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0952 - Dr. Sensenmann

0952 - Dr. Sensenmann

Titel: 0952 - Dr. Sensenmann
Autoren: Jason Dark
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aussehen ließ.
    Ich wußte nicht, was sich hier abspielte, aber ich wollte zuschauen und nicht verschwinden.
    Deshalb trat ich bis über den unten Kantstein hinweg zurück und blieb dort stehen.
    Der Tote lag wieder normal und still auf dem Rücken. Es war nichts weiter mit ihm geschehen. Nicht die geringste Veränderung konnte ich entdecken, aber ich war davon überzeugt, daß diese Bewegung nicht einmalig gewesen war.
    Abwarten.
    Sekunden später erlebte ich das Phänomen erneut. Diesmal wurde sogar sein Körper angehoben, als wollte er in die Höhe schnellen. Aber er fiel wieder zurück. Ich hörte den dumpfen Aufprall und erlebte kurz danach etwas Unwahrscheinliches und Schreckliches.
    Die starre Leiche wälzte sich auf dem Grab hin und her. Aus dem weit geöffneten Mund floß eine dicke, zähe Masse, als hätte sie jemand aus ihm herausgedrückt. In ihr vereinigten sich die Farben Rot und Grün, und sie war so stark und hatte einen derart harten, inneren Druck, daß sie damit anfing, die Haut zu lösen und zu sprengen.
    Ich wußte nicht genau, was in dieser Leiche vorging, aber ich konnte mir denken, daß es etwas mit dem Serum zu tun hatte, das dieser Person gespritzt worden war.
    Eine Todesspritze, wie man manchmal sagt. Er hatte sie von diesem Dr. Sensenmann bekommen.
    Und Ferrano veränderte sich weiter. Der Körper tobte unter der Gewalt, die sich in seinem Innern befand.
    Die Nieren, das Herz, die Lunge, auch die Gedärme, die Sehnen, das Fleisch, die Muskeln, alles war zu einem Brei geworden, die den Restkörper, einschließlich des Kopfes, immer mehr bedeckte und ihn auch schließlich auflöste.
    Eine magische Säure, was auch immer, wühlte sich durch einen menschlichen Körper.
    Ich hielt den Atem an, aber ich schaute hin, obwohl dieser Anblick nicht eben erhebend war.
    Von Mickey Ferrano blieb nicht mehr viel zurück. Eine dicke Lache, die in der Kälte dampfte und sich auf dem Grab und vor diesem Pyramidenstein ausgebreitet hatte.
    Sein Ende.
    Und gleichzeitig die Rache des Sensenmanns, der nicht vergessen hatte, wer ihn damals tötete. Das war die perfekte Rache aus dem Jenseits gewesen, so abgedroschen sich das auch anhörte.
    War damit die Sache beendet?
    Ich konnte und wollte es nicht glauben. Vielleicht hatte man mir weismachen wollen, daß dieser Fall jetzt seinen Abschluß gefunden hatte. Für den Geheimdienst bestimmt. Da würde ich auch auf konkretes Nachfragen nur ein kaltes Lächeln, aber keine Antworten bekommen.
    Da steckte etwas anderes dahinter. Eine starke, ein böse und auch eine dämonische Macht.
    Ich verließ das Grab und warf einen letzten Blick auf die Reste von Mickey Ferrano.
    Ein derartiges Ende hatte er nicht verdient. So etwas hatte kein Mensch verdient.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als zurück zu meinem Wagen zu gehen und meinem Chef in London einen Bericht zu geben. Und danach wollte ich mich in der Umgebung des Hauses umschauen, das einem gewissen Dr. Peter Sloane gehört hatte. Finden würde ich es schon, daran gab es nichts zu rütteln.
    Beobachtet worden war ich nicht. Nach dem Killer war kein Besucher in unserer Gegend hier erschienen, so war ich die ganze Zeit über allein geblieben.
    Den Weg zurück fand ich rasch. Auch den Gärtner sah ich. Er schob eine Schubkarre durch die Gegend, hörte dabei Musik und nahm von seiner Umgebung nichts wahr. Ihn brauchte ich nicht noch einmal zu belästigen. Er war ein Zeuge, wie man ihn sich einfach nicht wünschte.
    Der Rover stand noch dort, wo ich ihn verlassen hatte. Der Hauch einer Eisschicht klebte auf dem Dach und der Kühlerhaube. Die Scheiben waren davon verschont geblieben.
    Der Schatten einer alten Kirche fiel beinahe bis auf meinen Wagen wie ein düsteres Omen. Ich setzte mich hinter das Lenkrad und holte das Handy hervor.
    Sir James hob nach dem zweiten Durchrufen ab und entnahm bereits meiner Stimme, daß die Nachrichten nicht gut waren. Ich fiel direkt mit der Tür ins Haus. »Mickey Ferrano, unser einziger Zeuge, ist vor meinen Augen erschossen worden!«
    Es war still. Sir James mußte seine Überraschung erst einmal verdauen.
    »Wenn Sie das so sagen, John, nehme ich an, daß Sie nicht eingreifen konnten.«
    »In der Tat, Sir.«
    »Dann höre ich Ihnen jetzt zu.« Er erhielt einen detaillierten Bericht, und ich hörte dabei, wie sich sein Atem immer mehr steigerte. Auch ein Beweis seiner Erregung. Er konnte es ebenso schlecht akzeptieren wie ich, daß kein Dämon Ferrano getötet hatte, sondern ein
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