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0947 - Das Voodoo-Weib

0947 - Das Voodoo-Weib

Titel: 0947 - Das Voodoo-Weib
Autoren: Jason Dark
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daß wir die Limonade bekamen. Er bückte sich sehr steif. Zumindest ich hatte dabei den Eindruck, seine Knochen knacken zu hören, aber das traf nicht zu, denn völlig normal richtete er sich wieder auf, hatte die kalten Dosen aus dem Kühlschrank geholt und wischte die Tropfen von der Außenhaut ab, als wäre es Blut. Er spitzte dabei die Lippen. Dann riß er beide Laschen zugleich auf, auch ein Kunststück.
    Ich hörte es nur, ich sah es nicht, denn ich hatte mich abgewendet, um zurück in das Lokal schauen zu können, weil mir die seltsamen Gäste an den Tischen nicht geheuer waren.
    Keiner von ihnen hatte sich bewegt. Nur das Klopfen des Alten war leiser geworden. Es verstummte ganz, und so war das Schaben der Dosen auf dem Schanktisch sehr deutlich zu hören, als man sie uns zuschob.
    »Gläser?« fragte er.
    Suko schüttelte den Kopf.
    Wir nahmen die Dosen hoch und tranken. Obwohl die meisten Menschen bei dieser Kälte auf heiße Getränke zurückgriffen, waren wir froh, unseren Durst löschen zu können, denn nach den Vorfällen der Vergangenheit war uns schon innerlich warm geworden.
    Leonora Vendre ließ sich nicht blicken. Aber ich hatte hinter der Theke einen Durchgang entdeckt, konnte aber nicht erkennen, was er beherbergte, denn ein brauner, schlichter Vorhang nahm mir den Blick.
    Obwohl nichts passiert war, kam ich mir zumindest vor, als wären wir mit offenen Augen in eine Falle gelaufen. Das hier war für uns eine fremde, exotische Insel inmitten von London, auf der andere Gesetze herrschten.
    Der Keeper hatte seinen alten Platz wieder eingenommen. Auch seine Hände lagen so ungewöhnlich abgeknickt auf dem Holz der Theke, und bei ihm bewegte sich nichts.
    »Ist sie da?« Mit dieser Frage brach Suko das Schweigen.
    »Wer?«
    »Leonora natürlich.«
    Suko hatte die Antwort klar und deutlich gegeben, aber wir erhielten zunächst keine Reaktion. Der Keeper produzierte nur zahlreiche scharfe Falten zwischen seinem dunklen Haaransatz und dem Beginn, der beinahe waagerechten Augenbrauen, dann hob er die Schultern.
    »Was soll das heißen?« Suko ließ sich nicht abbringen. »Ist sie nun da oder nicht?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ach, schau mal an. Du weißt nicht, ob deine Chefin im Laden ist. Willst du uns das erzählen?«
    Er glotzte Suko an.
    »Los, rede!«
    »Sie weiß es«, sagte er. »Was weiß sie?«
    »Daß ihr kommen wolltet.«
    »Sehr schön. Hat sie das dir gesagt?«
    »Nein.«
    »Himmel. Rede endlich mal vernünftig.«
    »Das tue ich.«
    »Scheint mir nicht so, Mister. Was also liegt jetzt an? Was weißt du? Was weiß deine Chefin?«
    »Ich weiß nichts«, wiederholte er, »aber ich soll euch etwas von ihr geben.«
    »So - was denn?«
    »Moment noch.« Er ging in die Knie, wie ein alter Mann, ohne jedoch den Kopf nach unten zu beugen. Für uns sah es so aus, als würde er von einem kleinen Band gezogen.
    Dann bewegte sich sein linker Arm. Wahrscheinlich war die Hand unter der Theke verschwunden, und als er sich ebenso ungelenk wieder aufrichtete, da hielt er etwas mit seinen Fingern umschlossen, das wir noch nicht genau erkennen konnten.
    Plötzlich roch es nach Öl. Oder bildete ich mir das ein? Ich hatte den Eindruck, als würde mich der Geruch von vorn erreichen, und genau dort befand sich auch der Vorhang, der uns die Blicke in den hinteren Teil dieser Kneipe nahm.
    Der Geruch verschaffte sich schon freie Bahn, und irgendwie widerte er mich an. Als wäre hinter dem Vorhang altes Fleisch verbrannt worden. Es blieb allerdings nur beim Geruch, denn keine rußigen Schlieren oder Rauchwolken drangen durch den Spalt.
    Sukos Räuspern riß mich aus meinem Zustand des Überlegens. »Was ist das?« fragte er.
    »Eine Truhe.«
    Jetzt sah ich es auch. Der Keeper hatte unter der Theke etwas hervorgeholt, das im ersten Augenblick wie ein Kästchen aussah, aber tatsächlich eine Mini-Truhe war.
    »Ist das für uns?« sprach ich ihn an.
    »Ja, von Leonora.«
    »Sehr schön. Und weiter?«
    »Ihr sollt es öffnen.«
    Suko schaute mich an, dann ich ihn. Beide kann es uns merkwürdig vor, doch Suko wagte sich vor. »Dann werde ich es tun«, sagte er, nickte noch einmal und hob den Deckel an.
    Es ging leicht, sehr leicht sogar, als wären die winzigen Angeln frisch geölt worden.
    Der Deckel klappte so weit nach hinten, daß er sogar die Theke mit der Kante berührte, so daß wir in die mit Samt ausgelegte kleine Truhe schauen konnten.
    Schwarzer Samt, auf dem sich die rote Farbe gut sichtbar
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