Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0917 - Das Totenfest

0917 - Das Totenfest

Titel: 0917 - Das Totenfest
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Person?
    Die ungewöhnliche Stille kannte ich schon. Ich hatte sie bei anderen Gelegenheiten erlebt. Es war die mit einer gewissen Spannung erfüllte Ruhe, die aber jeden Augenblick radikal enden konnte.
    Ich behielt vor allen Dingen die schmale Tür im Auge. Wenn jemand kam, dann nur von dort.
    Oder…?
    Etwas gefiel mir nicht mehr. Ich konnte den Grund nicht mal nennen, aber da gab es ein Fluidum, das durch diesen unterirdischen Raum huschte und auch an mir nicht stoppte.
    Etwas kam auf mich zu.
    Es war unsichtbar, nur zu fühlen, nicht zu sehen, und trotzdem bemerkte ich, wie es sich verdichtete.
    Ich wurde von dieser Wolke eingefangen, sie war eine Botschaft, möglicherweise auch eine Warnung an mich, den Raum zu verlassen.
    Ich ignorierte sie, wenn sie denn eine sein sollte. Meine Neugierde war einfach stärker. Zudem war ich zu dem Entschluß gelangt, daß dieser Fall noch Überraschungen bereit hielt, mit denen ich jetzt noch nicht rechnen konnte. Es war durchaus möglich, daß ich mich in einer magischen Zone befand.
    Warten…
    Schauen…
    Meine Blicke tasteten Boden und Wände ab. Ich drehte mich, sah mir die Treppe an und schaute auch dorthin, wo es nicht so hell war und sich der Notausgang in der Nähe befand.
    Nirgendwo tat sich etwas.
    Und doch wußte ich, daß ich nicht mehr allein war. Die andere Kraft hatte sich noch mehr verdichtet.
    Wo konnte sie sich mir öffnen?
    Vor mir. Direkt an der Wand. Wie aus dem Nichts erschien dort ein gewisses Licht und gab dem Stück Wand den Anschein, als würde es sich bewegen. Grün und grau zugleich, und es gab der Wand den Anschein, als wollte sie sich auflösen, um einer bestimmten Person den Weg in die Freiheit zu eröffnen. Diese Veränderung konzentrierte sich nicht auf die gesamte Wandfläche, sondern nur auf einen bestimmten Ausschnitt, ungefähr so groß, als hätte ich beide Arme ausgestreckt, um seine Maße anzudeuten. Das Licht in der Wand blieb. Es kam mir wolkig vor, und die beiden verschiedenen Farben schoben sich hinein, vermischten sich, wurden düster und grau, aber innerhalb dieser Wolken malte sich etwas ab, mit dem ich persönlich nicht zurechtkam.
    War es eine Gestalt, ein Wesen, das lebte?
    Noch war die Öffnung in der Wand zu stark durch die Wolken verdunkelt. Ich konnte es nicht genau erkennen, aber über dieses Phänomen selbst machte ich mir schon Gedanken.
    Meiner Ansicht nach hatte sich vor mir ein Tor geöffnet, das gleichzeitig den Eingang zu einer anderen Dimension darstellte. Ein transzendentales Tor. Der Weg dadurch konnte überall hinführen.
    Zu längst versunkenen Reichen, aber auch in die Vergangenheit, wie ich erst vor kurzem in der kleinen Kapelle nahe Alet-les-Bains erlebt hatte.
    Ich dachte gleichzeitig an den Kerzenholer. Suko und ich hatten uns beide geirrt. Dieser Kerzenholer hatte noch einen dritten Weg gefunden, mit dem keiner von uns hatte rechnen können.
    Kam es? Kam es nicht?
    Es zögerte. Das Wesen, das sich noch in den Wolken verbarg, schien genau zu wissen, daß eine andere Person in dem Keller auf es wartete.
    Es zuckte vor, dann zurück. Wer immer sich auf seinen Auftritt vorbereitete, ich wollte nicht, daß er sich wieder zurückzog. Er sollte bleiben. Ich dachte schon über ein Versteck nach. Das war nicht mehr nötig. Die Gestalt in der Wolke nahm Konturen an, und mir stockte für einen Moment der Atem, als ich die Frau erkannte.
    Sie schob sich vor. Deutlicher und genauer konnte ich sie erkennen. Ich schüttelte den Kopf. Es war kaum zu fassen, aber ich war keiner Halluzination erlegen, denn einen Moment später ruckte der Körper der Frau nach vorn und dieses möglicherweise feinstoffliche Wesen nahm plötzlich eine normale Gestalt an…
    ***
    Eine Frau - ja!
    Ein Erlebnis. Eine Person, die ein flattriges, weißes Kleid trug. Ihre Haare umwehten als graue, lange, lockige Strähnen den Kopf. Schuhe trug sie keine an den Füßen, trotzdem wirkte sie vornehm zurückhaltend. Und ihre Ausstrahlung machte mich sogar für eine Sekunde sprachlos.
    Sie hatte den Weg verlassen, sie mußte einfach aus einer anderen Welt gekommen sein, und sie schwebte in den Raum hinein wie eine Göttin.
    Ihr Gesicht war perfekt modelliert.
    Souverän stand sie da und schaute mich an.
    Sah sie mich?
    Ich wußte es nicht, denn als ich mich auf ihre Augen konzentrierte, da glaubte ich, daß sie einfach an mir vorbei- oder durch mich hindurchsehen würde. Ich hatte auch nichts gehört, keinen Laut, als sie mit den nackten Füßen den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher