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0938 - Die Blutgasse

0938 - Die Blutgasse

Titel: 0938 - Die Blutgasse
Autoren: Jason Dark
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angeleuchtet wurden.
    Der Verkehr war auch zu hören. Eine übliche Kulisse. Ed Moss nahm sie verstärkt wahr, da die Stille um ihn herum die Geräusche intensiver erscheinen ließ.
    Noch hatte er es nicht geschafft. Was für Ed nie ein Problem gewesen war, gestaltete sich nun zu einem wahren Hindernislauf, bei dem keine Hindernisse zu sehen waren, denn die baute er sich in seiner Phantasie auf.
    Moss beeilte sich wieder. Er ging an einem vollen Papierkorb vorbei.
    Nicht weit entfernt standen wieder zwei Bänke. Sie waren dunkel, deshalb fielen die hellen Flecken des Taubenkots auf.
    Noch dunkler war die Gestalt, die sich plötzlich hinter einer Bank aufrichtete.
    Ed Moss hatte zufällig in diese Richtung geschaut, deshalb entdeckte er sie sofort.
    Sein Herzschlag raste. Er wollte schneller laufen, doch da war das unsichtbare Band, das sich plötzlich an seinem Rücken befand und ihn einfach festhielt.
    Er ging noch einen Schritt, dann blieb er stehen, denn der andere hatte sich ebenfalls in Bewegung gesetzt, war mit wenigen Schritten vorgegangen und hatte den Weg erreicht, auf dessen Mitte er stehenblieb.
    Er versperrte Ed Moss die Flucht.
    Moss blieb stehen!
    Er ärgerte sich über sich selbst, daß er sich so schlecht fühlte und sich sein Atem noch nicht beruhigt hatte. Warm und keuchend drang die Luft aus seinem offenen Mund, während der andere näher kam. Er war dunkel gekleidet, trug einen Mantel und hatte ihn bis zum Hals hin geschlossen, gegen den er auch seine linke Hand preßte, als wollte er dort etwas verbergen.
    »Und?« fragte Moss.
    Der andere gab ihm keine Antwort. Er kam näher. Als er die Distanz verkürzte, runzelte Moss die Brauen, und auf seiner Stirn entstand ein faltiges Muster.
    Dieser Mann war ihm nicht fremd. Er kannte ihn, er wußte sogar seinen Vornamen, denn der Mann war einer von ihnen. Zugleich einer, der vor einigen Tagen spurlos verschwunden war.
    »Pete!« hauchte Ed Moss, der es noch immer nicht glauben konnte.
    »Bist du es wirklich, Pete?«
    Der andere nickte.
    »Verdammt, das ist ein Ding.« Moss hatte seine Furcht zum Teil verloren, aber nur zum Teil, denn irgend etwas steckte in ihm, das ihn noch immer warnte und ihn vorsichtig sein ließ. Er konnte sich den Grund nicht erklären. Jeder Mensch hatte wohl eine sensible Antenne, die ihn warnte, aber in diesem Fall war es noch etwas anderes, denn Pete kam ihm rätselhaft vor. Er reagierte anders als sonst. Er war nicht mehr so locker, er ging steif, er starrte Ed Moss an, als wollte er bis auf den Grund seiner Seele blicken. Sein Haar hing in Strähnen um seinen Kopf, und er ging weiter auf Ed zu, der zugleich ein wenig zurückwich.
    »Warum sagst du nichts, Pete?«
    Der andere lächelte.
    »He, was ist denn?«
    Pete ging weiter. Sein Lächeln verstärkte sich. Dann zog er die Lippen zurück, und an den Seiten sah Ed Moss etwas Helles schimmern, das aus dem Oberkiefer wuchs.
    Er konnte damit nichts anfangen, dachte zwar an ein Gebiß, aber nicht an die Wirklichkeit, weil die ihm einfach zu absurd und irreal war. Damit konnte er nichts anfangen.
    Im Gegensatz zu Pete.
    Der brauchte noch zwei Schritte, um seinen ehemaligen Kumpel zu erreichen. »Komm mit!« sagte er. »Komm mit zu uns!« Dann ging er den letzten Schritt, streckte beide Arme vor und wuchtete die Hände auf die Schultern des jetzt steif auf dem Fleck stehenden Ed Moss.
    Pete öffnete den Mund.
    Und Ed Moss sah, was da aus seinem Oberkiefer herauswuchs. Zwei lange, spitze Zähne - Vampirhauer…
    ***
    Das Erkennen war eine Sache. Das Begreifen aber war eine zweite, denn Ed Moss konnte nicht fassen, was aus seinem ehemaligen Kollegen geworden war. Es schoß ihm einiges durch den Kopf, während er gegen die Lippen starrte, die Zähne sah und dabei einen modrigen Geruch wahrnahm, als käme er direkt aus einer tiefen, unheimlichen Gruft.
    Pete tat nichts. Er stand nur da und schaute Ed an, der schon sehr bald erfaßte, daß sich der Blick dieser Augen verändert hatte. Er war nicht mehr so wie früher, er war anders geworden. Ohne Leben, wie die Augen eines Toten.
    Toten? Toten?
    Eds Gedanken rasten. Jemand, der derartige Zähne präsentierte, konnte nur ein Vampir sein. Und Vampire waren tot oder so gut wie tot. Nein, sie waren Tote, die lebten, lebende Tote, Wiedergänger, wie auch immer.
    Die Begriffe schwirrten durch Eds Kopf und machten ihn mehr als nervös. Er kam nicht mehr zurecht. Er war noch immer von der Rolle, spürte in seinem innern Hitze und Kälte
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