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0945 - Zielort Kristallwelt

0945 - Zielort Kristallwelt

Titel: 0945 - Zielort Kristallwelt
Autoren: Susanne Picard
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Ihnen einen Kaffee gebracht«, erklang es nach einem Räuspern so dicht neben Zamorra, dass dieser zusammenzuckte und aufsah.
    »Danke, William«, sagte er und stand auf. Er warf die Mappe zurück auf den Stapel und klopfte sich unnötigerweise die Hose ab, was ihm einen unbewegten, aber dennoch irgendwie indignierten Blick von William auf seine Finger eintrug. Zamorra überlegte kurz, ob er sich dafür entschuldigen sollte, denn immerhin sorgte William für strengste Ordnung unter dem Hauspersonal. Es gab keinen Staub in der Bibliothek! Und auch keine Notwendigkeit, die Hosen von ebensolchem zu befreien. Hier konnte man vom Boden essen.
    Dann entschloss er sich, es dabei zu belassen. Zamorra ging hinüber zum Kaffeetablett. »Dann kann ich ja gleich mit frischen Kräften wieder an die Archivierung gehen!«, sagte er stattdessen betont fröhlich und nahm einen Schluck des Kaffees, der so stark war, dass wahrscheinlich jeder andere sofort mit Herzrasen in die Notaufnahme hätte gebracht werden müssen.
    Erst danach fiel ihm auf, dass der Butler etwas unschlüssig im Zimmer stand. »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    »Monsieur, draußen vor der M-Abwehr steht ein alter Bekannter und bittet um Einlass. Er sagt, es sei wichtig. Schwarzmagisch hin oder her, dieser Besucher ist wie immer ausgesprochen höflich, wenn ich mir die Bemerkung gestatten darf. Ein äußerst angenehmer Gast.«
    Zamorra sah verblüfft auf. Dann verengten sich seine Augenbrauen. Vor der M-Abwehr? Das bedeutete höchstwahrscheinlich, dass dieser Jemand nicht bis zur Eingangstreppe und der Haustür kam, um dort zu klingeln. Das hieß, er konnte die M-Abwehr nicht durchdringen.
    Ein Schwarzmagischer. Und noch dazu ein alter Bekannter? Zamorra fiel nicht ein, wer das hätte sein können.
    »Aha«, meinte er schließlich. »Und hat sich dieser Jemand auch vorgestellt?«
    William neigte kurz zur Bestätigung den Kopf. »Er hat. Es ist Monsieur Fu Long. Ich wollte ihn noch nicht einlassen, sondern erst fragen, ob Ihnen recht ist, ihn einzuladen. Soweit ich informiert bin, ist er ja in seiner neuen Position doch möglicherweise nicht erwünscht.«
    »Ach, sieh an. Besinnt sich Fu Long auf alte Dämonenregeln. Sonst erscheint er immer einfach hier.« Einen Moment zögerte Zamorra. Fu Long war einst so etwas wie ein Verbündeter gewesen. Ob er es, nachdem ihn der Diener des Wächters der Schicksalswaage zum Fürsten der Finsternis gemacht hatte, noch war, war schwer zu sagen. Zumindest schien Zamorra positiv, dass Fu Long sich nicht offen gegen ihn gestellt und sogar einmal geholfen hatte.
    Nun, es schadete sicher nicht, den chinesischen Vampir hereinzubitten. »In Ordnung, William, sagen Sie Fu Long, er kann hereinkommen. Nur er. Und nehmen Sie sich anschließend bitte Dylan, um die Sigille und Bannzeichen der M-Abwehr zu kontrollieren.« Seit vor einigen Wochen der Druidenvampir Matlock McCain den magischen Schirm durch Zamorras eigenes Verschulden deaktivieren konnte, war der Professor etwas vorsichtig in dieser Hinsicht geworden. Und wenn er schon den Fürsten der Finsternis in seinen Mauern zu Gast hatte, musste es ja nicht noch sein, dass sich einer von dessen Vasallen hinterherschlich.
    »Sehr wohl, Monsieur.«
    Zamorra trat an seinen Schreibtisch und wühlte unter den Papieren Merlins Stern hervor. Er sah die Silberscheibe kurz an. »So«, murmelte er. »Du wirst mir jetzt helfen. Es wird mich Kraft kosten, aber ich will, dass du mir anzeigst, wenn hier noch mehr Schwarzblütige antanzen als Fu Long. Ihm allein kann man hier trauen. Aber wer weiß, was er im Schilde führt.«
    Das Amulett rührte sich nicht. Das würde es auch nicht, bevor nicht etwas Schwarzmagisches oder Schwarzblütiges in seine Nähe kam. Zamorra konnte nur hoffen, dass ihm diese einfache Funktion nicht zu viel Kraft entzog. Früher, so hatte ihm Asmodis erklärt, hatte es einen eigenen Bewusstseinssplitter Merlins in sich getragen und daraus auch einen Großteil seiner Kraft gezogen. An Zamorras Lebensenergie war es nur im Notfall gegangen. Das war jetzt anders; nach Merlins Tod hatte das Amulett zunehmend Fehlfunktionen aufgewiesen, denn auch dieser Bewusstseinssplitter war mit Merlin gestorben, bis Asmodis ihn hatte entfernen können.
    So ganz hatte Zamorra seine Grenzen mit diesem »neuen« Amulett noch nicht ausgelotet. Aber die Warnfunktion musste jetzt sein, wo der Fürst der Finsternis auf dem Weg ins Haus war. Ein paar Sekunden später wurde Merlins Stern lauwarm
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