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0960 - In den Nebeln

0960 - In den Nebeln

Titel: 0960 - In den Nebeln
Autoren: Anika Klüver
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doch zu seiner Schande musste er sich selbst eingestehen, dass er noch keine zufriedenstellende Möglichkeit gefunden hatte, um der Lage Herr zu werden.
    Das Geräusch einer sich öffnenden Tür riss ihn aus seinen Grübeleien und ließ ihn aufblicken. Sein Diener Liang betrat den Raum und kam mit demütig gesenktem Kopf auf ihn zu. »Was ist?«, wollte Fu Long wissen und hoffte, dass es nicht schon wieder schlechte Neuigkeiten gab.
    »Mein Herr, Ihr habt einen Besucher, der Euch zu sprechen wünscht«, berichtete Liang, nachdem er sich tief verneigt hatte.
    »Wer ist es?«
    »Der Dämon Asmodis, mein Herr.«
    Fu Long war überrascht. Seitdem die Hölle untergegangen war, hatte er nichts mehr von Asmodis gehört oder gesehen. Er war davon ausgegangen, dass er die Zerstörung nicht überlebt hatte.
    Aber wieso bin ich eigentlich davon ausgegangen?, fragte er sich.
    Nun, wenn er ehrlich war, war er sogar ein wenig erleichtert zu erfahren, dass der Erzdämon noch lebte. Denn im Gegensatz zu manch anderem Dämon war er mit dem Vorgänger in seinem Amt immer recht gut ausgekommen. Auch wenn er ihn vielleicht nicht unbedingt als Freund bezeichnen würde, gab er dennoch hin und wieder einen guten Verbündeten ab, dessen gelegentliche Hilfe selbst Zamorra nicht ausschlug, wie Fu Long wusste.
    »Wo ist er jetzt?«, fragte er seinen Diener.
    »Er wartet vor den Toren des Palastes, mein Herr.«
    Fu Long musste gegen seinen Willen ein wenig schmunzeln. Asmodis mochte arrogant und eingebildet sein, aber er hatte immerhin genug Anstand, um zu wissen, wie man sich als Gast am Hof des Fürsten der Finsternis zu verhalten hatte.
    Und das, obwohl er selbst einst der Fürst der Finsternis gewesen ist.
    Fu Long wusste, dass Asmodis seine Macht respektierte, so wie er es umgekehrt auch tat. Doch was wollte der Erzdämon von ihm? Vielleicht hatte es etwas mit den derzeitigen Unruhen unter den Dämonen zu tun. Und selbst wenn nicht, konnte Asmodis ihm vielleicht dennoch bei seinem Problem helfen.
    »Sag ihm, er darf eintreten«, verkündete Fu Long seinem Diener und entließ ihn mit einer knappen Handbewegung. Der alte Mann schlurfte leise aus dem Raum, und der Vampir wartete darauf, dass der Dämon zu ihm gebracht wurde.
    Fu Long musste sich nicht lange gedulden, denn kurze Zeit später öffnete sich die Tür wieder, und Asmodis trat an dem etwas verdutzt wirkenden Liang vorbei. Mit eiligen Schritten kam er auf den Schreibtisch zu und begrüßte Fu Long mit einem kurzen aber durchaus höflichen Nicken.
    »Ich grüße dich, Fu Long, Fürst der Finsternis«, sagte er in einem ungewohnt formellen Tonfall, der Fu Long dazu veranlasste, entsprechend zu regieren, um der Etikette Genüge zu tun. »Sei auch du gegrüßt, Asmodis. Ich habe lange nichts mehr von dir gehört.«
    »Ich war auch für eine Weile nicht im Land. Sozusagen«, erwiderte der Dämon.
    »Wo bist du gewesen? Ich ging davon aus, du seist mit der Hölle untergegangen.«
    Asmodis verzog kurz das Gesicht, und Fu Long hatte den Eindruck, als sei dem Dämon das Thema unangenehm. »Ich war in Avalon«, antwortete er ausweichend. »Ich brauchte ein wenig Zeit zum… Nachdenken.«
    Fu Long beschloss, es dabei zu belassen, und nicht weiter in dieser Richtung nachzubohren. »Was führt dich an meinen Hof?«, fragte er und lenkte das Thema damit auf den aktuellen Anlass.
    Asmodis redete nicht lange um den heißen Brei herum. »Ich muss die Hölle wiederherstellen und meinen Herrn LUZIFER ins Leben zurückholen, wenn das irgendwie möglich ist.«
    Daraufhin schwieg Fu Long eine ganze Weile, bevor er schließlich antwortete: »Und ich gehe davon aus, dass du hier bist, um mich um Unterstützung für dieses ehrgeizige Unterfangen zu bitten?«
    »Nun ja, du bist der Fürst der Finsternis«, meinte Asmodis ohne Umschweife. »Du hast eine gewisse Verantwortung und kannst nicht einfach wegsehen, wenn das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse zerfällt. Der Wächter der Schicksalswaage ist nicht gerade glücklich über die aktuellen Entwicklungen und verlangt, dass etwas unternommen wird, aber ich sehe nicht ein, dass ich mich immer allein um alles kümmern soll. Ich weiß, dass du mit dieser ganzen Sache nichts zu tun haben willst, aber du…«
    »Ich werde dir helfen«, unterbrach Fu Long den Dämon, der daraufhin verblüfft blinzelte, sich aber sofort wieder unter Kontrolle hatte. »Allerdings habe ich neben der Wiederherstellung des Gleichgewichts meine eigenen Gründe dafür, die vermutlich
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