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0928 - Das Hexendiadem

0928 - Das Hexendiadem

Titel: 0928 - Das Hexendiadem
Autoren: Christian Schwarz
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Knien. »Warum willst du mich… mich… hinrichten? Ich war immer… deine treue Dienerin. Und ich bin es auch jetzt.«
    Stygia lachte gellend. Mit einem Satz landete sie direkt vor der Hexe. Jetzt, als das rote Licht die Herrin der Hölle plötzlich beschien, sah Diane, dass ihr Gegenüber nackt war. Sie kannte den perfekt geformten, unglaublich wohlriechenden Körper bereits, hatte ihn mit dem obszönen Kuss sogar schon des Öfteren berührt. Die machtvolle Aura, die von ihm ausging, ließ ihr die Tränen in die Augen schießen.
    Stygias wunderschönes Gesicht verzog sich erneut zu einer hässlichen Fratze. Breitbeinig stand sie da, die Fäuste in die Hüften gestemmt. Ihre Flügel schlugen erregt. »Meine treue Dienerin, ja. Wie sagtest du gerade? Du findest es schön, dass ich dich hier besuchen komme, hm?«
    »J-ja. Ich… ich glaube, dass du nur einen Scherz… mit mir machst. Du bist wirklich witzig, Herrin. Ich liebe… diese Scherze auch.« Demütig sah Diane zu der Teufelin auf.
    »Lüg nicht! Du zitterst vor Angst. Denn du wusstest bereits, dass ich gekommen bin, um über dich zu richten. Du brachtest das Hexendiadem unrechtmäßig an dich, indem du Tara Maga abgemurkst hast. Aber ich will dich nicht als neue Oberhexe. Und ich will nicht, dass du das Hexendiadem behältst.«
    »Aber warum? Was habe ich dir getan, Herrin?« Dianes Stimme klang so schrill, dass sie sich fast überschlug.
    »Du hast mir widersprochen. Das dulde ich nicht.«
    Stygia riss der erstarrten Frau mit den Chips neben sich unvermittelt das Herz heraus und biss gierig in den zuckenden, blutenden Muskel. »Ah, das schmeckt gut«, seufzte sie wohlig. »Und wenn ich mit dir fertig bin, werde ich dein Herz genauso fressen. Und, was wichtiger ist: Ich nehme deine Seele mit in die Hölle und übergebe sie den Peinteufeln der Seelenhalde Mitte. Die sind nämlich am grausamsten und wahre Meister im Erfinden immer neuer Qualen, verstehst du?«
    Diane war jetzt nur noch ein Häufchen Elend. Zusammengesunken kniete sie da und wimmerte. »Bitte, Herrin, ich… entschuldige mich. Ich… tue es nie wieder. Was du sagst, das tue ich… ohne dir je wieder zu widersprechen. Bitte… gib mir noch eine Chance. Und ich werde dir künftig noch treuer dienen.«
    Stygia kicherte. In ihren Pupillen erschienen rasend schnell rotierende Feuerräder, die rasch größer wurden und sich spiralförmig aus den Augen heraus schraubten.
    Diane schrie wie am Spieß.
    ***
    Landgut Caraman, französische Kanalküste
    Es dämmerte bereits, als Vilma mit abgehackten Bewegungen über die Klippenfelsen der Alabasterküste ging. Feiner Regen fiel in ihr totenbleiches Gesicht und mischte sich mit dem Schweiß, der ihren gesamten Körper bedeckte. Das weiße Hemd und die Jeans waren längst so nass, dass man sie hätte auswringen können. Sie flatterten im kalten, heulenden Ostwind.
    »Nein, bitte, ich will nicht…«, flüsterte Vilma leise. »Lass mich gehen. Wer immer du bist. Ich… ich hab dir doch nichts getan.« Mit aller Kraft versuchte sie sich gegen die unheimliche Macht zu stemmen, die sie hierher getrieben hatte - und weiter trieb, direkt auf die Klippenkante zu!
    Die junge hübsche Frau nahm ihren ganzen Willen zusammen. Schwer atmend blieb sie stehen. Und konnte sich plötzlich umdrehen! Das ständige Wispern und Flüstern in ihrem Gehirn, das anschwoll und abebbte, war schlagartig verschwunden. Vilma weinte laut und begann loszurennen. Die Klippen wieder hinauf, auf Maison Caraman zu, das als dunkler, lang gezogener Kasten mit zwei Türmen auf einem Hügel thronte. In einigen Zimmern brannte Licht. Licht, das Vilma plötzlich wie ein Rettungsanker in die Welt erschien, in der sie bis gestern noch sorgenfrei gelebt hatte.
    Doch bei Einbruch der Dämmerung hatte sich aus heiterem Himmel diese furchtbare Stimme in ihre Gedanken gedrängt und ihr unaufhörlich eingehämmert, wie schrecklich das Leben war. Ein Leben, das es sich nicht zu leben lohnte und das man am besten so schnell wie möglich wieder freiwillig verließ.
    Immer stärker und fordernder war dieser Zwang in ihr geworden, dieses unendlich böse Flüstern, in dem sie das qualvolle Weinen verdammter Seelen zu erkennen glaubte. Es hatte verhindert, dass sie einen Arzt aufsuchte oder sich auch nur jemandem auf Maison Caraman anvertrauen konnte. Selbst tagsüber, als der unheilige Einfluss deutlich schwächer gewesen war. Doch mit Einbruch der Nacht war er wieder präsent gewesen, schlagartig, viel
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