10 - Operation Rainbow
Natur geworden. Und das war schon mal nicht übel, dachte er. Außerdem hatten sie fast alle begriffen, welche Aufgabe vor ihnen lag. Schließlich ging es um Menschenleben. Einige jedoch hatten noch nicht begriffen, was ihre Pflicht war, und würden es nie begreifen. Aber damit mußte man rechnen, und diese waren es, die ihr Leben einbüßen würden. Das war bedauerlich, aber nicht zu ändern.
Damit hob er die Runde auf, später als gewöhnlich, und die Leute verließen den Konferenzsaal, gingen auf den Parkplatz hinaus, wo einige - er hielt sie für Idioten - ihre Fahrräder bestiegen, daheim ein paar Stunden schliefen und morgens wieder ins Büro radelten. Immerhin waren es die Apostel der Wahrheit, wenn auch nicht allzu praktisch veranlagt - und, verdammt, sie steuerten Flugzeuge auf Fernreisen, oder? Menschen mit unterschiedlichen Ansichten waren gut für die Bewegung. Alles hing davon ab, ob es gelang, die Bewegung zu stärken. Mit diesem Gedanken ging er zu seinem eigenen Wagen, sein praktischer kleiner Kombi, die Zivilversion des geliebten Militärjeeps. Er knipste das Radio an und lauschte den Klängen von Respighis Pini di Roma, und plötzlich merkte er, wie sehr er NPR und seine klassischen Musikp rogramme vermißte. Naja, manches war eben nicht zu vermeiden.
***
Geduscht und glattrasiert, im Brooks-Brothers-Anzug und mit Armanikrawatte, die er sich zwei Tage vorher zugelegt hatte, verließ Clark seine Dienstwohnung und trat auf den Dienstwagen zu, dessen Fahrer ihm die Tür aufhielt. Statussymbole wurden in England ganz groß geschrieben. John fragte sich, wie rasch man sich wohl daran gewöhnte.
Sein Büro lag keine drei Kilometer weit in einem zweistöckigen Ziegelbau, an dem sich Bauarbeiter zu schaffen machten. Vor der Tür stand eine weitere Ordonnanz, die Pistole griffbereit im weißen Holster. Sie richtete sich kerzengerade auf und salutierte, als Clark auf zehn Schritt herankam.
»Guten Morgen - Sir!«
Überrascht wie er war, salutierte auch John, als begegneten sie sich auf dem Achterdeck eines Panzerkreuzers. »Morgen, Soldat«, gab John zurück und nahm sich vor, den Namen des Jungen in Erfahrung zu bringen. Den Türknauf fand er selbst. Drinnen fand er Stanley vor, der in einer Akte las und lächelnd aufblickte.
»Das Haus ist erst in einer Woche fertig, John. Ein Altbau, seit Jahren nicht mehr benutzt, und sie haben erst vor sechs Wochen angefangen. Komm mit, ich bring dich in dein Büro.«
Clark folgte Stanley in einen Korridor, an dessen Ende das Büro lag, das offenbar schon komplett renoviert war.
»Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1947«, erklärte Alistair, als er die Zwischentür öffnete. Dort saßen die beiden Sekretärinnen, die John auf Ende dreißig schätzte. Ihr Lebenslauf war sicher noch strenger d urchleuchtet worden als sein eigener. Sie hießen Alice Foorgate und Heien Montgomery. Als der Chef eintrat, standen sie auf und stellten sich selbst charmant lächelnd vor. Stanleys Direktorenzimmer lag neben Clarks Büro. Letzteres war mit einem mächtigen Schreibtisch, einem bequemen Sessel und dem gleichen Computer ausgestattet wie der, den John bei der CIA benutzte. Gewiß ebenso narrensicher und resistent gegen unbefugtes elektronisches Eindringen. Ganz rechts stand sogar eine Hausbar; zweifellos eine britische Eigenheit.
John holte tief Luft, bevor er im Drehsessel Platz nahm, und legte als erstes das Jackett ab. Im Anzug an einem Schreibtisch sitzen gehörte nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. So etwas wurde von »Schlipskragen« erledigt, und »Schlipskragen« waren John ein Greuel. Er bedeutete Alistair, im Sessel vor dem Schreibtisch Platz zu nehmen.
»Wie weit sind wir?«
»Zwei Gruppen sind bereits komplett. Die eine wird Chavez leiten. Die andere ist Peter Covington unterstellt, der soeben zum Major befördert wurde. Sein Vater war vor Jahren Oberst beim 22. Regiment und ging als Brigadegeneral in Rente. Der Junge ist großartig. In jedem Team zehn Mann, wie vereinbart. Auch den Technikerstab haben wirbald zusammen. Dafür haben wir einen Israeli verpflichtet, David Peled. Hat mich gewundert, daß sie ihn hergaben. Bei Mikroelektronik und Überwachungssystemen ist er unschlagbar ...«
»Und muß Avi ben Jakob allabendlich Bericht erstatten.«
Stanley lächelte. »Versteht sich von selbst.« Keiner der Offiziere machte sich die geringsten Illusionen über die Loyalität der buntgemischten Rainbow-Truppe. »David hat in den letzten zehn Jahren
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