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0928 - Das Hexendiadem

0928 - Das Hexendiadem

Titel: 0928 - Das Hexendiadem
Autoren: Christian Schwarz
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fühle ich mich fast schon wie zu Hause. Aber ich will hier nicht zu Hause sein. Nie im Leben. Ich hab schließlich ein zu Hause…
    Ihr Gedankenfluss stockte kurz. Wo bin ich momentan eigentlich zu Hause? , fragte sie sich fast erschrocken. In Paris ganz sicher nicht. Aber auf Château Montagne auch nicht. Doch, eigentlich schon. Man ist schließlich da zu Hause, wo man sich zu Hause fühlt. Ich… Mann, was tue ich hier eigentlich? Ich helfe wildfremden Menschen, während Fooly zu Hause liegt und vielleicht viel dringender meine Hilfe braucht.
    Ein tiefer Seufzer stieg aus ihrer Kehle, ohne dass sie sich dessen bewusst wurde. Aber habe ich andererseits nicht schon immer wildfremden Menschen geholfen, die von Dämonen bedroht waren? Und dabei manchmal die vernachlässigt, die mir viel näher standen und meine Hilfe auch dringend gebraucht hätten? Habe ich nicht auch deswegen Zamorra verlassen, um mich nicht mehr mit dämonischen Mächten herumschlagen zu müssen? Und was tue ich jetzt? Ha. Ich blöde Kuh bin wohl nicht mehr zu retten…
    Ganz automatisch schweiften ihre Gedanken drei Wochen in die Vergangenheit zurück.
     
    Mit klopfendem Herzen, fast wie ein Schulmädchen vor dem ersten Kuss, stand Nicole vor der Tür, auf der das Schild DeBlaussec-Stiftung prangte. Nur dieses eine Wort. Ohne Hinweis auf den wohl einmaligen Zweck der von Zamorra 1982 gegründeten Stiftung. Aber das war so gewollt. Eine Stiftung wie diese half am besten ohne großes Aufheben. Man musste die Leute schließlich nicht unnötig provozieren. Vor allem nicht die, die einen Stock tiefer aus und ein gingen und einer ultrachristlichen Sekte angehörten. Auch wegen der Medien war es besser, wenn sich die Stiftung nicht unnötig in den Vordergrund spielte. Ganz schnell konnten erneut Betrugsvorwürfe laut werden, denn die deBlaussec-Stiftung zahlte nicht nur aus, sie nahm auch die Vermögen in ihr Stiftungskapital auf, die ihr hin und wieder von dankbaren Menschen vermacht wurden.
    Aber schon allein des Stiftungszwecks wegen wurde sie von den meisten, die von ihr wussten, als esoterisch, zwielichtig, unseriös, ja sogar als gesetzeswidrig betrachtet. Vor etwa zehn Jahren hatte die Zeitung »France Soir« versucht, mit Schlagzeilen auf der Titelseite die Stiftung als kriminell zu brandmarken, hatte sich aber kleinlaut entschuldigen müssen. Seither war es öffentlich ruhig geworden.
    In Nicole stieg noch jetzt die blanke Wut hoch, wenn sie an die Diffamierungen dachte. Noch heute hegte sie allerdings den Verdacht, dass seinerzeit vielleicht sogar einer ihrer dämonischen Widersacher die Kampagne gesteuert hatte, unter Umständen sogar Asmodis, den sie abschätzig Assi nannte, höchstselbst.
    Die deBlaussec-Stiftung war nach Victor deBlaussec benannt, dem Hüter eines unfassbar großen Dämonenschatzes. Letzteren hatte Zamorra seinerzeit neutralisiert und den Gegenwert von etwa fünfeinhalb Milliarden Euro als Stiftungskapital eingesetzt, um Opfern schwarzmagischer Praktiken und Dämonenangriffen zu helfen sowie den Kampf gegen die Dämonen zu fördern. [1] Die Stiftung war immer eher Zamorras Steckenpferd gewesen; Nicole hatte sich, wenn überhaupt, ausschließlich am Rande darum gekümmert. Warum auch? Mit dem Stiftungsvorstand, einem gewissen Professor Landru, lief alles wie geschmiert. Na ja, jedenfalls am Anfang. Seit der Sache mit der »France Soir« hatten sich plötzlich die Anfragen angeblich Dämonengeschädigter gehäuft, die gerne in den Genuss einer größeren Summe gekommen wären. Laut Stiftungssatzung war Landru verpflichtet, jeden angefragten Fall sorgfältig zu prüfen und dann darüber zu befinden, notfalls zusammen mit Zamorra, wenn er gar nicht mehr weiter wusste. Aus fünf, sechs Fällen im Jahr waren 70 bis 80 geworden, eine Menge, die Landru alleine nicht mehr bewältigen konnte. Zamorra hatte ihm deswegen Angestellte bewilligt.
    Jetzt, da sie sich in Paris befand, hatte sich Nicole plötzlich wieder der Stiftung erinnert. Und der Wortfetzen, die sie vor etwa drei, vier Jahren bei einem Telefongespräch Zamorras aufgeschnappt hatte: Landru hatte sich seinerzeit beklagt, dass er nicht mehr genug zuverlässige Mitarbeiter finde.
    Nicole selbst hätte problemlos von dem leben können, was sich über all die Jahre auf ihrem Privatkonto angesammelt hatte. Aber das ständige »Dolce Vita« war ihr schon nach zwei Wochen gehörig auf den Geist gegangen. Nicht einmal mehr die Einkaufsbummel hatten ihr noch richtigen Spaß
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