Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0921 - Totengrinsen

0921 - Totengrinsen

Titel: 0921 - Totengrinsen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sie.
    Er war erlöst.
    Der Tunnel gab ihm Kraft. Sein Licht begleitete ihn bis in die Endgültigkeit und…
    Es war wie das Kreischen einer Säge.
    Hoch, schrill, wütend und atonal. Dann verstummte die Musik. Statt dessen hörte er dieses verdammte Geschrei, das seine Trommelfelle brutal traktierte. Ob er in diesem Zustand Trommelfelle hatte, darüber dachte er nicht nach, aber seine Gedanken hingen noch sehr mit dem menschlichen Leben zusammen.
    Und sein Denken blieb.
    Auch sein Sehen.
    Es gab noch nicht die Abstraktion, zu der letztendlich alles hinführen würde.
    Er sah.
    Und er sah ihn!
    Es war grauenhaft!
    ***
    Tim Book wußte nicht, woher die Gestalt so plötzlich in diesem Tunnel erschienen war. Aber er sah sie vor sich - beinahe so dicht, daß er sie mit den Händen hätte greifen können. Das Grauen ergriff von ihm Besitz. Er fühlte wieder wie ein Mensch, und dieses Fühlen schickte einen wahnsinnigen Strom der Angst in ihm hoch.
    Angst vor der Gestalt!
    Sie schwebte vor ihm im Tunnel. Tim nahm nicht mal wahr, ob sie einen Körper hatte oder ebenso feinstofflich war wie er. Er sah nur das Gesicht.
    Welch ein Gesicht!
    Es war kaum zu beschreiben, höchstens äußerlich. Es war ein rundes Gesicht, wie es Babys oft haben. Auf dem Kopf wuchs kein einziges Haar.
    Es gab keine Brauen, es gab einfach nur diese Augen, die so irre und fürchterlich aussahen, daß man es kaum beschreiben konnte.
    Menschliche Augen?
    Nein, sicherlich nicht. Kein Mensch konnte so schauen. Es sei denn, in seinem Innern befand sich ein verwirrter Geist, der für diesen Ausdruck sorgte.
    Die Äußerlichkeiten des Gesichts traten zurück. Tim ging es einfach nur um das, was es ausstrahlte, aber damit kam er leider nicht zurecht. Er bekam schreckliche Angst. Dieser Ausdruck in den Augen, der so leer war, gleichzeitig aber von einer irren, mörderischen Botschaft zeugte, die darauf schließen ließ, daß es diesem Wesen Spaß bereitete, andere Menschen zu quälen, zu foltern, und brutal zu töten.
    Keine Seele.
    Nur der Körper, das Gesicht, die Augen!
    Sie starrten ihn an. Nichts bewegte sich in ihnen, und diese Bewegungslosigkeit übertrug sich auf das gesamte Gesicht, dessen Mund halb geöffnet und dabei in die Breite gezogen war, so daß ein Teil der hellen Zähne sichtbar wurde.
    Tim spürte den zweiten Schock.
    Die Augen und der Mund. Beides gehörte zusammen. Die Nase übersah er einfach, denn jetzt konzentrierte er sich einzig und allein auf die Lippen.
    Der Mund grinste.
    Es war das wissende, das kalte, das grausame Grinsen einer menschverachtenden Person. Möglicherweise auch das kalte Grinsen eines Wahnsinnigen, der gar nicht bemerkte, daß er seinen Mund verzogen hatte. Ein schlimmes Grinsen, in dem schreckliche Versprechen standen, die der andere einlösen würde.
    Das Grinsen eines Irren. Verbunden mit dem Blick zweier Augen, wie Tim sie noch nie erlebt hatte.
    Wieder kam ihm zu Bewußtsein, daß er wie ein Mensch dachte. Er war noch nicht soweit. Die Fesseln des Körpers hielten ihn weiterhin fest, auch wenn sie sich gelockert hatten.
    Die Gestalt - oder war es nur der Kopf? - versperrte ihm den weiteren Weg zum Licht. Wenn er es erreichen wollte, dann mußte er an dieser Gestalt vorbei, und das wiederum würde schwer werden.
    Himmel und Hölle!
    Lagen sie wirklich so dicht beisammen wie das Licht und der Schatten? Tim dachte seltsamerweise darüber nach, während er seinen Blick nicht von diesem grinsenden Mund lösen konnte und ihm der Verdacht kam, daß eine teuflisch lächelnde Leiche vor ihm schwebte.
    Hörte er ein Kichern?
    Oder sogar eine Stimme?
    Die Augen blickten noch starrer, aber Tim las in ihnen eine Botschaft. Er wußte, daß der andere jeden Augenblick zupacken würde.
    Da erwischte ihn der Schmerz!
    Schrie er, schrie er nicht?
    Plötzlich platzte der Tunnel vor seinen Augen weg. Das Licht verschwand, als wäre es von der Finsternis der Hölle gefressen worden. Er sah auch das Gesicht nicht mehr. Der grausam verzogene Mund und die mörderischen Augen waren nur noch Erinnerung. Der Weg zum Licht lag weit entfernt, dafür hörte er etwas sehr Menschliches.
    »Wir haben ihn, Doktor! Schauen Sie auf die Instrumente. Das Herz - es schlägt wieder!«
    »Tatsächlich!«
    »Wahnsinn!«
    »Wunderbar, wir müssen jetzt den Kreislauf stabilisieren, Kate!«
    »Mach ich!«
    Tim hörte es. Eigentlich hätte er die Augen geschlossen haben müssen, bei ihm aber waren sie weit geöffnet. Das Licht sah er nicht mehr. Eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher