes enthält in Wahrheit also einen hohen
Steueranteil. Im Unternehmerjargon würde man sagen: Die Kosten (also auch die
Steuern) werden verkalkuliert. Sämtliche Steuern und Abgaben, also auch
Einkommensteuern und Sozialabgaben, werden von den Unternehmen auf den
Verkaufspreis ihrer Produkte umgelegt, somit letztlich vom Konsumenten bezahlt.
Addiert man all diese Steuern, ergibt sich ein Steueranteil von fünfzig Prozent
(Bild rechts). Man könnte diese Steuern im Vorfeld also erlassen und am Ende
direkt als Mehrwert- oder Konsumsteuer zusammenfassen. Die Verbraucherpreise
blieben insgesamt stabil, da im Gegenzug zur steigenden Mehrwertsteuer die
eingepreisten Steuern in den Produktionskosten entfallen. Die Mehrwertsteuer
steigt, aber die Herstellungskosten sinken. Der Preis der Latte Macchiato
bleibt in unserem Beispiel gleich, und die Befürchtung, die Preise würden sich
durch Konsumsteuer einfach erhöhen, erweist sich als unbegründet.
    Lüftet
man den Schleier der Preise, wird offensichtlich, dass alle Kosten und Steuern,
die im Laufe der Herstellung und Bereitstellung von Gütern und Dienstleistungen
entstehen, in deren Preisen enthalten sind und somit beim Erwerb durch den
Endverbraucher bezahlt werden. Die Produktpreise enthalten sowohl
Unternehmensgewinn und -steuern als auch die Kosten für Rohstoffe und Maschinen
sowie sämtliche Zahlungen an die Arbeitskräfte, egal ob sie in Form von Gehalt,
Lohnnebenkosten oder sonstigen Arbeitgeberleistungen wie Lohnfortzahlung im
Krankheitsfall, Urlaubsgeld oder Betriebsrente geleistet werden. Am Ende zahlt
immer der Konsument.
    Im
Falle einer einzigen Steuer, nämlich der Konsumsteuer, wüssten wir wenigstens,
wie viel und für was genau wir bezahlen. Wobei vielleicht gerade das der Grund
ist, warum die Politik gegen diese Art vereinfachter Steuerlast ist:
Transparenz erhöht das Widerspruchsrisiko. Es könnte sein, dass auch die
Deutschen sich fragen, was
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