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0919 - Die Rache

0919 - Die Rache

Titel: 0919 - Die Rache
Autoren: Jason Dark
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räusperte sich und verdrehte dabei die Augen, so daß er die Decke betrachtete. Aber von dort erhielt er auch keine Antwort, die mußte er sich schon selbst geben.
    Bill und ich schwiegen ebenfalls. Wir sollten Oliveiro Gelegenheit geben, über die Dinge nachzudenken. Die Luft im Raum hatte sich irgendwie verändert. Meiner Ansicht nach roch sie säuerlich, als trieben von den Müllkippen säurehaltige Schwaden herbei.
    Ich stand auf, weil mir die Hose an den Beinen klebte. Ich zog den Stoff weg und ging zu einem der Fenster hin, um hinauszuschauen.
    Mein Blick glitt den Müllhalden entgegen, die von einer dünnen Rauchwolke überdeckt wurden, die sich wie das Dach eines Pilzes ausbreitete.
    Die Sonne stand nicht mehr so hoch am Himmel. Sie leuchtete orangerot und würde bald untergehen. Aus einer gewissen Ferne hörte ich den Klang irgendwelcher Stimmen, ohne herausfinden zu können, was die Menschen sagten.
    Ich drehte mich wieder um. Oliveiro hatte mich beobachtet und blickte mich jetzt an. »Ich habe gerade Ihrem Freund zugeflüstert, daß es kaum zu fassen ist, was Sie mir gesagt haben.«
    »Stimmt.« Ich hob die Schultern. »Aber wir sind hier, um über Lösungen zu diskutieren. Für mich ist das eine.«
    Ich rückte den Stuhl zurecht und setzte mich wieder.
    Oliveiro spielte mit einem dünnen Bleistift. »Tja«, murmelte er und strich sein kurzärmeliges Hemd glatt. »Ich selbst weiß keine andere Lösung, obwohl es mir schwerfällt, diesen Aberglauben zu akzeptieren. Aber das ist wohl in dieser Welt so, wo die Technik angeblich herrscht und die Menschen die alten Gesetze vergessen haben.«
    »Richtig, Senor.«
    »Was wollen Sie tun?«
    Diesmal redete Bill. »Wir müssen diese drei Wesen finden, damit sie uns den Weg zurück zeigen.«
    »Zur Basis, nehme ich an.«
    Bill nickte. »Zu dem oder zu den Dingen, die dahinter stehen. Durch die alles geschehen ist. Es gibt einen Verursacher, Senor. Davon müssen wir ausgehen.«
    »Den Sie aber nicht kennen.«
    »Sie auch nicht.«
    »Ja, leider.« Er schaute sinnend auf eines der Fenster. »Es wird bald dämmern«, sagte er. »Dann folgt die Nacht, und ich kann mir nicht helfen, aber sie könnte gefährlich werden.«
    »Durchaus möglich.«
    »Ich habe eine Frage, Senor. Kann ich vielleicht bei Ihnen bleiben und miterleben, ob diese Theorie auch in die Praxis umgesetzt worden ist?«
    Bill gab eine lachende Antwort. »Aber das ist doch selbstverständlich, darum bitten wir. Wir sind zu Ihnen gekommen, weil Sie sich am besten hier auskennen, Senor. Sie sind der Mann, der die Bewohner kennt. Sie haben die Insel bauen wollen, deshalb tun Sie uns den Gefallen. Lassen Sie uns daran teilhaben!«
    »Gut.«
    »Wie gehen wir vor?«
    Der Pfarrer überlegte. Während er noch nachdachte, passierte etwas anderes.
    Wir drei hörten ein Geräusch, das von drei verschiedenen Stellen zugleich aufklang.
    Ein hohes, leicht schrilles Singen.
    Wir wußten Bescheid.
    Sie waren da!
    ***
    Pepe Marcas war gerannt wie selten zuvor in diesem verdammten und verfluchten Bau. Zum Glück kannte er sich aus, und zum Glück befand sich das Fenster in der di itten Etage, so daß er nicht zu weit hochlaufen mußte. Trotzdem war er schweißnaß, und wenn er den Kopf schüttelte, flogen die Schweißperlen.
    Er kannte sich aus. Er wußte, welche Tür er aufstoßen mußte, und er hoffte, daß sie nicht abgeschlossen war. Wenn ja, war es auch nicht so schlimm, denn er besaß einen Generalschlüssel, der ihm die normalen Wohnungstüren öffnete.
    Der Schlag auf die Klinke war von einem wilden Keuchen begleitet. Sie bewegte sich leicht, als wäre sie nicht mehr in Ordnung, er konnte die Tür aufstoßen und hinein in die Wohnung stürmen, die leer war, denn die Bewohner hatte die Sauna zwischen den vier Wänden verlassen. Es roch nach alten Kinderwindeln und abgestandenem Essen. Die Luft stand wie eine unsichtbare Wand, und als er den Griff des Fensters nach unten drückte, da klemmte das Ding. So mußte Pepe zweimal ziehen, um das Fenster öffnen zu können.
    Er starrte hinaus, er hörte das heftige Atmen dicht unterhalb der äußeren Fensterbank, senkte den Blick und nahm erst jetzt so richtig wahr, was geschehen war.
    Die blonde Frau hing im Geflecht eines aus der Hauswand hervorgewachsenen Strauchs.
    Es wollte ihm zunächst nicht in den Kopf, was er mit eigenen Augen sah. Aber es stimmte. Die Fremde war aus dem Fenster gekippt und drei Etagen tiefer aufgefangen worden.
    Sie lag halb auf der Seite und halb
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