Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0942 - Die blutige Lucy

0942 - Die blutige Lucy

Titel: 0942 - Die blutige Lucy
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Erinnerungen überwältigt hatten. Sie erwachte wie aus einem tiefen Schlaf und schaute sich etwas verwundert um, denn sie saß in einem großen Zimmer, das mit wertvollen Möbeln aus dem letzten Jahrhundert ausgestattet war, zugleich aber auch mit moderner Technik, denn auf dem Schreibtisch standen ein Telefon und ein Faxgerät.
    Die breiten Vorhänge verdeckten die Fenster, und als Lucy den Kopf weit nach rechts drehte, da geriet das Gesicht des Mannes vor ihre Augen, in dessen Suite sie sich befand.
    Hal Doring schaute sie besorgt an. »Lucy, was ist mit Ihnen? Was haben Sie?«
    »Wieso?«
    Er lachte etwas gequält auf. »Sie - entschuldigen Sie, aber ich hatte den Eindruck, daß Sie mit Ihren Gedanken weit weg gewesen waren. Als wären Sie in ein Traumreich gefallen.«
    »Na ja…« Sie lächelte. »Manchmal muß man eben träumen, denke ich mir.«
    »Dann geht es Ihnen trotzdem gut? Sie sind okay?«
    »Bin ich.«
    »So daß wir auch auf die geschäftlichen Dinge zu sprechen kommen können.«
    »Ich habe nichts dagegen.«
    »Wunderbar. Möchten Sie vielleicht noch eine Kleinigkeit essen?«
    »Nein.«
    »Etwas trinken?« Er deutete auf den Hals der Champagnerflasche, der aus einem silbernen und zusätzlich mit Eis gefüllten Kübel hervorschaute.
    »Vielleicht später.«
    »Ja, das verstehe ich«, sagte Doring und ließ sich in die Polster zurücksinken, was seine Gestalt noch kleiner werden ließ. Doch der Blick seiner Augen war lauernd, und auch seine erste Frage klang ziemlich hintergründig.
    »Sind Sie wirklich in der Lage, uns die Menschen liefern zu können, Lucy?«
    »Das bin ich.«
    »Und das kann schnell gehen.«
    »Ja.«
    Er räusperte sich. »Wir brauchen die Leute nämlich sehr bald, weil wir sie in ganz Europa einsetzen wollen.«
    »Sie werden zufrieden sein, Hal, und die Männer müßten es auch sein, denn was sollen sie in ihrer Heimat? Das Land liegt zwar nicht am Boden, an ihm ist der Krieg vorübergegangen, aber die Armut ist doch sehr groß. Und wenn diese jungen Männer nach Nordwesten schauen, wo eben für sie die Paradiese liegen, da können sie nur neidisch und ungeduldig werden. Aber sie wollen auch arbeiten. Daß diese Arbeit nicht legal ist und unter der Hand geführt wird, kümmert sie nicht.«
    Doring mußte wieder lachen. »So ergeht es uns ja auch. Wie wollen Sie die Leute denn aus Rumänien holen?« Er zeichnete mit beiden Händen in der Luft nach, was er meinte. »Es sind ja nicht nur zwei oder drei, sondern schon eine ganze Menge.«
    Lucy ließ sich mit ihrer Antwort Zeit. »Das brauche ich gar nicht. Sie sind bereits hier.«
    Fast wäre Doring in die Höhe geschnellt. »Was? Was sagen Sie da? Bereits hier?«
    »Ja.«
    »Wo?«
    »Das sollte Sie nicht interessieren. Ich habe das Problem bereits gelöst. Alte Verbindungen, kann man sagen. Zwar ist der Geheimdienst des ehemaligen Diktators nach außen hin aufgelöst worden, aber die alten Verbindungen existieren noch.«
    »Klar, die sind vorhanden.«
    »Über die Bezahlung müßten wir auch noch reden«, sagte Lucy.
    Doring nickte. »Machen Sie einen Vorschlag.«
    Den bekam er nicht zu hören, denn sein Gegenüber saß plötzlich wie festgewachsen im Sessel. Lucy sah aus, als litte sie unter einer wahnsinnigen Spannung oder Anspannung. Sie hatte den Kopf leicht gedreht und schaute zum offenen Durchgang hin, der in den breiten Flur der Suite hineinführte.
    »He, Lucy, was ist denn los?«
    Sie winkte herrisch ab. »Sind wir allein?«
    »Natürlich sind wir das. Wir beide haben die Suite allein betreten. Niemand ist uns gefolgt.«
    »Und zuvor?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »War zuvor jemand in dieser Suite, der sich noch hier aufhält?« präzisierte sie.
    »Nein, auf keinen Fall.«
    »Aber es kommt jemand«, murmelte sie. Doring hatte die Worte nicht verstanden, er fragte nach, aber Lucy winkte nur scharf ab und befahl ihm, den Mund zu halten.
    Das paßte Doring auch nicht. »Hören Sie, Lucy, ich will Sie nicht reinlegen. Was immer Sie auch denken mögen, es ist falsch. Es paßt nicht zusammen. Sie wollen ein Geschäft machen, ich ebenfalls, da müssen Sie die Karten offenlegen.«
    »Etwas stimmt nicht!« Sie beharrte darauf. Ihre Augen bewegten sich hektisch. »Sie können sagen, was Sie wollen, Hal, es hat sich einiges verändert, und dies nicht zu meinen Gunsten.«
    Hal Doring war ein skrupelloser Geschäftsmann, der in seinem Leben schon manchen krummen Weg beschritten hatte.
    Jetzt allerdings wurde ihm mulmig zumute, denn die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher