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098 - Die Blutfurie

098 - Die Blutfurie

Titel: 098 - Die Blutfurie
Autoren: A.F.Morland
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Schweiß glänzte auf seiner Stirn. »So«, sagte er, »damit wäre alles getan.«
    Jack trat neben seinen Vater. Was er erlebt hatte, steckte ihm noch in den Knochen.
    »Wie lange wird sie hier liegen bleiben?« wollte er wissen.
    Sein Vater schüttelte langsam den Kopf. »Nicht sehr lange«, sagte er rauh. »Der erste Sonnenstrahl, der sie morgen früh trifft, wird sie auflösen.«
    »Völlig?« fragte Herbert ungläubig.
    »Nichts wird von ihr übrigbleiben«, behauptete Bartholomew McGraw. »Es wird sein, als hätte es sie nie gegeben.«
    Sie verließen den nächtlichen Gottesacker und gingen nach Hause. Tags darauf begaben sich Jack und Herbert sehr früh auf den Friedhof, und sie fanden bestätigt, was ihr Vater gesagt hatte.
    Vera Silenti war verschwunden.
    Man schrieb das Jahr 1786.
    ***
    In meinem Haus herrschte eine Hektik wie noch nie. Alle standen kurz vor dem Ausflippen. Auch ich war aufgeregt und verschlang pfundweise Lakritzenbonbons.
    Endlich war es soweit. Ein großer Tag war angebrochen. Vor allem für Jubilee. Aber auch für uns.
    Ein Heer von Detektiven hatte herauszufinden versucht, wo Jubilees Eltern lebten. Endlich war man fündig geworden. Es gab Namen. Es gab eine Adresse.
    Tucker Peckinpah, der die großangelegte Suchaktion finanziert hatte, hatte uns angerufen, um uns das Ergebnis zu übermitteln.
    Danach stand nun fest, daß Jubilees Eltern nicht mehr lebten. Die beiden waren bei einem Autounfall ums Leben gekommen.
    Ein betrunkener Rowdy hatte sie frontal gerammt. Jubilees Vater war noch im Wagen gestorben, ihre Mutter auf dem Transport ins Krankenhaus.
    Manche Menschen schlägt das Schicksal hart. Mit vier Jahren war Jubilee von einem Dämon entführt worden. Dreizehn Jahre hatte sie bei ihm auf der Prä-Welt Coor gelebt.
    Heute war sie siebzehn, lebte bei uns und hatte bis vor kurzem keinen blassen Schimmer gehabt, wer ihre Eltern waren und wie sie mit Nachnamen hieß.
    Doch nun war es nicht länger ein Geheimnis.
    Barrington heiß sie. Jubilee Barrington.
    Und wenn ihre Eltern auch nicht mehr lebten, so gab es doch noch ihre Großeltern: Lady Amanda Barrington und Lord Broderick Barrington. Als sie von Jubilee erfuhren, hatten sie verständlicherweise sofort den Wunsch, ihre Enkelin zu sehen.
    Deshalb die Aufregung in meinem Haus. Vicky Bonney und ich wollten natürlich, daß Jubilee den allerbesten Eindruck auf ihre Großeltern machte.
    Deshalb mußte sie sich schon zum x-tenmal umziehen, und wenn sie dann anders angezogen im Wohnzimmer erschien, schüttelten entweder Vicky oder ich den Kopf, oder wir taten es beide und schickten das Mädchen, das langsam verzweifelte, wieder in sein Zimmer.
    »Wenn wir doch nur etwas mehr über Lady Amanda und Lord Broderick wüßten«, sagte Vicky seufzend. Sie schüttelte ihr schulterlanges blondes Haar in den Nacken.
    »Sie sind sechzig Jahre alt«, sagte ich und nippte an meinem Pernod.
    »Das sagt überhaupt nichts«, meinte Vicky. »Haben sie verzopfte Ansichten? Sind sie modern eingestellt? Manche Sechzigjährige sind in ihren Ansichten jünger als zum Beispiel ein Vierzigjähriger. Erscheint Jubilee bei den Barringtons im hochgeschlossenen braven Kleidchen, kann es ebenso falsch sein, wie wenn sie ihren Großeltern in Jeans und Pulli gegenübertritt.« Sie sah mich verzweifelt an. »War denn nicht ein bißchen mehr über diese Leute in Erfahrung zu bringen?«
    »Anscheinend nicht«, gab ich zurück. »Tucker Peckinpah ist ein gewissenhafter Mensch, wie du weißt. Er hat uns bestimmt alles gesagt, was man über Jubilees Großeltern herausgefunden hat.«
    »Ich hätte einen Vorschlag«, meldete sich Mr. Silver zu Wort.
    Ich warf ihm einen finsteren Blick zu und sagte: »Abgelehnt.«
    »Du weißt ja noch nicht einmal, was ich sagen will.«
    »Wann kam von dir schon mal ein brauchbarer Vorschlag?« ätzte ich.
    »Ihr laßt Jubilee zunächst einmal in Jeans antanzen und seht euch die Reaktion ihrer Großeltern an«, sagte der Hüne mit den Silberhaaren. »Solltet ihr merken, daß der Lord und die Lady einer Ohnmacht nahe sind, sagt ihr einfach, Jubilee wäre nur für die Reise so salopp gekleidet. Sie würde sich selbstverständlich sofort etwas Schicklicheres anziehen.«
    »Die Idee ist gar nicht so übel«, sagte Vicky Bonney.
    »Wenigstens du denkst nicht, ich hätte nur silbernes Stroh im Kopf«, bemerkte Mr. Silver mit einem schrägen Seitenblick auf mich.
    Jubilee kam wieder. Diesmal trug sie ein Kleid, in dem sie zur Konfirmation hätte
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