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0944 - Blutgespenster

0944 - Blutgespenster

Titel: 0944 - Blutgespenster
Autoren: Jason Dark
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beide nicht, und wir wußten auch nicht, was uns an der Spitze des Leuchtturms erwartete. Früher hatte dort einmal der Wächter gewohnt, das aber war lange her. Jetzt stand die Wohnung leer, und er war zu einem idealen Versteck für finstere Gestalten geworden, denn wer suchte schon in einem Leuchtturm nach Gestalten aus dem Schattenreich?
    Weiter ging es.
    Mareks Bewegungen waren langsamer geworden. Ich flüsterte ihm etwas von einer Pause zu, doch er schüttelte nur den Kopf. Anhalten wollte er nicht.
    Es war mir nicht recht, daß er sich so verausgabte, aber irgendwann blieb er dann doch stehen.
    Leicht schwankend, so daß ich ihm schon meine Arme entgegenstreckte, doch er konnte sich an der Wand abstützten.
    Einige Sekunden vergingen, in denen er heftig schnaufte. Er ärgerte sich über sich selbst, das wußte ich, und er hatte große Mühe, mich anzusprechen und dabei leise zu sein. So klangen seine Worte mehr wie das Zischen einer Schlange.
    »John, ich habe meine Schwierigkeiten«, sagte er. »Ich weiß es. Ich bin älter als du. Ich - ich komme kaum klar mit all diesen Dingen, aber eines ist sicher…«
    »Was denn?«
    Er nickte. »Moment, Moment. Das Pendel, John. Ich komme nicht mehr damit zurecht. Es spielt verrückt.«
    »Wieso?«
    »Schau es dir an.«
    Um Marek zu erreichen, mußte ich zwei Stufen höher gehen. Auch mein Gesicht geriet in den rötlichen Schein. Mareks Züge sahen aus, als hätte sie jemand mit Blut angepinselt, aber noch roter und stärker leuchteten die Augen des vampirhaften Hexengesichts auf dem Stein.
    »So stark«, flüsterte Marek. »So stark wie nie. Oder wie im Flugzeug, glaube ich.«
    Es stimmte. Und ich sah noch etwas anderes. Das Gesicht hatte sich wieder etwas verschoben. Es war zur Seite hin gewandert, als wollte es den Stein verlassen. Dabei lieferte es uns den Beweis, daß sich das Vampir-Phantom in seiner Nähe befand.
    »Es steht unter einem starken Einfluß, Frantisek, da hast du schon recht.«
    »Das weiß ich, John. Ich befürchte nur noch mehr. Ich möchte nicht, daß es zerstört wird. Die Kräfte des Vampir-Phantoms sind verdammt stark. Sie können dafür sorgen, daß sich mein Pendel auflöst. Ich habe Angst, John.«
    »Was sollen wir tun? Hast du einen Vorschlag?«
    »Ja, den habe ich auch, auch wenn es mir schwerfällt, es dir zu sagen. Es kann sein, daß es besser ist, wenn du mich hier allein zurückläßt.«
    »Du hast Angst um das Pendel?«
    »Auch das, John. Ich muß mich nur erst erholen. Tut mir leid, aber das ist so.«
    Ich nickte ihm zu. »Gut, ich werde weitergehen.«
    Er drückte mir die Hand. »Hol das Kind raus! Ich werde versuchen, dir den Rücken zu decken.«
    »Mach das.«
    Nach dieser Antwort ließ ich Frantisek zurück und ging weiter. Wir hatten auch Glück gehabt; einige Treppen höher wirkte das Innere des Turmes plötzlich wie eine gewaltige Röhre, die Stimmen weiterleitete.
    Ich hörte jemanden sprechen.
    Für einen Moment hielt ich an, dann ging ich weiter. Diesmal aber auf Händen und Füßen. Ich wollte so wenig Geräusche wie möglich machen, und ein wenig später wußte ich, daß es genau der richtige Weg war, denn ich vernahm auch die Stimme eines Kindes.
    Lucy war also da.
    Und sie lebte.
    Noch…
    ***
    Donna Tarlington hatte sich bewegt, aber sie konnte nicht mal einen Schritt zur Seite gehen, als der Blutsauger sie anfiel und brutal zu Boden riß.
    Es war eine schreckliche Gestalt. Sie bekam deren Anblick mit, als sie sich zur Seite wälzte, und zufällig einen Blick in das schmutzige, breite und leicht bläulich schimmernde Gesicht warf, das zu einem völlig haarlosen Kopf gehörte.
    Es sah nicht nur schlimm aus, er wollte seine Zähne auch in den Hals der Frau schlagen, die auf dem Rücken lag und sich zunächst nicht rühren konnte. Aus der Nähe mit dem Grauen konfrontiert zu werden, war schlimmer als das, was sie in der letzten halben Stunde durchgemacht hatte.
    Die Wirklichkeit war für sie zu einem Alptraum geworden, der sie gefangen hielt.
    Der Kopf des glatzköpfigen Vampirs ruckte nach vorn. Er war wahnsinnig in seiner Gier nach Blut, und er drückte die Schulter der Frau zu Boden.
    In diesem Augenblick war Jack Tarlington da. Er hatte alles gesehen, zwar nur schattenhaft und verzerrt, aber immerhin, denn der helle Schein der sich bewegenden Laternen spaltete die Finsternis oft genug wie blank polierte Säbelklingen.
    Und Jack trat zu.
    Er schrie dabei. Er legte seinen Frust und die Angst hinein. Sein Schrei mischte
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