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0921 - Totengrinsen

0921 - Totengrinsen

Titel: 0921 - Totengrinsen
Autoren: Jason Dark
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wahnsinnige Mühe gegeben, auch auf der Intensivstation. Sie haben um das Leben meines Sohnes gekämpft, und sie haben diesen Kampf tatsächlich gewonnen. Sie reanimierten ihn, und sein Herz fing wieder an zu schlagen.« Book trank einen Schluck Bier und nickte Jane zu. »Ein wahrlich einmaliger und sagenhafter Erfolg, zumindest für mich, Tims Vater, und ich bin den Ärzten sehr dankbar.«
    »Wie geht es Ihrem Sohn jetzt?«
    »Besser, zumindest körperlich.«
    »Weshalb betonen Sie das so?«
    »Weil ich gleich darauf zurückkommen werde, weshalb ich mich mit Ihnen in Verbindung gesetzt habe. Da ging es nicht um körperliche Wehwehchen, obwohl diese schlimm genug sind. Tim leidet unter Quetschungen im Brustbereich. Die Rippen sind angegriffen, die Milz ebenfalls, er muß noch lange in der Klinik bleiben. Aber es geht auch um etwas anderes.«
    »Es ist die Zeitspanne seines klinischen Todes!«
    »Ja, Miß Collins«, gab Gerald Book zu, und er stöhnte dabei leise auf. »Darum geht es.«
    »Was hat er erlebt?«
    Book schaute Jane an, als hätte sie ihm etwas völlig Überraschendes an den Kopf geworfen. »Wie kommen Sie denn darauf, Miß Collins?«
    »Ich habe es mir denken können, und Ihr Sohn ist beileibe kein Einzelfall. Es gibt genug Bücher, deren Inhalt sich mit dem beschäftigt, was Menschen erlebt haben, die bereits klinisch tot waren. Da kann man wirklich jede Menge schreiben. Und wenn Sie zehn Bücher gelesen haben, werden Sie feststellen, daß sich die Aussagen alle gleichen. Die Menschen sprachen von einem Tunnel, der zu einem strahlenden Licht führt, und sie sprachen auch davon, daß sie sich irrsinnig glücklich fühlten und überhaupt nicht zurück in ihren alten Körper und in ihre ehemalige Existenz wollten. Das kennt man, und ich denke, daß es bei Ihrem Sohn ähnlich verlaufen ist.«
    »Nicht so ganz.«
    »Bitte?«
    Etwas hilflos sah es aus, als Gerald Book die Schultern hob. »Ja, das ist das Problem.«
    »Mit dem ich mich beschäftigen soll.«
    »Ich hoffe, Sie können es. Ich habe mir keinen Rat mehr gewußt. Bei der Polizei hätte man mich ausgelacht. Zudem ist ja nicht direkt etwas passiert. Es sind ja seine Erinnerungen, keine Fakten, nach denen man sich richten könnte.«
    »Was genau hat er erlebt?«
    »Das kann ich Ihnen sagen. Da ich es bei meinen Besuchen immer wieder gehört habe, kommt es mir so vor, als hätte ich es durchgemacht, nicht mein Sohn. Sie hatten recht, als sie vorhin die Aussagen der klinisch toten Menschen erwähnten. Sie gleichen sich alle. Das hat auch mein Sohn feststellen müssen. Er sah seinen Körper unter sich liegen, er wunderte sich darüber, daß man sich so intensiv um ihn kümmerte, wo es ihm doch so gut ging. Er hatte von seinem Leben Abschied genommen, denn die neue Leichtigkeit zu spüren, war für ihn etwas Einmaliges.«
    »Das denke ich mir.«
    »Dann ging es weiter.«
    »Er sah den Tunnel!« stellte Jane fest.
    »Richtig.«
    »Er sah auch das Licht.«
    »Genau.«
    »Hörte er Musik?«
    Gerald Book nickte. »Wunderschöne Klänge. Engels- oder Himmelsmusik - wie auch immer. Er konnte sie nicht beschreiben, aber sie taten ihm unwahrscheinlich gut, und sie begleiteten ihn auf seinem Weg in den Tunnel und damit zum Licht. Es muß dort oben wirklich die Erfüllung aller Wünsche sein, so sehe ich es zumindest. Das wunderschöne Licht, diese strahlende Helligkeit, die einen Menschen fesseln kann. Wie dem auch sei, Tim war begeistert, er wollte auf keinen Fall zurück in das Elend, also in seinen Körper. Dann geschah es.« Book schüttelte den Kopf und legte eine Pause ein. Bisher war er ruhig gewesen. Nun wurde er von einer Hektik erfaßt, die rötliche Flecken auf seinen langgezogenen Wangen erscheinen ließ.
    »Bitte, Mr. Book, bleiben Sie ruhig. Sie tun sich keinen Gefallen damit, wenn Sie jetzt die Nerven verlieren.«
    »Das weiß ich ja selbst«, gab er nickend zu, »aber es ist so schwer, mit jemandem darüber zu reden, ohne sich lächerlich zu machen.«
    »Wenn sie sich hätten lächerlich machen wollen, wären Sie bestimmt nicht zu mir gekommen.«
    »Da haben sie auch wieder recht.« Er schaute in sein leeres Glas. An den Innenwänden zeichneten sich noch die Schaumstreifen ab. »Gut«, nahm er den Faden wieder auf. »Es ist so gewesen. Tim tauchte in den Tunnel, glitt dem Licht entgegen, und irgendwann passierte es dann. Man kann das zeitlich nicht nachvollziehen, denn die Zeit gibt es in diesen Sphären wohl nicht. Jedenfalls wurde er
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