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0912 - Der Hypno-Hund

0912 - Der Hypno-Hund

Titel: 0912 - Der Hypno-Hund
Autoren: Jason Dark
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erkennen. Es war eine dunkle Flasche, die mit einem Korken verschlossen war. Er nahm die Flasche hervor, und es war nicht zu erkennen, ob sie leer oder gefüllt war. Mit der Flasche in der einen und der Aktentasche in der anderen Hand trat der Mann auf den Verkaufsstand zu. Er ging sehr langsam, als überlegte er, ob er etwas kaufen sollte.
    Auch Paula wurde mißtrauisch. »Was will der Knilch denn?«
    »Mit dem stimmt was nicht.«
    »Du kannst ihn aber nicht hinauswerfen, Janice. Jeder kann sich so anziehen, wie er will.«
    »Warte nur ab, dann wirst du es sehen.«
    »Sicher, was soll ich sonst tun?«
    Der Mann stellte seine Flasche auf die Verkaufstheke. Daß er die Flasche geöffnet hatte, war den beiden Verkäuferinnen verborgen gewesen. Der angebliche Kunde sprach sie auch nicht an. Er wollte keine Beratung, er wollte nichts kaufen, er tat eigentlich gar nichts und verhielt sich wie ein Zombie.
    Beide hörten das Gluckern. Janice schaute Paula an. Diese nickte.
    Janice öffnete den Mund, sie hob den rechten Arm. Dabei hatte sie den Eindruck, als wäre alles anders geworden. Da hatte sich die Zeit auf einmal verdichtet. Sie erlebte die Vorgänge und Bewegungen nicht mehr normal, alles war langsamer geworden, ebenso ihre Bewegungen. Sie kam sich gefangen vor. Irgendwo hörte sie ein helles Lachen, aber weit weg.
    Das Gluckern war schlimm. Es hörte nicht auf. Er leert die Flasche, dachte Janice. Er leert sie. Er kippt etwas aus. Vielleicht will er sie bei uns füllen lassen. Aber warum hat er sie dann nicht draußen geleert? Ein intensiver Geruch erreichte ihre Nase.
    Geruch?
    Gestank?
    Wonach?
    Ihr Kopf war dumpf, das Gehirn fast gelähmt. Irgendwas Schreckliches kam auf sie zu. Janice schaute nach rechts, wo Paula stand. Sie hatte die Nase gerümpft, also mußte auch sie den fremden Geruch wahrgenommen haben.
    Paula wollte etwas sagen. Es blieb ihr, bis auf ein B, im Hals stecken, als ein Feuerzeug klickte und ein Flammenmantel den Mann einhüllte…
    ***
    Der Mann brannte!
    Er stand vor dem Verkaufsstand der beiden Frauen als eine lebende Fackel. Er hatte sich selbst angezündet. Janice und Paula waren Zeugen geworden, und sie begriffen in den nächsten Sekunden nicht so recht, was da eigentlich vorgefallen war. Ein Mensch wollte sterben, aber er würde auch andere mitnehmen, wenn sich das Feuer ausbreitete.
    Sprayflaschen und viele andere Dinge waren hochexplosiv.
    Der Mann löste sich von der Theke. Noch immer brennend torkelte er durch den großen Verkaufsraum in der unteren Etage, und erst jetzt wurde er von den anderen Kunden und Mitarbeitern wahrgenommen. Es war so, als hätte jemand einen Befehl gegeben, um gewisse Menschen endlich aus ihren alten Verhaltensweisen und Lethargien zu lösen, denn urplötzlich erwachten die Kunden und auch die anderen Verkäuferinnen.
    Ihre Schreie übertönten die normale Geräuschkulisse aus leisen Stimmen, Lautsprecherdurchsagen, Papiergeraschel.
    Das Chaos war perfekt. Die Kunden blieben nicht auf der Stelle stehen.
    Sie setzten sich in Bewegung und rannten in Panik davon.
    Der Ausgang lag in der Nähe. Nur wenige Menschen fanden den richtigen Weg. Andere liefen in verschiedene Richtungen davon und behinderten sich gegenseitig.
    Und den Mittelpunkt bildete der brennende Mann!
    Er torkelte von einer Seite zur anderen. Das Feuer umloderte ihn mit rotgelben Armen, und hinter diesem Schein wirkte sein Gesicht wie eine starre Maske, die allmählich schmolz.
    Auch die beiden Verkäuferinnen beobachteten seine Bewegungen.
    Janice dachte an die Sprenkleranlage und fragte sich, warum sie nicht funktionierte. Sie wußte jetzt auch, woher sie den fremden Geruch kannte. Das war Benzin gewesen, verfluchtes Benzin, und sie hätte auch vorher darauf kommen müssen.
    Jetzt war es zu spät. Der Selbstmörder würde den Tod finden.
    Die Aktentasche lag am Boden. Sie war der einzige Gegenstand, der nicht brannte. Ansonsten bewegte sich der flammende Mensch mit ausgebreiteten Armen durch den Verkaufsraum. Wie ein großer Vogel, der gleich fortfliegen wollte.
    Er schrie nicht. Er starb einen stillen, langen und einen schrecklichen Tod. Seinen Mantel gab es nicht mehr, der war längst verbrannt. Die Feuerzungen hatten den Pullover in Brand gesteckt, die Hose ebenfalls, und sie verschonten auch die Haut nicht. Wer immer zuschaute, der erlebte etwas Schreckliches. Die Gesichtshaut verkohlte und löste sich allmählich von den Knochen des Menschen. Ein schauriger Anblick.
    Derartige Personen
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