Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0921 - Die Trennung

0921 - Die Trennung

Titel: 0921 - Die Trennung
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
Handflächen. »Entschuldige, ich war vielleicht etwas zu heftig. Jeder Mensch macht mal Fehler. Aber gerade von dir bin ich das nicht gewöhnt.«
    Nicole entspannte sich. »Schon gut. Es war ja wirklich mein Bock. Aber auch hier gilt: Nicht verzagen, bei Nicole nachfragen.«
    »Du hast eine Idee?«
    »Ja. Ich denke schon. Sie ist so einfach wie genial.«
    »Na denn.« Pierre Robin war nicht überzeugt.
    ***
    Nicole machte sich sofort ans Werk. Sie ließ sich von Pierre Robin zum Montmartre zurückfahren und holte dort ihren kleinen Einsatzkoffer. Natürlich war sie überzeugt gewesen, nach ihrem Auszug aus dem Château künftig nichts mehr mit den Schwarzblütigen zu tun zu haben. Aber man wusste ja nie. Während der Fahrt bat sie Robin, sich mit Gaudin in Verbindung zu setzen. Er sollte ihr eine hohe Leiter besorgen.
    Nur Robins Überredungskünsten und der Beschwörung ihrer alten Freundschaft gelang dies schließlich. Gaudin hatte sich anfangs standhaft geweigert, nur noch einen Finger für die Versagerin krumm zu machen.
    Der Dämonenjägerin war bewusst, dass sie viel gutzumachen hatte. Als sie vor dem Haus der Tourniers eintrafen, war dieses bereits weiträumig abgesperrt. Überall standen Polizeiautos mit zuckenden Lichtern. Krankenwagen und Feuerwehren waren innerhalb des Belagerungsrings geparkt. In Gaudins Nähe bemerkte Nicole ein schwer bewaffnetes Sondereinsatzkommando.
    »Es tut mir wirklich sehr leid, was passiert ist, Monsieur Gaudin«, sagte Nicole. »Ich versage nicht so oft. Dass es gerade hier passiert ist, ärgert mich selbst am meisten. Aber ich werde es wiedergutmachen, ich verspreche es. Dazu brauchte ich aber nochmals Ihre Hilfe.«
    »Machen Sie. Aber wehe, es geht wieder schief. Dann sind Sie erledigt, Duval. Dann kann auch Pierre Sie nicht mehr vor meinem Zorn schützen. Ich weiß ja schon jetzt nicht mehr, wie ich dieses Vorgehen vor meinen Vorgesetzten rechtfertigen soll. Aber gut. Cavarro wird Ihnen assistieren. Wenden Sie sich an ihn.« Gaudin wandte sich brüsk ab.
    »Ein reizender Mensch«, murmelte Nicole. »Ist der immer so?«
    »Ach, der ist eigentlich ganz in Ordnung«, gab Cavarro zurück.
    »Was also brauchen Sie, Mademoiselle Duval?«
    »Wenn Sie mich schon so fragen. Würde es Ihnen was ausmachen, dieses wunderhübsche rote Feuerwehrauto mit der hohen Leiter hierher fahren zu lassen?«
    Pedro Cavarro starrte sie an. »Na gut«, sagte er dann.
    Gleich darauf setzte sich der Leiterzug in Bewegung. Fünf Minuten später fuhr die hydraulische Leiter nach oben. Flink stieg Nicole hinauf und machte sich umgehend ans Werk.
    Zwei Straßen weiter geriet ihre Arbeit plötzlich ins Stocken. »Hm«, murmelte sie. »Da brauch ich also doch noch Hilfe. Also gut.«
    Sie starrte aus zehn Metern Höhe die optisch schmaler werdende Leiter hinunter auf die winzig kleinen Menschen, während sie sich stehend gegen die Leitersprossen drückte. Dann kramte sie ihr TI-Alpha aus der Windjackentasche. Sie hatte sie angezogen, weil es hier oben unter den Hausdächern ganz schön windete.
    Nicole rief eine gespeicherte Nummer auf und wählte. Mit einer Verzögerung von nicht einmal einer Sekunde klingelte es am anderen Ende.
    Es dauerte einen Moment. »Rhett«, meldete sich eine verschlafene Stimme.
    »Hallo Lord Zwerg«, sagte Nicole. »Du hast schon geschlafen, was? Tut mir schrecklich leid, wenn ich dich störe. Aber ich brauche unbedingt deine Hilfe. Willst du mir einen Gefallen tun?«
    Rhett schnaufte hörbar ein. »Ni-Nicole? Das ist ja voll die Überraschung. Ja klar tue ich dir einen Gefallen. Wie geht’s dir? Wo bist du? Warum rufst du nicht Zamorra an? Der ist sicher noch wach.«
    »Du weißt ja, dass wir gerade nicht so gut miteinander können, Lord Zwerg. Deswegen wär’s mir lieber, du hilfst mir. Okay?«
    »J-ja. Aber du kommst doch wieder? Wir vermissen dich alle ganz schrecklich. Nicht nur Zamorra.«
    Ein seltsam weiches Gefühl durchflutete Nicole. Traurigkeit, Wehmut, gemischt mit ein bisschen Zorn auf sich selber. Sie spürte die Tränen in sich hochsteigen. Am liebsten hätte sie umgehend gepackt und wäre aufs Château zurück. Aber zuerst musste sie hier etwas erledigen.
    »Klar komm ich wieder, Lord Zwerg. Lass mir einfach noch ein bisschen Zeit. Wie geht’s Fooly?«
    »Unverändert.«
    »Hm. Und dir und deiner Mama?«
    »Auch gut. Na ja, nicht wirklich. Dass du gegangen bist, war ein voll großer Schock. Nicht nur für Zamorra. Und wenn ich dich nicht so mögen würde, müsste
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher