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0944 - Blutgespenster

0944 - Blutgespenster

Titel: 0944 - Blutgespenster
Autoren: Jason Dark
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bin ich hier. Aber nicht, um mich von dir vernichten zu lassen. Das schafft niemand, John. Ich bin zu gut. Ich bin ein Geist, ich bin ein Vampir, ich bin beides, und ich habe mir genau gemerkt, was du mit mir vorhattest.«
    »Aber du hast keinen Namen?«
    »Wer weiß…«
    Etwas lenkte uns ab. Geräusche an der Tür. Ein heftiges Keuchen. Ich dachte plötzlich an Frantisek Marek, der mir Rückendeckung hatte geben wollen. Er hatte auch den letzten Rest der Wendeltreppe überwunden, aber er war nicht in Hochform. Das Treppensteigen hatte ihn schon angestrengt. Ich sah sein verzerrtes Gesicht, als ich einen Blick zur Seite und zugleich zurückwarf, und ich sah auch, daß er seinen Pfahl mit beiden Händen hart umklammert hielt, als wollte er sich daran festhalten.
    »Gott«, sagte er nur. »Der Schatten, es ist der verdammte Schatten!«
    Sein Pendel strahlte wie das Rücklicht eines Autos. Das Gesicht der Hexe darin zuckte. Es zitterte, und es hätte mich nicht gewundert, wenn es sich aufgelöst hätte.
    Und auch das Vampir-Phantom war überrascht. Sein Gesicht bewegte sich. Es wollte etwas sagen, aber kein Wort drang über seine Lippen. Plötzlich dachte auch ich nicht mehr daran, zu schießen, denn zwischen dem Vampir-Phantom und dem Pendel mußte es einen Zusammenhang geben. Eire Brücke - wie bei Personen, die sich kannten.
    »Zunita…« Er sprach nur das eine Wort, und er zuckte dabei zusammen.
    Marek ging auf ihn zu.
    »Zunita!« brüllte er. »Nein, nein, du bist tot. Du kannst nicht leben. Du bist verbrannt. Ich habe dich damals geliebt. Ich habe dich damals in den Flammen gesehen. Ich habe dich mitnehmen wollen. Du wolltest nicht. Zunita, du - du…«
    Marek ging weiter, und seine Brust glühte wie Feuer. Der Stein war nicht mehr in seinen Umrissen zu erkennen, nur eine rote Sonne hing vor Mareks Brust.
    Dann hörten wir eine leise, sehr weit entfernte Stimme, die eine flüsternde Botschaft brachte. Wer da sprach, fanden wir nicht heraus, aber die Worte galten dem Vampir-Phantom.
    »Ich habe dich damals schon gehaßt. Ich habe mich gegen dich gewehrt. Du wolltest allen am Hofe Vlad Draculas die ewige Existenz geben, aber man hat dich nicht so weit vorgelassen. Ich habe es verhindert. Ich wußte von deinen außergewöhnlichen Kräften, die du dir erworben hast. Ich will nicht, daß noch einmal das gleiche passiert. Nicht jetzt und…«
    Marek ging noch immer weiter. Wie ein Schlafwandler schritt er nach vorn auf das Blutgespenst zu.
    Er kümmerte sich nicht um die beiden so unterschiedlichen Lucys, für ihn gab es nur diese Gestalt, und sie war plötzlich von einem roten Schein umgeben, als der Pfähler zum Greifen nahe vor ihnen stand.
    »Zunita ist stärker. Sie war damals schon stärker. Sie ist es heute noch. Sie will nicht, daß du Böses tust, das will sie nicht. Du bist ein Phantom, du sollst es bleiben.«
    Noch während des Sprechens stieß Marek seinen Pfahl vor und mitten hinein in die Brust des Phantoms.
    Aber kann man Phantome töten?
    Das Monstrum zuckte. Es schien auf dem Pfahl zu tanzen, und das rote Licht des Pendels tauchte ein in den blutroten Schein der beiden Augen.
    Kein Schrei war zu hören. Kein Laut. Nur das Licht blieb. Und in seinen Schein hinein drang eine zittrige Staubfahne, in die sich das Phantom aufgelöst hatte. Es war nicht mehr in der Lage gewesen, seinen Zustand zu verändern. Die Kraft einer längst verstorbenen und geheimnisvollen Person hatte ihn gebannt und Marek die Chance gegeben, diese Bestie zu vernichten.
    Dieses Pendel war nicht nur einfach ein Stein mit einem Gesicht darauf. Es war mehr. Es war ein Stück Vergangenheit, in der noch die Kraft der alten Zeit steckte.
    Noch sahen wir das Phantom. Der Körper stand als rötlich flirrendes Etwas in der Luft. Nur war kein Gesicht mehr zu sehen. Er blieb da, wo er war, und auch der Pfahl hatte keinen Widerstand mehr gefunden. Er zeigte jetzt ins Leere.
    Marek zog ihn zurück.
    Das Leuchten des Pendels schwächte sich ab. So bekam die Finsternis wieder die Überhand. Und sie schien Frantisek Marek gelähmt zu haben, denn er drehte sich mit einer ungemein müde wirkenden Bewegung um, wobei er noch den Kopf schüttelte, aber sein Pendel nicht aus den Augen ließ. Er würde nachdenken müssen, ebenso wie ich, aber wir kamen nicht dazu, denn es gab noch die blutige Lucy.
    Und sie wollte eine Niederlage nicht wahrhaben.
    Plötzlich sprang sie hoch. Ihre Handkante rammte unter meinen rechten Arm, der in die Höhe geschleudert
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