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0937 - Belials Mordhaus

0937 - Belials Mordhaus

Titel: 0937 - Belials Mordhaus
Autoren: Jason Dark
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zu viele Verstecke. Auch zwischen den Pappeln wuchs mittlerweile dichtes Unterholz.
    »Wir machen keine Uhrzeit ab«, sagte mein Freund, bevor er mir auf die Schulter schlug. »Dann halte dich mal tapfer.«
    »Du auch.«
    Er grinste. »Wir werden Belial die Lügen austreiben, darauf kannst du dich verlassen.«
    Es waren seine letzten Worte, bevor er sich nach rechts in das Unterholz schlug. Auch die dabei entstehenden Geräusche verklangen sehr schnell, und ich stand allein vor dem Haus…
    ***
    Ja, allein!
    Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn ich fühlte mich plötzlich wie von aller Welt verlassen.
    Ohne es recht zu wollen, dachte ich wieder an meinen Traum aus der vergangenen Nacht. Die Erinnerung schob sich plötzlich vor, als wollte sie mich überschwemmen und mir den Blick für die Realität nehmen.
    Daß es noch dunkler um mich herum wurde, bildete ich mir wahrscheinlich nur ein. Aber es lag tatsächlich an der Erinnerung, und ich konzentrierte mich wie schon im Traum einzig und allein auf das Haus und auf seine Eingangstür, die für mich offenstand.
    Dahinter war nichts Konkretes auszumachen. Dort ballte sich graue Welt zusammen, die all den Schrecken versteckt zu halten schien, den sich ein menschliches Gehirn nur ausdenken konnte.
    Nichts zeigte sich mir. Es blieb unbedingt still. Kein Laut, kein Zischen, kein Flüstern, nicht die geringste Aufforderung, das Haus zu betreten, und trotzdem war es für mich wie ein Magnet.
    Auch wenn ich es gewollt hätte, es wäre mir nicht mehr möglich gewesen, mich zu drehen und den Weg zurückzulaufen, den ich gekommen war. Es blieb nur der eine, der Weg zum Haus.
    Also weiter.
    Schritt für Schritt nach vorn. Meter für Meter einem unheimlichen Verhängnis entgegen. Einer Folterkammer, in der ich Jane Collins und Glenda Perkins nackt und tot am Boden hatte liegen sehen.
    Diesen Anblick konnte ich einfach nicht vergessen. Er hatte sich in mein Gedächtnis hineingegraben, er war wie ein Alptraum, der nie mehr von mir weichen würde.
    Belial wartete auf mich. Belial, der Engel der Lügen, hielt dieses Haus besetzt. Einer, der das Licht haßte, der bereits der Bruderschaft der Essener in Qumran bekannt war, denn sie kannten ihn als Engel der Finsternis.
    Er hatte überlebt. Er war aus seinen Sphären zurückgekehrt und würde mir bald wieder gegenüberstehen.
    Diesmal konnte ich nicht auf die Hilfe des Gerechten vertrauen, ich war allein.
    Das Haus rückte näher.
    Es war noch dunkler als die Umgebung, die erst allmählich von der Dämmerung erfaßt wurde. Es strahlte etwas ab, das ich bereits in meinen beiden Träumen erlebt hatte. Etwas Böses, Kaltes, als hätte sich der Atem Luzifers zwischen diesen Wänden gefangen. Das Dach war ebenfalls düster und lag da wie eine schiefe Platte.
    Doch jetzt, wo ich noch näher an das Haus herangekommen war, da entdeckte ich auch tief in seinem Innern diesen öligen, gelben Fleck, den ich ebenfalls von meinem Traum her kannte.
    Licht…
    Gelbliches Licht. Von einer einzigen Quelle nur gespeist. Ein fernes und doch nahes, unheimliches Leuchten, wie vom Auge eines Zyklopen abgegeben, der sich in der Dunkelheit versteckt hielt.
    War dort das Ziel? Wartete er auf mich? Hielt Belial dort seine Geiseln versteckt?
    Ich überschritt die Schwelle.
    Wie schon einmal, wie im Traum. Nur konnte ich jetzt meine Handlungen selbst bestimmen und mußte mich nicht von einer anderen Kraft leiten lassen.
    Der Eingang war ein Rachen, der mich verschluckt hatte. Ich schaute mich um, nachdem ich stehengeblieben war. Die Beretta trug ich bei mir und auch das Kreuz, das ich jetzt von seinem Platz an der Brust löste und es auf die offene Handfläche legte. Ich suchte nach einer Reaktion, ich hoffte, daß es sich erwärmte und mir klarmachte, welch böse Kraft sich in meiner Nähe aufhielt, aber diesmal ließ es mich im Stich. Ich legte die Finger um das Kreuz.
    Kälte, keine Wärme!
    Das Kreuz war kalt geworden. So kalt, wie ich es selten oder noch nie erlebt hatte. Als hätte es zuvor im Kühlschrank gelegen. Ich fing an zu zittern, denn ich befürchtete, daß ihm mit meinem Eintreten in dieses Haus die Kraft genommen worden war, was auf die Herrschaft eines der mächtigsten Engel zurückzuführen war. Es war der Engel des Bösen, das absolut Böse überhaupt.
    Luzifer!
    War das hier seine Welt? Würde ich ihn sehen? Würde er mir sein schreckliches Gesicht zeigen, in dem es einfach nur glatt war. Kalt wie Metall, Augen, die kein Gefühl kannten,
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