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0999 - Der Mitternachtsfluch

0999 - Der Mitternachtsfluch

Titel: 0999 - Der Mitternachtsfluch
Autoren: Jason Dark
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ist vorbei.«
    »Echt?«
    »Wieso?«
    Corinne zauberte eine Falte auf ihre Stirn. »Sie haben Besuch bekommen, wie ich hörte. Ein Fremder…«
    »Für euch, Corinne, aber nicht für mich. Es ist ein Freund aus London. Er wollte mich schon immer mal besuchen, und jetzt hat es endlich geklappt.«
    »So kurz vor Weihnachten?« Sie hatte gefragt, als würde sie daran zweifeln.
    »Was will man machen? Mein Freund John ist allein, ich bin es ebenfalls, da feiern wir eben zusammen.«
    »Was wollen Sie denn trinken?« Corinne wechselte das Thema, sicherlich aus gutem Grund.
    »Einen Whisky. Aber den guten.«
    »Ohne Eis?«
    »Sicher. Ich bin doch kein Yankee.«
    Corinne goß einen Doppelten ein. Sie brachte das Glas und blieb stehen. Erst nachdem der pensionierte Polizist getrunken hatte, traute sie sich, etwas zu sagen. »Sie kommen mir vor wie früher, Mr. McCormick.«
    Er lachte. »Das mußt du mir erklären.«
    »Wie jemand auf Streife. Damals haben Sie doch auch Ihre Runden gedreht.«
    »Das ist richtig.«
    »Was wollen Sie denn heute herausfinden?« Corinnes Stimme hatte schon verschwörerisch geklungen, und sie brachte ihr Gesicht auch näher an den Gast heran.
    »Herausfinden? Wie kommst du darauf?«
    »Vom Gefühl her. Ist wie früher. Zudem wundere ich mich darüber, daß Sie Ihren Besuch nicht mit hergebracht haben. Läuft der Mann jetzt allein durch den Ort?«
    »Er wollte noch einen Blick in die Kirche werfen.«
    »Die Weihnachtsmesse ist erst morgen.«
    »Das ist ihm bekannt. Er interessiert sich für Kirchen.«
    »Will er auch beten?«
    »Kann sein. Warum fragst du?«
    Corinne verzog die schmalen Lippen. »Weil dieser verdammte Ort viele Gebete nötig hat.« Sie blickte McCormick wissend an, bevor sie sich abwandte und zu den drei anderen Gästen ging, um deren Gläser aufzufüllen.
    Ja, sie hat recht, dachte McCormick. Sie hat so recht. Es war vielleicht gar nicht so schlecht, wenn man für die Menschen hier betete, zumal die Kunst der Ärzte ihre Grenzen hatte.
    Corinne kehrte wieder zu ihm zurück. Sie selbst hatte sich ebenfalls einen Drink eingekippt. »Haben Sie über das Beten nachgedacht, Mr. McCormick?«
    »Das habe ich tatsächlich.«
    »Und?«
    »Ich muß dir recht geben. Ein Gebet für Paxton und deren Besucher kann nicht schaden.«
    Sie stellte das Glas hart auf. »Mit einem werden Sie da wohl kaum auskommen.«
    McCormick schaute sie an. Er sah, daß sie sich aufregte, denn sie atmete heftig. »Warum hast du das gesagt, Corinne?«
    Sie betrachtete ihre Fingernägel. »Können Sie sich das nicht denken?«
    »Nein.«
    »Hier ist etwas nicht in Ordnung!« zischte sie dem Gast zu. »Und nicht nur etwas. Es stinkt zum Himmel, aber man kann es nicht riechen. Nur fühlen.« Dabei bewegte sie Daumen und Zeigefinger, als wollte sie Geld zählen.
    »Was fühlst du denn?«
    Corinne streckte einen Arm über die Theke hinweg und drapierte ihre Hand auf McCormicks Schulter. »Die Angst rieche ich. Sie ist hier, sie ist überall, und sie steckt in jedem von uns. Die verdammte Angst, gegen die wir nichts tun können. Sie ist da, und sie wird immer stärker. Ihre Opfer stehen bereit.«
    »Wen meinst du damit?«
    »Eigentlich wir alle.« Sie ließ McCormick wieder los. »Aber im Besonderen die Kinder.«
    McCormick runzelte die Stirn. Er schauspielerte jetzt, als er fragte: »Kannst du mir das näher erklären, Corinne?«
    Die Wirtstochter drückte ihren Oberkörper leicht zurück. Die Augen verengten sich dabei. »Das wissen Sie doch.«
    »Nein. Wieso sollte ich das wissen?« Der Mann spielte noch immer den Unschuldigen.
    Corinne überlegte. Sie schaute auch zu den anderen Gästen hin, die aber interessierten sich nicht für sie und McCormick. Sie redeten leise miteinander.
    Brett tippte gegen sein Glas. »Ich warte auf eine Antwort, Corinne.«
    »Damals, Mr. McCormick. Vor mehr als zweihundert Jahren. Da ist doch die Geschichte an Weihnachten mit den Kindem passiert, die man in den Tod geschickt hat.«
    »Ja, klar, die alte Sage.«
    »Genau die.«
    McCormick winkte ab. »Jeder Ort hat seine Geschichte. Das weißt du doch selbst, Corinne.«
    Sie wies mit dem Finger auf den Gast. »Mr. McCormick, Sie verstellen sich. Das finde ich nicht fair. Sie wissen genau, was hier abläuft. Das haben Sie schon immer gewußt. Und Sie laufen auch heute noch mit offenen Augen durch die Gegend. Da müssen Sie doch gesehen haben, was mit den Kindern los ist. Wie schlecht es ihnen geht. Daß sie von einer Krankheit befallen sind,
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