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0931 - Bauchtanz mit dem Tod

0931 - Bauchtanz mit dem Tod

Titel: 0931 - Bauchtanz mit dem Tod
Autoren: Jason Dark
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verwandelte, die wie ein Teppich zwischen den Köpfen der Gästen und der Decke lagen.
    Alles war sehr schnell gegangen. Der Schock aber würde sich bei den meisten Gästen gleich lösen und sich in einen gewaltigen Ansturm der Panik verwandeln.
    Dem mußte ich zuvorkommen.
    Es gab nur eine Chance.
    Wo Sukos Peitsche versagt hatte, wo ich es mit dem Kreuz erst gar nicht zu versuchen brauchte, erinnerte ich mich an den Bannspruch des Paracelsus, den mir Professor Sloane ans Herz gelegt hatte. Ihn schmetterte ich mit lauter Stimme dem Vernichter entgegen, bevor der Teppich aus heißen Flammen über uns zusammenfallen konnte.
    »Azoth!« rief ich. Dann noch einmal: »Azoth!« Zu einem dritten Ruf kam ich nicht mehr, weil ich den Eindruck hatte, daß meine Kehle durch den heißen Feuerhauch zerstört wurde…
    ***
    Reichte es? Reichte dieser zweimalige Ruf aus? Würde dieses eine Wort überhaupt etwas bewirken?
    In den nächsten Sekunden mußten wir darüber Klarheit bekommen, sonst waren wir alle verloren.
    Es gab wohl keinen, der nicht ebenso fühlte wie ich. Innerlich kochte ich, war schon dabei zu verbrennen, zumindest kam es mir so vor, als ich die erste Reaktion erlebte.
    Über mir verschwand die Hitze. Mit einem brausenden Geräusch zog sich der Flammentcppich zurück, und auch der brennende Boden verschwand, als hätte man Wasser über ihm ausgekippt.
    Es blieb das Skelett!
    Vor mir stand es! Ich sah es genau. Die Scheinwerfer hatten es zufällig erfaßt, und jeder konnte verfolgen, was mit ihm geschah. Abdhul Azred, der unheimliche und gefährliche Verrückte, war auf grausame Art und Weise zerrissen worden.
    Abdul Akam war ein Diener seines Herrn gewesen, und ihn erwischte es auf die gleiche Art und Weise.
    Er wurde zerrissen.
    Wir waren die gebannten Zuschauer und bekamen mit, wie das widerliche Skelett plötzlich Arme und Beine in die Höhe warf, als wäre es ein Hampelmann, bei dem jemand am Faden gezogen hatte.
    Aber es fiel nicht mehr zurück. Es blieb in der Luft schweben, noch immer die Glieder gespreizt, und andere Kräfte, die wir nicht sahen, zerrten an ihnen.
    Es knackte überlaut, als zuerst der linke Arm aus dem Gefüge gerissen wurde. Dann folgte der rechte, danach waren die Beine an der Reihe, wobei es nicht bei diesem einen Zerreißen blieb. Im Unsichtbaren lauerten zahlreiche Hände, die auch noch die herausgerissenen Knochen zerhackten und sie einzelnen Splitter wegschleuderten.
    Dann brach der Kopf ab. Zuvor hatte ihn die »Hand« gedreht, so daß sich das Gesicht kurz auf dem Rücken befand, bevor sich der Schädel löste und mit ungeheurer Wucht zu Boden geschmettert wurde. Selbst der Teppich konnte das Zerbrechen des Schädels nicht verhindern.
    Unförmige Splitter umspritzten unsere Füße, und in der Luft hing nur mehr der Rumpf des Monsters.
    Auch er zerbrach. Er wurde regelrecht zerschlagen. Da hatten sich die unsichtbaren Hände zu Fäusten zusammengeballt und hämmerten brutal gegen die Knochengefüge, dessen einzelne Splitter sich selbstständig machten und durch die Luft wirbelten, wo sie noch weiter zerknackt wurden, und dann, als sie klein genug waren, auf dem Boden landeten.
    Es gab diesen Abdul Akam nicht mehr. Es war vorbei mit ihm. Nur die Splitter waren geblieben. Aus ihnen würde sich kein neues Skelett mehr zusammensetzen.
    Einen letzten Gruß bekamen wir auch noch zugeschickt. Aus der Dunkelheit oder aus dem Unsichtbaren, niemand wußte es genau, dröhnte ein fürchterliches Lachen durch das Lokal, als wäre ein uralter Götze froh darüber, einen Versager vernichtet zu haben. Dann war auch das Lachen vorbei, der seltsame Himmel war ebenfalls verschwunden, und wir konnten wieder frei atmen - und vor allen Dingen auch lächeln…
    ***
    Wir saßen mit den beiden Frauen in ihrer Garderobe zusammen, die ihr Glück noch nicht fassen konnten. Immer wieder sprachen sie von der Hitze, die sie schon in ihrem Innern gespürt hatten und deshalb darauf gefaßt gewesen waren, zu verbrennen.
    Sie konnten beruhigt leben, wie wir ihnen versicherten. Ob sie auch weiterhin ihrem Hobby, dem Bauchtanz, nachgehen würden, das stand noch in den Sternen…
    ENDE
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