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0983 - Der Ort der Stille

Titel: 0983 - Der Ort der Stille
Autoren: Unbekannt
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wollte Harno auf keinen Fall eingehen. Er setzte seinen Vorrat jedoch ein, um eventuell vorhandene Mentalimpulse aufzufangen.
    Der Ort der Stille trug seinen Namen zu Recht! Kein einziger Impuls erreichte Harno, dem nun völlig klar wurde, daß er sich entweder weit in der Vergangenheit oder in der Zukunft aufhielt.
    Die Stille wurde jedoch jäh unterbrochen, als eine der vielen kristallinen Strukturen, die überall herumstanden, mit lautem Getöse in sich zusammenstürzte. Das Seltsame war, daß sich das bis dahin feste Gebilde noch während des Stürzens in Staub verwandelte, der von dem schwachen Wind davongetragen wurde.
    Und zwar in alle Richtungen.
    Harno erschrak, weil er für das Phänomen keine Erklärung fand. War schon das Zusammenbrechen des Gebildes merkwürdig genug, so blieb das Davonwehen seiner Reste erst recht ein Rätsel.
    Ein Stoß erschütterte den Grund, auf dem Harno ruhte. Eine Art Beben? Es wurde Harno mit einem Schlag klar, was ihn aus seinem Erschöpfungsschlaf gerissen hatte. Es war nicht die Tatsache gewesen, daß er genügend Energie gesammelt hatte, wie er anfangs gehofft hatte.
    Der Weltkörper, auf dem er sich befand, war instabil.
    Noch bestand keine unmittelbare Gefahr, also beschloß er, noch hierzubleiben. Vielleicht würden ihm die Ereignisse verraten, was hier geschah - und warum es geschah. Außerdem war er sich nicht vollständig sicher, ob seine Energiereserven ausreichten, sich in Sicherheit zu bringen. Auf keinen Fall aber würden sie genügen, den Ort der Stille zu verlassen.
    Durch das Fehlen von ES fehlte den mental erschaffenen Fragmenten die geistige Stütze, die sie zur Stabilität benötigten. Der endgültige Zusammenbruch war unvermeidlich, aber er erfolgte langsam und orientierte sich nach dem jeweiligen Material, aus dem sie bestanden. Der Quarzriese, den Harno als Zufluchtsort gewählt hatte, war besonders anfällig.
    Seine Oberfläche begann zu brökkeln, langsam zuerst, aber unaufhaltsam.
    Und dann fing Harno plötzlich wirr erscheinende Impulse auf, die schockartig seine Theorie zerstörten, er sei nur zu schwach, um ES aufnehmen zu können. Diese Impulse waren wesentlich schwächer als jene, die ES abzustrahlen vermochte.
    Gab es auf dem Quarzriesen Leben?
    Die Antwort darauf war nicht so wichtig wie die Feststellung, daß ES sich nicht mehr am Ort der Stille aufhielt. ES hatte diese unheimliche Region längst verlassen.
    Und was war mit Ellert/Ashdon geschehen?
    Harno sah ein, daß seine Suche nach den Antworten vergeblich war, und wandte sich dem zweiten Problem zu. Wenn es schon Leben auf diesem Quarzbrocken gab, wo befand es sich? Der Asteroid bot nur wenig Lebensmöglichkeiten, auch wenn er eine Atmosphäre besaß.
    Die Impulse verrieten, daß es sich um viele Lebewesen handeln mußte, aber das war vorerst auch alles, was Harno herausfand. Einen Sinn ergaben sie nicht. Auch fehlten Emotionen.
    Harno versuchte die Richtung zu finden, aus der die Impulse kamen. Zu seinem Erstaunen zeigte seine Peilung nach unten oder zumindest schräg nach unten.
    Höhlen?
    Befand er sich auf der Oberfläche eines Hohlkörpers, in dessen Innerem Lebewesen existierten, die zu denken vermochten? Und wenn es so war, wie sollte er da optischen Kontakt aufnehmen?
    Harno befand sich in der Zwickmühle. Wenn er seine letzte Energie dafür verwandte, die Unbekannten zu finden, blieb ihm keine Reserve mehr für den Notfall. Und wenn er es nicht versuchte, blieb ihm nur noch die Kraft, diesen elenden Kristallbrocken zu verlassen und zu hoffen, daß er wohlbehalten einen anderen erreichte, der stabiler war.
    Er entschied sich für eine dritte Möglichkeit: Er versuchte, telepathischen Kontakt mit den Unbekannten aufzunehmen.
    Vorerst blieb es bei dem Versuch. Die Anzahl der Impulsquellen war nicht abzuschätzen, es mußten mindestens einige Dutzend sein, die ohne jede Koordination ihre Gedanken abstrahlten. Obwohl Harno seine Energiereserve schonte, schickte er relativ starke Impulse aus und hoffte, daß sie von den Unbekannten empfangen wurden. Anfangs zeigte sich keine Reaktion, aber dann verriet das Verstummen etwa der Hälfte aller Sendequellen ein erstes positives Resultat.
    Die Unbekannten mußten bemerkt haben, daß sich jemand zu melden versuchte, der nicht zu ihnen gehörte.
    Sie lauschten.
    Erneut versuchte es Harno, diesmal gezielter. Die immer spärlicher eintreffenden Signale bewiesen, daß man ihm zuhörte.
    Ein telepathischer Kontakt baute sich auf.
    Wo seid ihr?
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