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1:0 Tüftelzapf

1:0 Tüftelzapf

Titel: 1:0 Tüftelzapf
Autoren: Erich Hölle
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Käse mehr zu holen. — Und Fahrräder, Radios, Bananen, Kokosnüsse wird es auch bald nicht mehr geben, denn wer handelt schon mit armen Schluckmäusen...
    Dunkle Wolken zogen sich über der Käseburg zusammen, schlimme Zeiten standen bevor.
    Kasimir der Neunzehnte tobte zwei Tage und zwei Nächte lang, als er erfuhr, daß den Krümelmäusen nicht einmal mit einer gehörigen Ladung Stinkbomben beizukommen war.
    „Es ist unser Käse, den die da drüben fressen!“ soll er geschrien haben. „Unser Käse! Unser Käse! — Wenn er ihnen zu den Ohren herauswächst, ist es auch noch unser Käse!“ Vor lauter Wut soll er sogar ein Loch in den schönen Blumenteppich in seinem Amtszimmer gebissen haben.
    Als dann noch eine schlotternde und völlig verstörte Wachtmaus angerannt kam und wie von Sinnen immer und immer wieder plärrte: „Sie reiten auf der Katze herum! — Sie reiten auf der Katze herum!“, machte Kasimir reinen Tisch. — Zwölf Obermäuse flogen nacheinander durch die Amtszimmertür auf den Flur hinaus — Rangelbiß war auch dabei! — Die gänzlich verwirrte Wachtmaus kam ins Gefängnis, weil sie in der Dienstzeit geträumt hatte — die Arme!



Besuch ist da!

    Und dann brach der dunkelste Tag in der Geschichte der Käsemäuse an.
    Draußen vor der Käseburg stand die Katze — schwarz und gefährlich. Eine unheimliche Katze!
    Bei ihrem Anblick sanken ganze Wachtmaustrupps in die Knie. Die Oberwachtmaus verdrehte die Augen und benahm sich sonderbar — sie hechelte, japste, jaulte, wieherte, kreischte und fiel um!
    Da übernahm eine Unterwachtmaus das Kommando. Weil es nichts mehr zu befehlen gab, jagte sie mit fliegenden Ohren und wehendem Schwanz durch die Käseburg, rannte eine Polizeimaus um, stürmte durch die Flure des Obermausamtes, trommelte mit geballten Pfoten gegen die Amtszimmertür von Kasimir dem Neunzehnten und plärrte: „Die Katze.— Sie hat...!“
    Kasimir fuhr aus seinem Sessel hoch. „Unverschämtheit! — Hinaus!“ brüllte er — aber im gleichen Atemzug: „Halt! — Was hat die Katze?“
    Da erging es der Unterwachtmaus wie vor ihr der Oberwachtmaus. Sie krümmte sich vor Lachen, gurgelte, gickste: „Die Katze... hihihi! — Sie hat auf ihrem Rücken... hihihi-hihi-hi-quiiii...!“
    „Zum Kuckuck — Was hat die Katze auf ihrem Rücken?“ keuchte Kasimir. „Antworten Sie mir gefälligst, wie es sich...!“
    Aber da lag die Unterwachtmaus schon auf dem Teppich, genau über der Stelle, die Kasimir vor wenigen Tagen in seiner Wut zerfetzt hatte.
    „Kaputtgelacht!“ stellte die oberste Käsemaus ungerührt fest und eilte hinaus, um mit eigenen Augen zu sehen, was dieses schwarze Katzenbiest — zum Kuckuck! — auf dem Rücken trug.

    Unbeweglich, hoch erhobenen Schwanzes verharrte die Katze — eine drohende Festung — lauernd, herausfordernd! Auf ihrem Rücken — mausenskind, wer hat schon so etwas gesehen! — Auf ihrem Rücken hatte sich eine Horde Krümelmäuse eingenistet — lauter bewährte Raufmäuse: Kunibal, Tüftelzapf, Schlurf, Schlürfigel, die Brüder Mogelzahn, der Briefträger Kuvertl. Sogar Madenspeck war mitgekommen; aber er hockte, immer noch mißtrauisch neben der Katze im Gras. — Auf den Katzenbuckel hätten ihn keine zehn Maulwürfe gebracht! Da nahm er lieber einen Fußmarsch auf sich!
    Tüftelzapf beobachtete durch sein Fernglas.
    „Da kommt einer!“ meldete er. „Das ist doch...!“
    „Rangelbiß?“ fragte Kunibal aufgeregt.
    „Viel höher!“ jauchzte Tüftelzapf.
    „Gib mir mal deinen Ferngucker ‘rüber!“ verlangte der Chef. „Ich werd’ verrückt — Kasimir persönlich!“
    Die oberste Käsemaus stand da, wie vom Blitz getroffen.
    „He, Kasimir, Besuch ist da — huhuuu!“ kam es von drüben. Tüftelzapf war es. „Keine Lust zu einem kleinen Morgenritt? — Wir haben hier oben noch einen Platz frei! Reiten ist gut für die schlanke Linie!“

    „Still!“ zischte Kunibal. „Wir dürfen ihn nicht verärgern!“ Tüftelzapf kramte in seiner Packtasche. Ein Blechtrichter kam zum Vorschein. „Hier, Chef, die Flüstertüte!“
    „Ach ja, richtig!“ kicherte Kunibal. „Lärmbüchse würde ich besser dazu sagen!“
    „Hallo, Kasimir, hier spricht Kunibal!“ hallte es lautstark über die Käsewiese. „Kommen Sie doch heraus, ich möchte mit Ihnen sprechen!“
    Nichts rührte sich.
    „He, Kasimir! — Wissen Sie schon das Neueste? — Es ist aus mit dem Käse! Kraftmeier zieht um! Aber wir können Ihnen gerne aushelfen,
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