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095 - Der leuchtende Schlüssel

095 - Der leuchtende Schlüssel

Titel: 095 - Der leuchtende Schlüssel
Autoren: Edgar Wallace
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hin.
    »Mit so einer Waffe hätte man die Schüsse abfeuern können, die Tickler getötet haben.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß ich den Mann umgebracht habe?« fragte Allenby ärgerlich.
    Der Chefinspektor lächelte.
    »Lassen Sie sich die Laune nicht verderben. Ich habe ja gar nichts gegen Sie. Mein Groll richtet sich nur gegen die wissenschaftlichen Methoden, mit denen die Verbrecher heutzutage arbeiten.«
    »Gewiß ist das eine gute Waffe«, erwiderte Dick, der sich wieder faßte, »aber ich verfolge damit ganz andere Ziele - ich weiß nicht, ob ich das in Ihren Schädel trommeln kann...«
    »Danke schön«, murmelte Smith.
    »Sie soll vor allem für die Industrie nutzbar gemacht werden. Wenn ich hier in dieser Stahlkammer eine gewöhnliche Patrone abschieße, erziele ich einen unheimlich hohen Luftdruck, den ich dazu verwenden kann, eine Maschine in Gang zu setzen. Genauso kann ich mit dem Ding einem Galgenvogel das Lebenslicht ausblasen.«
    Smith sollte um vier Uhr nachmittags an einer Konferenz in Scotland Yard teilnehmen. Er haßte derartige Besprechungen, bei denen die Leute an einem runden Tisch zusammensaßen, rauchten und hochtrabende Reden über Dinge hielten, von denen sie nichts verstanden. Aber dieses Mal kam er pünktlich und fand, daß seine vier Kollegen dieses Verbrechen ebensowenig erklären konnten wie er selbst.
    Eine neue Nachricht war inzwischen eingetroffen. Ein Polizist, der am Portland Place patrouillierte, hatte in dem Toten einen Mann wiedererkannt, den er kurz vor zwei Uhr in einer Nebenstraße gesprochen hatte. Das stimmte mit den Beobachtungen des Chefinspektors überein, der um zwei Uhr Tickler vom Portland Place her die Regent Street hatte entlanggehen sehen.
    Merkwürdigerweise hatte der Polizist nichts von dem betrunkenen Mann erzählt, für den sich Tickler so sehr interessiert hatte.
    »Das bringt mich auch nicht weiter«, sagte Surefoot und legte den Bericht beiseite. »Ich möchte nur wissen, warum dieser kleine Dieb ums Leben kam. Er war ziemlich am Ende. Bevor ich ihn anrief, habe ich mit eigenen Augen gesehen, wie er sich nach Zigarettenstummeln bückte.«
    Smith fand in seinem kleinen Büro eine Anzahl von Briefen. Einer davon war in Westminster aufgegeben und am Nachmittag zugestellt worden. Das Kuvert war schmutzig, und eine wenig geübte Hand hatte die Adresse geschrieben. Der Chefinspektor riß den Umschlag auf und nahm ein Blatt Papier heraus, das von einem billigen Notizblock abgerissen war. Mit Bleistift stand darauf gekritzelt:
    Wenn Sie wissen wollen, wer den armen Mr. Tickler ermordet hat, so erkundigen Sie sich am besten bei Mr. L. Moran. Smith sah lange auf die Nachricht.
    »Warum auch nicht?« fragte er dann laut. Er hielt Mr. Moran schon immer für eine dunkle Persönlichkeit.

5
    Mary Lane war davon überzeugt, daß sie eines Tages im West End als große Schauspielerin gefeiert werden würde, wenn sie sich auch den Wunschtraum, über Nacht berühmt zu werden, aus dem Kopf geschlagen hatte.
    Am zweiten Morgen nach der Gesellschaft bei Washington Wirth hatte sie eine kurze Unterredung mit Mr. Hervey Lyne über die Rente, die er ihr zahlte. Es war keine angenehme Unterhaltung.
    »Wenn du zur Bühne gehst, mußt du eben damit rechnen, daß du nur ein Hungerleben führen kannst. Dein Vater hat mich zum Vollstrecker seines Testaments gemacht, und ich besitze unbeschränkte Vollmacht. Und ich sage dir nochmals, bis zu deinem fünfundzwanzigsten Geburtstag bekommst du nicht mehr als hundertfünfzig Pfund jährlichen Zuschuß. Es hat keinen Zweck, noch weiter darüber zu reden.«
    Mary Lane beherrschte sich in bewunderungswürdiger Weise.
    »Ein Vermögen von zwanzigtausend Pfund bringt mehr als hundertfünfzig jährlich ein«, sagte sie.
    »Du bekommst nicht mehr Geld in die Hand, ehe du fünfundzwanzig bist. Und dann werde ich glücklich sein, wenn ich nicht mehr dein Vormund sein muß. Übrigens noch eins: Du bist mit meinem Neffen Richard Allenby befreundet?«
    Sie warf den Kopf in den Nacken.
    »Ja.«
    Er drohte ihr mit dem Finger.
    »Ich möchte dich warnen. Von mir bekommt er nichts, ganz gleich, ob ich lebe oder tot bin.«
    Der Butler Binny begleitete sie bis zur Tür und war sehr liebenswürdig zu ihr.
    »Nehmen Sie sich das nicht zu Herzen«, sagte er beruhigend. »Heute hat er seinen bösen Tag.«
    Sie erwiderte nichts darauf. Binny seufzte schwer und schüttelte traurig den Kopf, als er die Haustür schloß.
    Der alte Hervey Lyne war ein exzentrischer
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