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0987 - Die sanften Invasoren

Titel: 0987 - Die sanften Invasoren
Autoren: Unbekannt
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nach draußen gehen und beschloß, dir zu folgen. Du könntest dich hier draußen verlaufen, und das ist sehr gefährlich."
    Thezein konnte sich nicht vorstellen, daß der Bürger diese Worte ernst meinte. Er starrte mißtrauisch in das kaum erkennbare Gesicht des Blühenden.
    „Das ist sehr freundlich von dir", murmelte er schließlich. „Aber du brauchst deine wertvolle Zeit wirklich nicht meinetwegen zu verschwenden. Ich bin schon sehr lange Zeit ein Spaltling, und ich habe gelernt, auf mich aufzupassen. Diese Anlage scheint mir sehr geordnet zu sein - es ist wohl kaum möglich, sich darin zu verirren."
    „Täusche dich nicht", warnte Falreyl freundlich. „Warum willst du meineHilfe nicht annehmen? Bin ich dir unsympathisch?"
    Thezein zuckte zusammen und wich wie unter einem Zwang vor Falreyl zurück.
    „Was willst du von mir?" fragte er ängstlich.
    „Ist das nicht längst klar?" erkundigte der Bürger sich verwundert. „Ich sagte es dir doch schon, bevor der Hunger dich überwältigte: Ich möchte mich mit dir verschmelzen!"
    Thezein spürte eine Wand hinter sich und sah sich verzweifelt um. Jetzt war ihm endgültig klar, daß dieser Blühende den Verstand verloren hatte.
    „Wir können gar nicht verschmelzen! „ stieß er hervor und schob sich an der Wand entlang weiter. „Du bist ein Blühender, und ich stamme von der Ebene der Schnellfüßigen. Unsere Komponenten passen nicht zusammen."
    „Das stört mich nicht", versicherte Falreyl sanft. „Wir haben diesen Dingen viel zuviel Gewicht beigemessen. Unsere stofflichen Hüllen sind doch nur Ballast. Mir kommt es nur auf dich selbst an, Thezein. Dein Bewußtsein scheint mir sehr wertvoll zu sein."
    „Ich bin doch nur ein Spaltling. Kein Bürger verschmilzt sich mit einem von uns!"
    „Beim Licht von Art’Yschall!" sagte der Blühende verdutzt. „Ich dachte, diese Vorurteile hättest du inzwischen überwunden. Wie kommt es, daß es bei dir so lange dauert?"
    „Was soll denn bei mir lange dauern?" fragte Thezein, der allmählich überhaupt nichts mehr verstand.
    Aber Falreyl antwortete nicht. Er schien angestrengt zu überlegen. Nach einiger Zeit hob er einen schemenhaft erkennbaren, von bunten Blüten bedeckten Arm und deutete den Gang hinunter.
    „Nimm dir ein Beispiel an diesem Spaltling dort!" empfahl er.
    Thezein blickte in die angegebene Richtung und schloß unwillkürlich die Augen, denn der Anblick, der sich ihm bot, war fast unerträglich.
    „Das ist jaunglaublich!" stammelte er. „Wie können sie es wagen ... gibt es nicht genug Räume in diesem Gebilde, das uns Art’Yschall ersetzen soll? Oder hatten diese Schamlosen es so eilig, daß sie sich nicht einmal mehr zurückziehen wollten?"
    „Du bist wirklich drollig", bemerkte Falreyl konsterniert. „Wor über regst du dich auf? Sie verschmelzen sich doch nur. Sie tragen dazu bei, die Biomasse unserer großen Gemeinschaft weiter zu verringern und uns der Vollendung ein Stück näherzubringen. Diese beiden sind mit Recht stolz auf das Werk, das sie vollbringen."
    Thezein wäre am liebsten davongelaufen, aber nach der eine.n Richtung versperrte Falreyl ihm den Weg, und in der anderen hätte er direkt an den Verschmelzenden vorbei gemußt.
    Die Verschmelzung war das genaue Gegenteil der Fortpflanzung: Zwei Bürger ließen ihre Körper zu einer gemeinsamen Hülle zusammenfließen, die sie von da an gemeinsam bewohnten. Die meisten Bürger bestanden aus mehr als fünfhundert Bewußtseinen, die sich im gemeinsamen Körper verankert hatten. Damit die Bürger aber durch diesen Vorgang nicht immer riesiger und pIumper wurden, reduzierten sie den Körper bei jeder Verschmelzung auf den normalen Umfang.
    Thezein hatte nur seine allererste Verschmelzung bewußt erlebt und später die Kontrolle derartiger Vorgänge seinen Mitbewußtseinen überlassen. Er war auch nie zuvor Augenzeuge einer solchen Vereinigung geworden. Spätestens in diesem Augenblick begriff er, warum es in Art’Yschall verpönt war, sich in diesem Zustand in aller Öffentlichkeit zu zeigen. Nur die bedauernswerten Träger von Spaltkomponenten durften sich in teilweise verschmolzenem Zustand frei bewegen und nach ergänzenden Teilen suchen, aus denen sie einen Spaltlingskörper zusammensetzen konnten. Bei diesen Bürgern war der Vorgang dafür aber auch zum Stillstand gekommen, so daß sie nicht. gar so abschreckend aussahen. Der fremde Spaltling und der Bürger undefinierbarer Herkunft jedoch, die sich hier zusammengefunden
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