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0904 - Der Krieger der weißen Stadt

0904 - Der Krieger der weißen Stadt

Titel: 0904 - Der Krieger der weißen Stadt
Autoren: Volker Krämer
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der Herrscher entsprungen war. Einen zweiten wie ihn hatten sie nie wieder erschaffen. Alle die nach ihm kamen, waren Kopien, schwächer an Geist und Kraft. Doch auch sie waren fähige Helfer der Herrscher, denn ihnen oblag die Sicherheit der weißen Städte; wenn sie zum Einsatz kamen, übernahmen sie die Organisation, bereinigten Probleme, befehligten Praetoren und Urbane.
    Pykurr war niemals auf einer anderen Welt zum Einsatz gekommen, denn er war direkt den Herrschern unterstellt. Im Grunde war er ihr erster Diener, doch oft gingen seine Aufgaben weit darüber hinaus. Die Herrscher waren unantastbar, doch oft erschufen sie sich ihre ganz eigenen Probleme selbst. Sie waren labil in ihren Stimmungen, die oft heftig schwankten.
    Dann war es an Pykurr, die emotionellen Ausbrüche seiner Schöpfer wieder in normale Bahnen zu lenken. Er veranstaltete große Spiele, in denen Praetoren und Urbane ihre Fähigkeiten beweisen mussten - auch im tödlichen Kampf gegeneinander; er illuminierte den Himmel, tauchte ihn in ein Farbenmeer, in dem die Sonne wie eine Königin ihre Bahnen zog. Er badete die Herrscher in sanften Klängen oder in der wilden Musik des Kampfes… und immer hatte er dies alles erfolgreich getan.
    Pykurr war Diener, Unterhalter, Heiler des Gemüts, ausführendes Organ und, ja, oft auch Freund seiner Herren. Zumindest sah er sich so. Gesagt hatten sie es ihm nie.
    Die Dunkelheit bemächtigte sich auch seines Gemütszustands. Und um den war es seit dem Start des Plans schlecht bestellt. Pykurr hatte böse Vorahnungen gehabt. Die Angst , dieser uralte Feind, war neu erwacht. Doch wäre nicht noch ausreichend Zeit gewesen, den Plan besser zu organisieren? Die Wahl der acht Knotenwelten war bestürzend dilettantisch ausgefallen.
    Parom - der Kokon auf dieser Welt war von Anfang an instabil. Kein Wunder, dass er sich - einmal in Schwingung versetzt - am Ende selbst zerstört hatte. Und dann Armakath: Die von der Wurzel gewählte Wächterin gehörte einem Volk von Blutsaugern an, war also ständig auf den frischen Saft angewiesen, der sie am Leben hielt. Bereits zwei Fehler, ehe die anderen Welten überhaupt aktiv werden konnten.
    Überhaupt war Armakath die schlechteste aller Wahlen, denn sie befand sich in einer Dimension, die keine Position zwischen den Sternen darstellte. Die Herrscher hatten jedoch darauf bestanden, genau diese Stadt zu einer Knotenwelt zu machen. Die schwarzmagische Umgebung, in der Armakath lag, machte sie zu einer der stärksten weißen Städte überhaupt, denn sie sog die fremde Magie förmlich in sich auf.
    Die fehlende Sternenposition hatten die Herrscher trickreich umgangen, doch auch dies gefiel Pykurr nicht. Zu viele Unsicherheiten, zu wenig Sicherheit in der Handhabung, zu viele Fehlerquellen.
    Pykurr bewegte sich langsam zum Sitz der Herrscher. Unwillig schüttelte er den Kopf. Diese Finsternis lähmte ihn mehr, als die anderen Ductoren. Er kannte den Grund nur zu gut: seine Augen!
    Er unterschied sich nicht von dem Rest seiner Art. Es schien, als bestünde er nur aus eisenharten Muskeln, beinahe wie ein Steinwesen, denn sein haarloser Körper hatte die Farbe von weißem Stein. Pykurrs Schädel war kantig, die Hakennase stach weit aus seinem Gesicht hervor, seine Lippen hingegen dünn wie ein halbherzig gesetzter Strich. Doch wenn er seinen Mund einmal öffnete, dann konnte der enorme Ausmaße annehmen - Praetoren und auch jeder Ductor beherrschten die Tonmagie, durch die Klänge zu fester Materie werden konnten. Eine starke Waffe! Ein Ductor besaß jedoch noch weitere Fähigkeiten. Sein Mund konnte weißes Feuer verschießen, das durch nichts aufzuhalten war. Hinzu kam seine ungeheure Körperkraft.
    Jedes Wesen, dass sich zum ersten Mal einem Ductor gegenüber sah, spürte das Entsetzen wenn es in seine Augenpartie blickte. Sie besaßen keine Augäpfel! Leere Höhlen von tiefster Schwärze war alles, was man sehen konnte.
    Leere Höhlen… genau das war es, was Pykurr von seinen Artgenossen unterschied.
    Er konnte nicht mehr sagen, wie viele Jahre vergangen waren, doch er erinnerte sich noch genau an das Gefühl, als er aus einem viel zu langen Schlaf erwachte und die Welt um ihn herum in ihren herrlichsten Farben erstrahlte. Er konnte sehen , wie kein anderer Ductor sehen konnte. Er besaß Augen. Die übliche Sicht seiner Art war eine Grauskala, scharf abgezeichnete Linien, die präzise Entfernungsschätzungen zuließen. Ein Ductor sah perfekt, ausgerichtet auf seine
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