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0949 - Das Kind, das mit den Toten sprach

0949 - Das Kind, das mit den Toten sprach

Titel: 0949 - Das Kind, das mit den Toten sprach
Autoren: Jason Dark
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mochte Zufall sein, daß Marion gerade in diesem Augenblick den Kopf drehte und meine Bewegung mitbekam.
    Das Mädchen riß den Mund auf. Es wollte schreien, aber das Entsetzen war zu groß. Der Schrei blieb ihr in der Kehle stecken. Marion müßte erleben, das hier etwas geschah, mit dem sie nicht mal im Traum gerechnet hatte.
    Das Kreuz berührte die Fläche.
    Und genau in diesem Augenblick geschah es.
    Wir alle hörten die Schreie!
    ***
    Es waren schrille Laute, die an unsere Ohren drangen. Und sie waren von einer Person ausgestoßen worden, die wir nicht zu Gesicht bekamen. Sie hielt sich irgendwo im Unsichtbaren verborgen, aber sie mußte den Kontakt sehr genau gespürt haben, der über den Spiegel hinweg zwischen ihr und dem Kreuz hergestellt worden war.
    Die Schreie klangen fern und trotzdem nah. Sie durchschnitten die Stille des Zimmers, und ich starrte auf die Fläche, weil ich hoffte, daß sich dort etwas bewegte, um sich auch auf der Fläche abzuzeichnen. Ein Gesicht oder zumindest ein Umriß, aber ich sah nichts.
    Ich hörte nur die Schreie, und auch die Fläche veränderte sich nicht. Obwohl das Kreuz sie berührte, huschten keine Strahlen über das Oval hinweg, um den Spiegel eventuell mit einem Muster aus Fäden zu bedecken, so daß die Fläche schließlich zerbrach.
    Er blieb normal…
    Die Schreie hielten an. In der Ferne gellten sie auf. Vielleicht in einer anderen Welt oder anderen Dimension. Nicht nur ich bekam sie mit, auch Mutter und Tochter hörten sie, wobei Ellen verwunderter und auch entsetzter war als Marion, die es nicht mehr auf ihrem Platz hielt. Auch ihre Mutter schaffte es nicht, sie festzuhalten.
    Sie startete wie eine Furie und rannte auf mich zu, als wollte sie mich zu Boden rammen. »Nimm es weg!« keuchte sie. »Nimm das verdammte Ding da weg!«
    Bevor sie sich gegen mich werfen konnte, hatte ich meine rechte Hand zurückgezogen.
    Sofort verstummten die Schreie.
    Mit dem linken Arm wollte ich Marion abfangen, was nicht nötig war, denn mitten im Lauf drehte sie sich und stellte sich schützend vor ihren Spiegel, wobei sie die Arme ausgebreitet hatte.
    »Nein, nein! Das – das darf nicht sein. Sie müssen den Spiegel in Ruhe lassen. Er gehört mir. Ich will nicht, daß sie ihn noch einmal berühren.«
    Ich schaute in ihr Gesicht, das hochrot angelaufen war. Marion stand unter einem gewaltigen Streß. Sie holte mit offenem Mund Luft, die Augen hatte sie verdreht, und das Keuchen hörte sich an wie die Geräuschkulisse einer alten Dampfmaschine.
    Ellen Bates hatte sich setzen müssen. Sie hockte steif am Schreibtisch ihrer Tochter und starrte ins Leere. Sicherlich dachte sie ebenso über die Schreie nach wie ich, aber im Gegensatz zu mir war sie nicht in der Lage, eine Frage zu stellen.
    »War das Caroline, die geschrien hat?«
    Marion gab mir keine Antwort. Sie hatte nur die Arme gehoben, um ihren Spiegel zu schützen, was sie nicht ganz schaffte, dafür hing er einfach zu hoch.
    »War das Caroline?« fragte ich.
    »Geh weg!« keuchte sie.
    »Also doch!«
    »Raus aus meinem Zimmer!« brüllte das Kind.
    »Sicher, Marion, wir werden gehen«, sagte ich mit ruhiger Stimme.
    »Aber ich möchte trotzdem wissen, ob wir die Schreie einer gewissen Caroline gehört haben.«
    »Ich habe nichts gehört!«
    »Warum lügst du?«
    Ellen Bates stand auf. Sie kam langsam auf uns zu. Ihre Tochter drehte den Kopf. Der Ausdruck in ihrem Gesicht war unsicher geworden. Ellen holte Luft. »Mr. Sinclair hat dir eine Frage gestellt, Tochter, und ich möchte, daß du sie ihm beantwortest. Auch ich will eine Antwort hören. Wir alle haben die Schreie vernommen. Jetzt frage ich dich noch einmal. Ist das Caroline gewesen, die geschrien hat?«
    »Ich habe nichts gehört!«
    Ellen schloß die Augen, öffnete sie schnell wieder, verdrehte sie und schaute mich dann an. »Ich weiß nicht mehr, was ich noch machen soll, Mr. Sinclair. Warum lügt dieses Kind? Es ist nicht taub. Wir haben beide die Schreie gehört, aber Marion will sie nicht vernommen haben. Das ist doch mehr als merkwürdig.«
    »Stimmt.«
    »Und was sollen wir jetzt tun? So schlimm war es noch nie. Ich habe sie nur sprechen, aber niemals schreien hören. Eins weiß ich genau. Es ist nicht Marion gewesen, die geschrien hat.«
    »Da haben Sie recht.«
    »Also Caroline.«
    »Ja.«
    Auf die nächste Frage, die zwangsläufig kommen mußte, mußte ich ebenfalls keine Antwort. »Und wo ist diese Person, Mr. Sinclair?«
    Ich hob die Schultern.
    Damit gab
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