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0925 - Blutzoll

0925 - Blutzoll

Titel: 0925 - Blutzoll
Autoren: Jason Dark
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kratzte mit den Fingernägeln über seinen Körper.
    Wir konnten erkennen, wie dünn die Haut war, denn selbst diese leichte Berührung riß sie auf, und auf dem Körper entstanden blutige Spuren.
    »Was hast du?«
    Er hörte mich sprechen, aber er reagierte nicht. Sein Kopf ruckte hoch, dann zur Seite, und die Augen erhielten einen seltsam fahlen Glanz. Der Mund bewegte sich, und flüsternde Worte verließen ihn. »Er kommt - ja, er kommt.«
    »Der Schatten?«
    »Noch schlimmer…«
    Die nächste Frage blieb mir auf der Zunge hängen, denn wir alle hörten den Schrei. Gleichzeitig kippte Eric nach hinten. Er schlug hart auf die Bohlen, seine Arme zuckten, er trampelte mit den Beinen, schrie weiter und starrte in die Höhe.
    Plötzlich war das Licht nicht mehr zu sehen. Keiner von uns hatte es ausgeschaltet, es war einfach von einer kaum beschreiblichen Schwärze verdeckt worden, die ungefähr die Hälfte des Ateliers umhüllte, uns aber im Hellen ließ.
    Wir starrten in das Dunkel. Man konnte es als gestaltlos ansehen. Es war tiefer als der tiefe Ozean, es war einfach da, und es war nicht zu erklären, doch es hatte zwei rötliche Augen in der Mitte und einen Namen.
    Es war der Spuk!
    ***
    Also doch!
    Überrascht waren wir nicht besonders, denn wir kannten ihn. Wir hatten schon oft genug mit ihm zu tun gehabt, und wir wußten auch, wie wir zueinander standen, obwohl sich der Burgfrieden zwischen uns zur Zeit auf wackligen Füßen bewegte.
    Er war ein Dämon. Er war uralt. Es hatte ihn bereits vor Millionen von Jahren gegeben, und er gehörte zu den Urdämonen. Er kannte das Leben, er kannte das Sterben, und er war ein großer Sammler von Dämonenseelen.
    Jetzt sah er uns und sprach uns an. »Warum habt ihr euch eingemischt? Warum nur?!«
    Shao redete gegen die schwarze Wolke. »Das können wir dir sagen. Weil Menschen gestorben sind.«
    »Menschen…« Die Antwort klang verächtlich.
    »Ja, Menschen!« wiederholte Shao.
    Aus der Wolke drang so etwas wie ein Lachen. »Was bedeutet es schon, wenn Menschen sterben, die selbst den Tod suchen? Sie wollten sich umbringen, und ich habe es gespürt. Ich bin immer auf der Suche nach Seelen, die mein Reich ausfüllen, und da kamen mir diese Menschen gerade recht.«
    »Wolltest du sie mit den Seelen der vernichteten Dämonen mischen?« sprach ich ihn an.
    »Nein, das hatte ich nicht vor.«
    »Was dann?«
    »Ich wollte ein neues Reich aufbauen, und ich habe dazu einen Helfer gebraucht. Lange habe ich überlegt, bevor ich den Plan in die Tat umsetzte. Aber es ist mir gelungen, jemanden zu finden, der eine neue Schattenwelt schuf, die sich meinem Einfluß nicht entziehen konnte. Ich habe einen Schatten, der auf meiner Seite steht und sich um die Seelen der Selbstmörder kümmert.«
    »Einen Filiale, wie?«
    Der Spuk ging darauf nicht ein. »Wie auch immer, es ist ein Versuch gewesen. Ihr könnt ihn hinnehmen oder ihn bekämpfen, das bleibt euch allein überlassen.«
    »Kannst du dir nicht denken, wie wir reagieren werden?«
    »Das überlasse ich euch. Ich werde niemandem helfen: Ihr müßt mit dem Schatten zurechtkommen…«
    Hoffentlich konnten wir seinen Worten vertrauen, denn kurz nach dieser Botschaft zog er sich zurück. Die schwarze Wolke löste sich nicht direkt auf, sie zog sich nur zusammen, wobei zuerst die Augen verschwanden, das absolut Schwarze immer kleiner wurde, bis es nicht mehr zu sehen war.
    Das Licht brannte auch weiterhin, der Spuk hatte es nicht gelöscht und die Lampe auch nicht zerstört.
    Alles war normal.
    Oder?
    Plötzlich sprang Eric Canetti in die Höhe. Er stemmte auch die Arme hoch, schrie, zitterte, und plötzlich drehte er sich auf der Stelle. Er ließ die Arme sinken, streckte sie aus, und plötzlich zuckten die Finger in verschiedene Richtungen, um uns etwas anzuzeigen.
    Die Bilder waren da!
    Urplötzlich füllten all die Zeichnungen aus dem Totenbuch den Raum aus, nur daß sie hier zwischen uns schwebten und nicht auf irgendwelchen Leinwänden abgemalt waren.
    Aber nicht nur die waren erschienen.
    Der Schatten stand ebenfalls dort, und er hielt sich hinter seinem Körper auf, wobei das Messer auf Erics Rücken zielte, als sollte der Maler ein zweitesmal sterben…
    ***
    Im ersten Augenblick wußte keiner von uns, was wir unternehmen sollten.
    Ich bewegte mich nicht, Shao stand ebenfalls ruhig, aber Suko wollte einen Versuch unternehmen.
    Er hatte sich günstig aufgebaut, denn mein Körper deckte ihn etwas ab. So konnte er seinen Arm bewegen und
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