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0950 - Ein Gruß aus der Hölle

0950 - Ein Gruß aus der Hölle

Titel: 0950 - Ein Gruß aus der Hölle
Autoren: Jason Dark
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Caroline gesagt und was sie letztendlich auch mit den eigenen Augen gelesen hatte.
    Sie stand auf einem Grab, in dem jemand liegen sollte, der sich aber neben ihr befand.
    Das war furchtbar, da konnte etwas nicht stimmen. Möglicherweise wäre ein Erwachsener schreiend oder voller Panik davongelaufen, nicht so Marion, fast noch ein Kind.
    Sie blieb. Sie kam eher damit zurecht. Vielleicht funktionierte ihr seelischer Schutz auch besser.
    Wie dem auch sei, sie fiel nicht in Panik, aber sie schaute in das Gesicht der Freundin, in dem sie noch immer keine Falte entdeckte.
    »Sag, daß es nicht wahr ist, Caro. Sag, daß du hier nicht begraben liegst.«
    »Du hast es selbst gelesen, Marion.«
    Sie überlegte einen Moment. »Ja, gelesen«, wiederholte Marion dann. »Das kann noch sein, aber da muß eine andere in der Erde liegen. Oder es ist leer.«
    »Aber es ist mein Grab!« hörte Marion ihre unheimliche Freundin sagen.
    »Nein!« schrie Marion zurück. »Nein…« Der Schrei war verstummt, nur ein Wimmern drang aus ihrer Kehle. »Ich glaube das nicht. Ich kann es nicht glauben, Caro.«
    »Du wirst es erleben.«
    »Bitte?«
    »Ja, du wirst es bald erleben.«
    »Wieso?«
    »Warte nur ab.«
    Marion Bates wollte protestieren. Dazu kam sie nicht, denn sie schaute zu, wie Caroline ein Stück zur Seite ging und dort stehenblieb, wo sie auch den Koffer hochkant abgestellt hatte. Sie legte ihn jetzt mit dem Deckel nach oben auf den Boden und öffnete ihn.
    Der Spiegel lag noch so, wie sie ihn hineingelegt hatten. Nichts hatte sich an ihm verändert. Beide Mädchen schauten auf die dunkle Fläche, die ebenso glatt geblieben war. Nur der helle Goldrahmen mit den Dämonenfratzen sah aus wie die Aura der goldenen Sonne.
    »Was willst du jetzt machen, Caro?«
    »Gedulde dich noch, Marion.« Caroline griff mit beiden Händen zu und holte den Spiegel hervor.
    Sie drehte sich damit, und Marion mußte zur Seite treten, damit die andere an ihr vorbeikonnte.
    Mit dem Spiegel in den Händen betrat Caroline ihr eigenes Grab. Vor dem Stein blieb sie stehen.
    Dann stellte sie den Spiegel mit seinem unteren Rand auf den Boden und kippte ihn so weit zurück, daß er vom Grabstein gehalten wurde und nicht umfallen konnte. Er stand jetzt in einer schrägen Lage und sah aus wie ein dunkles Auge, das der Sonne entgegenschielte, aber das Licht nicht richtig an ihn herankommen ließ, denn die Fläche erhellte sich nicht.
    Marion war vor dem Grab stehengeblieben. Caro hatte ihren Platz neben dem Spiegel nicht verlassen. Sie winkte ihrer Freundin zu und lächelte dabei.
    »Komm her!«
    »Ich? Wa… warum?«
    »Weil ich möchte, daß wie beide mein Grab hier unten gemeinsam besuchen. Nur du und ich…«
    ***
    Das konnte nicht sein. Das war nicht normal. So etwas durfte niemand sagen. Marion wollte es nicht glauben, aber sie wußte auch, daß sie sich nicht verhört hatte.
    In ihrem Gesicht zeigte sich ein Ausdruck, als wollte sie anfangen zu weinen. »Ich soll mit dir…?«
    »Ja, wir werden in mein Grab gehen.«
    Marion deutete auf die Erde. »Das kann nicht sein. Ich kann mich nicht durch den Boden wühlen. Das ist nicht möglich - so etwas. Das liest man nur in Gruselgeschichten.«
    »Auch, kleine Marion, auch. Aber oft sind die Grenzen zwischen den Geschichten und der Wirklichkeit fließend. Das solltest du nicht vergessen.«
    »Darüber habe ich nie nachgedacht.«
    »Es ist aber wichtig.«
    »Nein, nein!« Marion schüttelte den Kopf. Sie fing an zu weinen und spürte die Tränen, die wie Perlen aus Eis an ihrer Haut nach unten rannen. »Ich will nicht sterben. Ich will nicht in das Grab. Ich will noch nicht sterben…«
    »Deshalb müssen wir ja hineingehen.«
    Marion hatte die Antwort zwar verstanden, begreifen konnte sie sie jedoch nicht. Darin sah sie keine Logik. Wieso sollte man in ein Grab steigen, um dort gerettet zu werden? Gräber waren für Tote gemacht worden, nicht für Lebende. Das wußte sie auch in ihrem Alter.
    »Ich habe Angst, Caro!«
    Das dunkelhaarige Mädchen schaute sich Marion an. Sie sah aus wie ein Häufchen Elend. Sie weinte noch immer. Die Haut zuckte, und die Mundwinkel vibrierten. »Auch wenn es schwer oder überhaupt nicht zu begreifen ist, Marion, aber du solltest mir vertrauen. Du hast mir bisher vertraut und bist damit gut gefahren. Und das sollten wir auf jeden Fall wiederholen. Ich bin im richtigen Augenblick erschienen, um dich zu retten, sonst wärst du verloren gewesen.«
    »Wie soll ich dir das alles
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