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0979 - Der Nachfolger

Titel: 0979 - Der Nachfolger
Autoren: Unbekannt
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wiedersehen."
    Kemoaucs Lippen zuckten ein wenig.
    Er hatte Zeit zum Überlegen. Auch der Zeitlose hatte nicht die geringste Vorstellung, wie es auf der anderen Seite der Materiequelle aussah - dies zu wissen, ohne zurückkehren zu können, war ein seltsamer Gedanke.
    Sollte er sich darauf einlassen?
    Zweifel nagten an Kemoauc. Noch vor wenigen Augenblicken war er fest entschlossen gewesen.
    Auch der Opfermut des Vilthaners hatte daran nichts ändern können im Gegenteil. Der selbstmörderische Entschluß eines Wesens, das so wenig Lebenszeit hatte wie der Vilthaner, mußte dem Zeitlosen gleichsam als Herausforderung erscheinen.
    „Noch Zweifel?"
    „Ja", sagte Kemoauc.
    „Denk nach", sagte Samkar. „Ich dränge dich nicht."
    Eine Pause entstand.
    Wie mochte das Leben auf der anderen Seite aussehen? War Samkar überhaupt zu trauen? Zwei grundverschiedene Gedanken, beide gleichermaßen quälend.
    War das eine Falle? Oder eine Verheißung?
    „Bekomme ich drüben endlich einen Kosmokraten zu sehen?"
    Samkar lächelte.
    „Ich bin nicht gut genug informiert", sagte er. „Vielleicht sind sie unsichtbar, was weiß ich?"
    Seltsame Bräuche gab es im Universum, dachte Kemoauc. Es gab zahlreiche Weltanschauungen, die allen Ernstes davon ausgingen, es gebe ein persönliches Weiterleben nach dem biologischen Tod. Angeblich gebe es jenseits dieser Grenze keine Geheimnisse mehr; war das die gleiche Grenze?
    „Wie sieht es auf der anderen Seite aus?"
    „Sieh selbst", sagte Samkar.
    Der Pokal wurde seltsam heiß in Kemoaucs Hand. Er fühlte, daß seine Handflächen feucht wurden.
    „Ich kann dir nicht viel sagen", bemerkte Samkar nach einer langen Pause qualvollen Schweigens. „Ich weiß aber eines sicher, und vielleicht hilft dir das bei deiner Entscheidung."
    Kemoauc wartete.
    „Das Leben, das dich auf der anderen Seite der Materiequelle erwartet, ist, so wurde es mir wörtlich mitgegeben, ein Dasein in Würde."
    Kemoauc schluckte.
    Langsam senkte er die Hand, die den Pokal hielt. Er setzte das Gefäß auf dem Tisch ab.
    Dann lächelte er breit.
    „Worauf warten wir noch?" fragte er.
    „Vielleicht brauche ich noch ein paar Informationen von dir", sagte Samkar. „Willst du mir berichten?"
    „Selbstverständlich", antwortete Kemoauc. „Mit Vergnügen. Du sollst alles wissen, was auch ich weiß.
    Viel ist es nicht, aber möglicherweise hilft es dir."
    Er lächelte, dann hob er den Pokal und nahm einen kräftigen Schluck.
    Mit der freien Hand deutete er auf das dritte Gefäß.
    „Davon würde ich vorsichtshalber niemanden trinken lassen", sagte er lächelnd. „In diesem Pokal ist tatsächlich Gift und kein schlechtes."
    Samkar lächelte ebenfalls.
    „Ich weiß", sagte er milde.
     
    *
     
    Neerad sah, wie die Welt vor seinen Augen verschwamm. Das Gift wütete in seinem Leib, es war kaum auszuhalten.
    Neerad lag auf seinem Bett, und über ihm warf die Decke Blasen und bewegte sich heftig auf und ab. Der Vilthaner vermochte kaum mehr klar zu denken.
    Er setzte sich behutsam auf. Er wollte nicht sterben, nicht allein und unbeachtet. Wenn man schon ein solches Opfer brachte, das Neerad keineswegs bereute, dann wollte man doch wenigstens mit der gebührenden Aufmerksamkeit zugrunde gehen. Ihn einfach in einen Winkel zu schieben, das ging doch nicht.
    Der Vilthaner stand auf. Der gesamte Boden bebte und schwankte und tanzte, daß man sich kaum darauf halten konnte.
    Aber Neerad wußte, was er wollte. Er hatte ein Ziel, und er wollte dieses Ziel noch vor seinem Tod erreichen.
    Wenn er schon für den Mächtigen starb, dann wenigstens zu seinen Füßen, das war er sich schuldig.
    Auf der anderen Seite der Tür stand niemand. Die Luft war rein. Neerad schlüpfte hinaus auf den Gang.
    Niemand war zu sehen.
    Er mußte sich an den elastischen Wänden festhalten, um nicht umzufallen, während er sich vorwärts schob.
    Ein seltsames Gift war das. Es wirkte langsam und tat gar nicht einmal weh, obwohl man deutlich spüren konnte, daß der Körper durch und durch verseucht war.
    Verloren war der Vilthaner in jedem Fall. Er wollte nur beim Sterben die unergründlichen Augen des Zeitlosen betrachten - vielleicht führte der Tod in ein Etwas, das so ähnlich war wie diese Augen.
    Neerad tastete sich langsam auf den Raum ZU7 in dem er das tödliche Gift eingenommen hatte.
    Irgendwie war er ein wenig gekränkt, daß keiner der beiden ihn daran gehindert hatte, den tödlichen Becher zu leeren. Bei dem Mann aus Stahl war das weiter nicht
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