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0960 - In den Nebeln

0960 - In den Nebeln

Titel: 0960 - In den Nebeln
Autoren: Anika Klüver
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dieses unwiderstehliche Gefühl nicht gewesen wäre, hätte er sich vermutlich auf den Rückweg gemacht und weiter nach einer neuen Bleibe gesucht - obwohl er nicht ganz sicher war, dass er den Weg hinaus aus dem Nebel hätte finden können.
    Doch irgendetwas war dort, und es ließ ihn nicht mehr los. Plötzlich, er hatte das Gefühl gehabt, er sei schon Stunden unterwegs gewesen, sah er etwas. Ein mattes grünliches Licht erschien vor ihm und erhellte den Nebel um ihn herum ein wenig. Dort, wo er nichts als leere Einöde vermutet hatte, erkannte er nun seltsame Gebilde. Sie sahen aus wie die Häuser der Menschen, waren aber irgendwie fremdartiger, fast so als wären sie entstellt. Die Formen waren nicht glatt und symmetrisch, sondern gewunden und voller seltsamer Ausbuchtungen. Außerdem schienen sie - oder etwas, das sich auf ihnen befand - sich zu bewegen.
    Langsam und geschmeidig, wie kriechende Schlangen, glitten Schatten über die Gebilde. Sie kamen auf Ruk zu. Er musste zugeben, dass ihm das nicht sonderlich gefiel. Er hatte zwar gehofft, etwas zu finden und war nach stundenlanger erfolgloser Suche in diesem Nebel recht frustriert gewesen, aber diese seltsamen Wesen waren ihm unheimlich. Ein so geringer Dämon wie er hatte nicht viele Verteidigungsmöglichkeiten gegen andere schwarzmagische Kreaturen, daher blieb ihm nur die Flucht. Doch wohin hätte er fliehen sollen, wenn er kaum erkennen konnte, wo er sich gerade befand? Geschweige denn, dass er gewusst hatte, wo er hätte hingehen können. Er mochte kilometerweit oder vielleicht auch nur ein paar Schritte vom Rand des Nebels entfernt sein, und die schlängelnden Wesen kamen immer näher.
    Ohne länger zu überlegen, rannte er los. So schnell er konnte, lief er fort von dem grünen Lichtschimmer, denn dort vermutete er nur noch mehr der unheimlichen Formen. Als er merkte, dass die Schlangenwesen ihm folgten und sich nun keineswegs mehr langsam fortbewegten, geriet er in Panik. Bald hatten sie ihn eingeholt! Was sollte er tun? Das machtvolle Vibrieren, das eben noch wie ein verführerisches Sirenenlied durch seinen Körper geflossen war, hatte sich in reinen Schmerz verwandelt, zerrte an seinen Innereien und schien ihn festzuhalten. So sehr er vor einer Weile noch an den Ursprungsort dieser Energie hatte gelangen wollen, so heftig wollte er jetzt davor fliehen und sich so weit wie möglich entfernen. Immerhin bestand die Chance, dass er irgendwie aus dem Nebel herausfand! Dann würden die Wesen ihm nicht mehr folgen können! Er würde ihnen entkommen! Er musste nur schnell genug sein.
    Und dann spürte er plötzlich einen entsetzlichen stechenden Schmerz in seinem Bauch. Er blickte an sich hinab und sah gerade noch, wie ein kleines, grünes wurmähnliches Etwas in seinem Bauchnabel verschwand. Übelkeit machte sich in seinem ganzen Körper breit.
    Dieses Ding war in ihn hineingekrochen !
    Ihm brach der Schweiß aus. Ein paar Sekunden später wurde sein Leib von Krämpfen geschüttelt, und Ruk brach wimmernd zusammen. Er konnte spüren, wie sich etwas in ihm wand und scheinbar versuchte, aus ihm herauszubrechen. Blankes Entsetzen packte ihn, als ihm klar wurde, dass dieses Etwas gerade seine Speiseröhre hinauf kroch. Er würgte und bekam kaum Luft, während ein bitterer Geschmack seinen Mund erfüllte. Röchelnd und keuchend musste er mit ansehen, wie eine dicke, dunkelgrüne, mit Widerhaken besetzte Ranke über seine Lippen kroch und dabei blutige Wunden in seine Mundhöhle riss. Er wollte schreien, die unerträglichen Schmerzen in den Nebel hinausbrüllen, doch er brachte lediglich ein armseliges Gurgeln hervor. Eine dunkle, zähflüssige Masse tropfte aus seinem Mund vor ihm auf den Boden. Ein hohler Schmerz auf beiden Seiten seines Kopfes ließ ihn ahnen, dass soeben seine Trommelfelle zerrissen worden waren und kurz darauf spürte er, wie auch aus seinen Ohren Ranken austraten. Sekunden später folgte ein Zwillingspaar der grünen Scheusale aus seinen Nasenlöchern und schnitt Ruk endgültig die Luftzufuhr ab. Halb erstickt und von Ranken überwuchert, von denen nun sogar schon winzige Exemplare aus den einzelnen Poren seiner runzligen Haut hervorkrochen, kam dem Dämon, der sich schon längst aufgegeben hatte, der Gedanke, dass er auf diese Weise wenigstens bald bewusstlos sein und von seinem qualvollen Ende nicht mehr viel mitbekommen würde.
    Doch der bohrende Schmerz, der sich nur Sekunden später hinter seinen Augen aufbaute und alle Pein
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